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Aareal Bank wird Beute von Private Equity

Die Private-Equity-Investoren Advent und Centerbridge bieten für die Aareal Bank.
Die Private-Equity-Investoren Advent und Centerbridge bieten für die Aareal Bank. Foto: Aareal Bank

Was sich in den vergangenen Tagen schon angedeutet hat, ist nun Gewissheit: Die Aareal Bank hat sich dem Druck von kaufinteressierten Private-Equity-Investoren und kritischen Aktionären gebeugt und willigt in die Übernahme durch ein PE-Konsortium ein.

Eine Gruppe um Advent International und Centerbridge sowie weitere nicht genannte Co-Investoren bietet den Aktionären der börsennotierten Immobilienbank 29 Euro pro Aktie, eine Prämie von 35 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate. Dies entspricht einem Eigenkapitalwert von 1,74 Milliarden Euro. Beide PE-Häuser werben damit, über umfangreiche Erfahrung bei der Investition in Finanzunternehmen zu verfügen.

Die Finanzinvestoren geben ein Bekenntnis zur Einheit der Aareal-Gruppe ab: Alle drei Segmente sollen weiterentwickelt werden. Auch soll die aktuelle Unternehmensstrategie „Aareal Next Level“ fortgesetzt werden. Im Gegenzug unterstützen Vorstand und Aufsichtsrat der Bank die Übernahmeofferte und wollen den Aktionären die Annahme des Deals empfehlen. Damit dürfte eine komplette Trennung von der IT-Sparte Aareon, dem Kronjuwel der Bank, zunächst einmal vom Tisch sein. Zur Finanzierung der Wachstumsstrategie soll stattdessen die in Kürze geplante Zahlung der zweiten Dividende für das Geschäftsjahr 2020 in Höhe von 1,10 Euro je Aktie entfallen.

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Wie reagiert Petrus auf die Advent-Offerte?

Nun wird es spannend sein zu beobachten, wie sich die kritische Aktionärsgruppe rund um den Shareholder-Activist Petrus Advisers zu dem Private-Equity-Angebot positioniert. Einerseits dürfte es den finanziellen Interessen der Aktivisten in die Karten spielen. Andererseits hatten sie den Vorstand in den vergangenen Monaten massiv bedrängt, die IT-Tochter Aareon komplett abzuspalten, weil sie in einem solchen Schritt den größten Mehrwert für die Aktionäre sahen.

An ebendieser Tochter ist der Finanzinvestor Advent, der jetzt auch für die gesamte Bank bietet, seit dem August 2020 mit 30 Prozent beteiligt. Ziel dieses Deals war es, den tatsächlichen Wert von Aareon aufzudecken und den Anbieter von IT- und Software-Services für die Immobilienwirtschaft über eine Buy-and-Build-Strategie weiterzuentwickeln. Aareon wurde damals mit 960 Millionen Euro bewertet, was einem Ebitda-Multiple von fast 14x entsprach.

Der Advent-Einstieg bei Aareon führte die Aareal-Bank-Aktie damals erstmals seit dem Beginn der Coronakrise wieder nah an die 20-Euro-Marke heran. Die jetzt gebotenen 29 Euro je Aktie entsprechen dem Kursniveau, auf dem die Aktie zwischen Herbst 2018 und Anfang 2020 notierte. Den Zehn-Jahres-Höchststand hatte das Papier im Mai 2018 bei 42 Euro erreicht.

Advent-Offerte gilt als nicht besonders ambitioniert

Doch noch ist der Deal nicht in trockenen Tüchern. Die Bieter haben eine Mindestannahmeschwelle von 70 Prozent definiert, und ein Preis von unter 30 Euro galt im Vorfeld als nicht besonders ambitioniert. Die Bieter hoffen dennoch, die Transaktion bis Mitte nächsten Jahres abschließen zu können. Einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag streben die PE-Investoren nach eigener Aussage nicht an.

Bei dem Deal beraten werden die Private-Equity-Häuser von Morgan Stanley und der Bank of America sowie den Kanzleien Sullivan & Cromwell, Gibson Dunn & Crutcher und Linklaters.

Und nur wenige Stunden nach der Lancierung des Übernahmeangebots formiert sich auch schon der erste Widerstand. Der Aktionär Teleios, der nach eigener Aussage 6 Prozent an Aareal hält und der Gruppe der kritischen Aktivisten zugeordnet werden kann, greift die Empfehlung des Aufsichtsrats, das Angebot anzunehmen, massiv an: „Die Aareal Bank ist kein Weihnachtsgeschenk, das der Aufsichtsrat einfach so weggeben darf. Teleios wird versuchen sicherzustellen, dass der Aufsichtsrat seiner Pflicht nachkommt und im neuen Jahr einen strukturierten Verkaufsprozess aufsetzt.“

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