Aufatmen bei Hertha BSC: Der Fußballklub hat einen neuen Investor, das US-amerikanische Private-Equity-Haus 777 Partners steigt bei den Berlinern ein. Die Amerikaner übernehmen dabei alle Anteile vom vorherigen Investor Lars Windhorst, der sich in seiner Zeit als Mehrheitseigner keinen guten Namen gemacht hatte.
Wie der Berliner Bundesligist am Samstag bekanntgab, erwirbt 777 Partners mit dem Deal die 64,7 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, die Lars Windhorst in den vergangenen Jahren für 374 Millionen Euro erworben hatte. Über die Kaufsumme, die das PE-Haus an Windhorst gezahlt hat, ist nichts gesichertes bekannt.
Wie die FAZ jedoch erfahren haben will, belaufe sich der Deal auf 100 Millionen Euro sowie weitere 100 Millionen im Zusammenhang mit Weiterbeteiligungsgeschäften. Offenbar soll Windhorst im Gegenzug eine Beteiligung an einer Sparte von 777 Partners erhalten. Weder Hertha BSC noch 777 Partners waren am Montagmorgen für eine Stellungnahme zu erreichen.
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Update: Hertha BSC bestätigte auf der Pressekonferenz am heutigen Montag das 777-Partners-Investment in Höhe von 100 Millionen Euro. Die Kapitalerhöhung sei an keine Bedingungen geknüpft.
Verschuldete Hertha erhält frisches Kapital
Fest steht aber, dass 777 Partners mit der Übernahme der Anteile mehr Einfluss als Windhorst bei der Hertha erhält: Das PE-Haus bekommt zwei Plätze im jetzt fünf-köpfigen Hertha-Aufsichtsrat und zudem zwei Sitze im Beirat des Klubs. Zudem sollen die Amerikaner künftig bei der Besetzung der sportlichen Führung und auch bei größeren Transfers ein Mitspracherecht bekommen.
Für Hertha kommt der Einstieg des Investors gerade zur richtigen Zeit: Der Verein muss bis zum Mittwoch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Lizenzunterlagen für die kommende Saison einreichen – und hat derzeit Schulden von 90 Millionen Euro. „Die Erweiterung der Beteiligung gibt uns Planungssicherheit auf unserem Weg“, sagte Herthas Finanzgeschäftsführer Tom Herrich über den Einstieg von 777 Partners.
Insgesamt soll die Hertha Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro von dem Private-Equity-Unternehmen erhalten. Das Geld, aufgesplittet in drei Tranchen, soll dem Bundesligisten offenbar über eine Kapitalerhöhung zufließen. Einem Bericht des Fußballmagazins „Kicker“ zufolge will die Hertha die Kapitalerhöhung am heutigen Montag um 14 Uhr in einer Pressekonferenz verkünden.
Hertha umgeht 50+1-Regel mit Kniff
Die erste der Tranchen soll 35 Millionen Euro betragen und der Hertha sofort mit Abschluss des Kaufvertrags mit 777 Partners zukommen. Im Gegenzug für die hohen und dringend benötigten Investitionen bei der Hertha will der US-Investor laut dem Kicker offiziell etwa 75 Prozent der Anteile an der KGaA erwerben – rund 10 Prozent mehr, als das Windhorst-Unternehmen Tenor Holding hielt.
Eigentlich verbietet die Bundesliga-eigene 50+1-Regel, dass Investoren die Mehrheit bei einem der Klubs übernehmen. Ermöglicht wird der Einstieg eines Mehrheitseigners bei der Hertha deshalb durch ein betriebswirtschaftliches Konstrukt: Der Investor, der nun 777 Partners heißt, hält nur die Mehrheitsanteile an der KGaA – alleiniger Gesellschafter der komplementären GmbH ist hingegen weiterhin der Verein selbst.
Hertha beendet das Kapitel Lars Windhorst
Darüber, dass das Kapitel Lars Windhorst nun beendet ist, wird man bei der Hertha vermutlich froh sein. Der Investor, der 2019 in den Bundesligaverein eingestiegen war und seine Anteile später noch aufgestockt hatte, hatte bei dem Klub kein gutes Standing. Eskaliert war das Verhältnis zwischen Windhorst und Verein, als Gerüchte über eine angebliche Schmierkampagne zu Tage traten. Die „Financial Times“ hatte im September vergangenen Jahres von dem Verdacht berichtet, dass Windhorst eine israelische Privatdetektei engagiert habe, um eine Kampagne gegen den damaligen Hertha-Präsidenten Werner Gegenbauer zu orchestrieren.
Im Dezember war bekannt geworden, dass die Wirtschaftskanzlei Noerr, die von der Hertha mit Ermittlungen in der Sache beauftragt worden war, „hinreichende Beweise“ dafür gefunden hatte, dass Windhorst die Kampagne angeordnet habe und der Investor über deren „Meilensteine“ informiert worden sei.
In Folge dieses Zwists mit der Vereinsführung hatte Windhorst im Oktober verkündet, bei dem Verein aussteigen zu wollen. Nun, gute fünf Monate später, endet die krisengebeutelte Zusammenarbeit zwischen dem Investor und dem Berliner Bundesligisten. Herthas neuer Eigentümer, 777 Partners dürfte zudem über mehr Erfahrung im Fußball-Business verfügen Windhorst: Das Private-Equity-Haus aus Miami hält die Mehrheit an den Vereinen CFC Genua, Vasco da Gama, Standard Lüttich, Red Star Paris sowie Melbourne Victory und ist am FC Sevilla beteiligt.
Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.