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Das plant Capiton mit dem Geld aus dem neuen Fonds

Vollblut-Mittelstandsinvestor: Capitons Managing Partner und Vorstand Manuel Hertweck. Foto: Capiton
Vollblut-Mittelstandsinvestor: Capitons Managing Partner und Vorstand Manuel Hertweck. Foto: Capiton

504 Millionen Euro: So schwer ist der neue, sechste Fonds des Private-Equity-Investors Capiton. Damit bricht er einen Rekord, denn es ist der größte Fonds der Unternehmensgeschichte des Mittelstandsinvestors. Der Vorgängerfonds, den Capiton Ende 2014 geschlossen hatte, erreichte damals ein Volumen von 440 Millionen Euro. Somit ist der neue Fonds knapp 15 Prozent größer als sein Vorgänger.

Investieren will Capiton das Kapital in bewährter Manier: Für den Finanzinvestor kommen wie auch schon bei früheren Fondsgenerationen sowohl Mehrheits- als auch Minderheitsinvestments in Frage. Zudem legt Capiton einen sehr großen Wert auf die eigene Sektorspezialisierung: Fließen soll das Geld in Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Medizintechnik, Industrietechnik und „verantwortungsvoller Konsum“. Zu letzterem zählen etwa Unternehmen, die nachhaltige Produkte oder Verpackungen herstellen.

Obwohl die Berliner bei ihrem Investitionsfokus keine Experimente machen, soll 2022 trotzdem Einiges anders werden. Was genau, berichtet Managing Partner und Vorstandsmitglied Manuel Hertweck.

Capiton startete bereits 2019 mit dem Fundraising

Für Hertweck ist der sechste Fonds schon jetzt ein Erfolg. Das hat vor allem mit dem herausfordernden Fundraising zu tun: „Vor dem Hintergrund der umfassenden Auswirkungen der Coronakrise freuen wir uns, dass wir den größten Fonds unserer Unternehmensgeschichte aufgelegt haben“, so der Finanzinvestor. Capiton ist bereits in der zweiten Jahreshälfte 2019 mit dem Fonds an den Markt gegangen. Parallel stemmte Capiton den GP-led Secondary für das Portfoliounternehmen KD Pharma – eine Doppelbelastung für das gesamte Investmentteam, und auch für die Kapitalgeber, die damit gleich zwei Themen seitens Capiton auf ihrem Schreibtisch liegen hatten.

Im März 2020, als der Finanzinvestor aus der heutigen Sicht schon mehr als die Hälfte der Kapitalzusagen eingeworben hatte, geriet der Fundraising-Prozess Corona-bedingt ins Stocken. Ähnliches erlebten die meisten Finanzinvestoren, die während der Coronakrise einen Fonds vermarktet haben, so zum Beispiel auch Triton oder FSN Capital. Trotz der widrigen Umstände konnte Capiton den Prozess im Spätsommer 2020 wieder aufnehmen, nach dem First Closing des Fonds im Mai 2020.

Etwa 60 Prozent der Investoren des „capiton VI“ sind laut Hertweck bestehende Investoren, unter den restlichen 40 Prozent befinden sich dem Finanzinvestor zufolge auch große internationale Institutionelle. Insgesamt drei große Ankerinvestoren haben den sechsten Fonds gezeichnet, der Fundraising-Prozess hat komplett virtuell stattgefunden. Beraten ließ sich Capiton bei dem Fundraising von der Investmentbank Lazard sowie der Kanzlei Pöllath + Partner.

Capiton will Lower Midmarket treu bleiben

Auch aus dem sechsten Fonds will Capiton sowohl Minderheits- als auch Mehrheitsinvestments tätigen. Ein festes Verhältnis von Mehrheiten zu Minderheiten gebe es aber nicht. Ein Beispiel für ein jüngeres Minderheitsinvestment ist der Einstieg bei dem Heizungsspezialisten Solvis im Oktober vergangenen Jahres. Neben diesem Deal sind insgesamt bereits sechs Transaktionen aus dem neuesten Fonds unterzeichnet, darunter die Übernahme der E-Mobilitätsfirma Betonbau im Dezember 2021. Damit ist der Fonds bereits zu knapp 50 Prozent ausinvestiert.

