Inna Gehrt: Die Sparringspartnerin von Mindful Capital Partners

Sie ist wahrscheinlich die einzige DACH-Chefin eines Private-Equity-Fonds: Inna Gehrt. Die 50-Jährige verantwortet seit 2016 die Geschicke von Mindful Capital Partners (MCP) in Deutschland und den zwei Nachbarländern. Gehrts Weg an die Spitze eines Midmarket-Investors war vielleicht nicht immer einfach, aber dafür schon sehr früh vorgezeichnet. Denn die heutige Private-Equity-Managerin entwickelte schon früh ihr Interesse für das Unternehmertum und unternehmerische Tätigkeiten, wie sie im Gespräch mit FINANCE erzählt: „Als 16-Jährige hatte ich meine erste Geschäftsidee und wollte ein Kleidungs-Business aufbauen. Das hat zwar leider nicht geklappt, dafür aber unglaublich viel Spaß gemacht.“ Von da an war Gehrt gefesselt von der Idee, später selbst Unternehmerin zu werden. Info Dieser Artikel ist der sechste Teil der zweiten Staffel unserer Serie „Deutschlands Top-Dealmaker“, in der wir Ihnen die Macherinnen und Macher hinter den spannendsten Deals in der Bundesrepublik vorstellen. Seien Sie gespannt! Die Teile der ersten Staffel aus dem Jahr 2023 sowie alle künftigen Dealmaker finden Sie hier. Inna Gehrt liebäugelte mit dem Bauingenieurswesen Dass die Investorin einmal in der Private-Equity-Branche arbeiten würde, war damals alles andere als gesetzt. Nach dem Schulabschluss studierte Gehrt zunächst Ingenieurswesen und wollte damit in die Fußstapfen ihres Vaters treten, der Professor für das Ingenieurswesen in Karlsruhe war. „Ich hatte anfänglich sogar mal den Plan, im Bauingenieurswesen zu arbeiten“, erinnert sich Gehrt zurück. „Ich hatte anfänglich sogar mal den Plan, im Bauingenieurswesen zu arbeiten.“ Inna Gehrt, DACH-Chefin von Mindful Capital Partners Dieser Karriereweg festigte sich allerdings nicht, wenngleich ihr das Wissen aus dem Studium heute dabei helfe, Unternehmer und ihre Produkte sowie Geschäftsideen besser zu verstehen und mit ihnen auf Augenhöhe zu sprechen. Im Anschluss an das Ingenieursstudium studierte Gehrt BWL in Mannheim – und ein weiteres Erlebnis weckte ihr Interesse für die Arbeit mit Investoren: „Während eines Praktikums in Prag habe ich drei Kommilitonen kennengelernt, die dabei waren, ein Internet-Start-up aufzubauen. Für die Social-Media-Plattform, die man mit dem deutschen ‚StudiVZ‘ vergleichen konnte, habe ich damals das Fundraising begleitet und Gefallen daran gefunden“, berichtet Gehrt. Gehrt startete in der Strategieberatung Die erste Karrierestation nach dem Studium in Mannheim und North Carolina, das Gehrt mit einem MBA in Wirtschaftswissenschaften abschloss, war allerdings kein Private-Equity-Investor, sondern eine Strategieberatung. Im Jahr 2001 begann Gehrt bei L.E.K. Consulting in München und London. Dort hatte sie aber ihren ersten Berührungspunkt mit Private Equity: „Ich habe sehr viele Due-Diligence-Projekte für Finanzinvestor EQT oder KKR gemacht“, erinnert sich Gehrt. Dabei habe sie die „holistische Denkweise“ der Private-Equity-Investoren und deren Verständnis von Businessplänen und guten Equity Stories fasziniert. Nach zwei Jahren wechselte Gehrt zum Big-Four-Haus PwC, wo sie für die Financial Due Diligence zuständig war – und erneut Private-Equity-Luft schnupperte: „Es gab einen Streitfall zwischen einem Finanzinvestor, der als Käufer auftrat und dem verkaufenden Konzern, dabei ging es um die Ansprüche des Käufers nach dem Carve-out. Uns gelang es letztlich, die Wogen zu glätten, aber dabei habe ich auch etwas gelernt: Wie wichtig es für Private Equity ist, eine gründliche Due Diligence zu machen und das Geschäftsmodell richtig zu verstehen.“ Quadriga war Gehrts erste Private-Equity-Station Gehrts Begeisterung für die Private-Equity-Welt schlug final im Jahr 2006 durch, als sie zu dem Mittelstandsinvestor Quadriga stieß, der früher unter anderem auch bei dem Outdoorbekleidungshersteller Jack Wolfskin investiert war. Dort entwickelte die Managerin ihren Investitionsfokus: „Wir haben hauptsächlich an proprietären Transaktionen gearbeitet, waren also meistens direkt mit dem Unternehmer oder Gründer im Austausch.“ Bei der Zusammenarbeit mit den „spannenden Persönlichkeiten – positiv wie negativ“ habe sie ihr Faible für den Mittelstand entdeckt. „Unternehmer brennen für ihr Geschäft, das sie selbst aufgebaut haben, auf eine ganz besondere Weise – und damit muss man umgehen können, vor allem als Finanzinvestor“, erläutert die Private-Equity-Frau. Aus ihrer Sicht einer der wichtigsten Skills: das Zuhören. „Jeder Mensch freut sich, wenn er bei jemandem Gehör für seine Leidenschaft findet, auch Unternehmensgründer“, sagt Gehrt. Immer ein offenes Ohr haben und auch mal länger lauschen, ohne dem Gesprächspartner ins Wort zu fallen, könne ein regelrechter Türöffner sein, rät die Managerin. Was ebenfalls dazugehört: Fingerspitzengefühl. „Das bedeutet manchmal auch, einen Unternehmer nicht zu bedrängen, wenn er nicht verkaufen möchte“, betont sie. Gehrt ist seit 2017 DACH-Chefin von Mindful Capital Die Leidenschaft für den (deutschen) Mittelstand begleitet die Finanzinvestorin bis heute. 2016 folgte der Wechsel zu ihrem heutigen Arbeitgeber Mindful Capital Partners, für den sie seit Anfang 2017 die DACH-Geschäfte und Fundraising-Aktivitäten verantwortet. Den schnellen Aufstieg auf die Managing-Partner- beziehungsweise Head-of-DACH-Position führt Gehrt auf „harte Arbeit“ sowie auf ihre Kollaborativität und Zuverlässigkeit zurück – allerdings nicht, ohne dabei etwas herunterzuspielen: „Es müssen stets beide Seiten gut miteinander auskommen.“ Mehr zum Thema MCP-Deutschlandchefin Gehrt: „Rebranding-Kosten lagen im fünfstelligen Bereich“ Mandarin hat sich in Mindful Capital Partners umbenannt. Warum der Zeitpunkt bei dem Rebranding entscheidend war und wie die Investoren darauf reagiert haben, berichtet Deutschlandchefin Inna Gehrt. Mehr lesen Stolz ist die Private-Equity-Managerin, die im Laufe ihrer beruflichen Karriere auch CFO bei Burda Publishing Russia sowie unabhängige Beraterin für das Schweizer Family Office der Jacobs Holding tätig war, auf ihre Tätigkeit und die Unternehmen, die sie im Wandel begleitet, wie sie im Gespräch immer wieder hervorhebt, Gehrt bezeichnet ihr Wirken als Finanzinvestorin daher auch als „purposeful“, oder übersetzt: Ihre Arbeit als Private-Equity-Managerin hat für sie einen tieferen Sinn, sie kann in ihrer Rolle etwas bewirken. Greift Private Equity nur nach den „Quick Wins“? „Selbstverständlich müssen wir für unsere Investoren die versprochene Rendite erwirtschaften. Aber Private Equity ist viel mehr als nur Leverage und Value Creation. Für mich stehen der Unternehmer und sein Unternehmen an erster Stelle. Gemeinsam mit ihm wollen wir seine Firma auf die nächste Professionalisierungsstufe heben, sei es in Sachen Digitalisierung, Umweltschutz oder Governance“, ist Gehrt überzeugt. Kritiker dürften dagegenhalten, dass Private Equity – immer mit dem Exit im Blick – trotzdem nur nach den „Quick Wins“ greift und die Finger von den wirklich wichtigen, aber vielleicht nervenaufreibenden und kostspieligen Projekten lässt. Gehrt hält dagegen: „Wenn man sich vom Unternehmer verabschiedet, tut das immer wahnsinnig weh. Aber bei jedem Verkauf weiß ich, dass das Unternehmen jetzt besser dasteht als ohne unseren Einsatz.“ Zudem könne der Zeitdruck auch motivierend sein, in der kurzen Zeit so viel wie möglich zu erreichen. Egal, wie sehr man im Gespräch auch Kontra gibt, Gehrt bleibt standhaft: Sie versteht sich als Sparringspartnerin des Mittelstands. Gehrt engagiert sich bei Level20 für Diversity Neben ihrem Hauptberuf brennt die Mutter zweier Söhne, mit denen sie gern segeln geht, für ein weiteres Thema: Sie will die Karrieren von Frauen im Private-Equity-Geschäft fördern. Helfen soll dabei das Netzwerk- und Mentorenprogramm der Initiative „Level20“, die vor bald zehn Jahren ins Leben gerufen wurde und deren DACH-Leiterin Gehrt seit dem vergangenen Sommer ist. Mehr zum Thema Private Equity: Gemischte Bilanz für Level20 Die Initiative „Level20“ will die Karriere von Frauen in Private Equity fördern. Warum die Initiative ihr ambitioniertes Quotenziel vermutlich verfehlen wird – und trotzdem schon viel erreicht hat. Mehr lesen „Level20“ geht es vor allem darum, dass Private-Equity-Frauen mehr Verantwortung erhalten und ihnen der nächste Karriereschritt nicht verwehrt wird. In Zahlen ausgedrückt: Die Initiative setzt sich dafür ein, dass künftig mindestens 20 Prozent der Senior-Positionen im PE-Geschäft von Frauen besetzt werden – immer noch ein schwieriges Unterfangen in der männerdominierten Private-Equity-Welt. Heute sind zwar bereits rund 30 Prozent aller Junior-Stellen bei Private-Equity-Fonds von weiblichen Professionals besetzt. Doch nach oben hin wird die Luft sehr schnell sehr dünn. Dafür, dass sich das ändert, wirbt Gehrt auch öffentlich, etwa bei der diesjährigen Deutschen Investorenkonferenz Ende April. Über ihre Wurzeln spricht Gehrt ungern Inna Gehrt spricht gern über ihre Begeisterung für das Unternehmertum und den deutschen Mittelstand, und auch darüber, dass Private Equity davon profitieren wird, wenn endlich mehr Frauen in Führungspositionen mit Entscheidungsgewalt arbeiten. Nach der Zeit vor ihrem Studium gefragt, reagiert die Managerin aber schnell mit Zurückhaltung und berichtet stattdessen lediglich davon, dass sie gern technische Museen besucht und leidenschaftlich Sport treibt. Für einige Menschen mag das kühl und abweisend wirken. In einer Branche, in der ein Großteil der Vertreter am liebsten den ganzen Tag über sich selbst spricht, ist das aber vielleicht auch einfach eine erfrischende Abwechslung.

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