Den „Sweet Spot“ von Capiton sieht Hertweck weiterhin bei Eigenkapitaltickets zwischen 20 und 50 Millionen Euro – und er möchte dem „Lower Midmarket“ auch künftig treu bleiben: „Mit stetig wachsenden Fondsvolumina halten Mittelstandsinvestoren öfter Ausschau nach größeren Firmen. Wir schätzen unser Segment sehr und gehen davon aus, dass wir in der Zukunft mehr Transaktionen pro Fonds umsetzen werden“, so der Investor. Aus dem fünften Fonds hat sich Capiton an zwölf Firmen beteiligt, aus dem sechsten könnte der Private-Equity-Investor bis zu 15 Transaktionen einfädeln, glaubt Hertweck.

Um sich im Markt von der Konkurrenz abzuheben, setzen die Berliner stattdessen auf einen klaren Sektorfokus. Die Unternehmen, die sich Capiton näher anschaut, stammen aus den vier Fokusbereichen Pharma, Medizintechnik, Industrietechnik und verantwortungsvoller Konsum – eine Antwort des Investors auf den extremen Wettbewerbsdruck im Private-Equity-Geschäft.

„Wir gehen davon aus, dass wir mehr Transaktionen pro Fonds umsetzen werden.“

Manuel Hertweck, Managing Partner und Vorstand bei Capiton

„Als wir uns vor vier bis fünf Jahren gefragt haben, wie wir uns für die Zukunft aufstellen möchten, war es klar, dass wir uns auf wenige Sektoren spezialisieren möchten, in denen wir bereits einen starken Track Record haben“, berichtet Hertweck. Punkten will Capiton bei den Unternehmen außerdem mit einer moderaten Verschuldungsstruktur. „Über unser gesamtes Portfolio hinweg beträgt der Leverage im Durchschnitt 3x Ebitda“, sagt der Managing Partner.

2022 wird für Capiton das Jahr der Exits

Das neue Jahr bringt für Capiton aber auch Veränderungen: So plant der Investor beispielsweise, die Fokusbranchen auszuweiten. Eine große Überraschung ist aber nicht zu erwarten: „Derzeit überlegen wir, neben unseren vier Zielsektoren einen weiteren Bereich zu erschließen“, schätzt Hertweck. Daneben will Capiton weitere Subsegmente in den bestehenden Zielbranchen erschließen.

Darüber hinaus soll das Team deutlich wachsen: „Wir suchen vor allem neue Kolleginnen und Kollegen für unsere Deal-Teams, aber auch unser Backoffice sowie unser Industriebeirat sollen Verstärkung bekommen.“ Fünf bis sechs neue Mitarbeiter will Capiton in diesem Jahr einstellen – und wirbt dabei mit der Vergütungsstruktur: „Unser Fokus liegt hier klar auf Diversität. Außerdem bieten wir bereits unseren Investment-Mitarbeitern im Junior-Bereich eine Carry-Beteiligung an.“ Das ist in der Private-Equity-Welt in der Tat ungewöhnlich, meistens wird ein Carry erst ab dem Vice-President-Level ausgeschüttet.

„Wir bieten bereits unseren Investment-Mitarbeitern im Junior-Bereich eine Carry-Beteiligung an.“

Manuel Hertweck

Zudem steht 2022 im Zeichen von Exits: „Von zwölf Unternehmen im fünften Fonds haben wir bereits zwei verkauft“, so Hertweck. „Für dieses Jahr planen wir, Verkaufsprozesse für einige Unternehmen zu starten.“ Bei wiederum anderen Portfoliofirmen will Capiton durch weitere Zukäufe das Wertsteigerungspotential optimal heben.

Dafür will Capiton auch weitere finanzielle Mittel einwerben, unter anderem über Co-Investments. Parallel stehen weitere Neu-Investments aus dem sechsten Fonds an. Dieser soll laut Hertweck an den Erfolg seiner Vorgänger anknüpfen: „Seit Bestehen des Unternehmens haben wir mit unseren Fonds für unsere Investoren im Durchschnitt eine Bruttorendite von mehr als 40 Prozent erwirtschaftet.“

olivia.harder[at]finance-magazin.de

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.