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Nach Absage: AMS-Osram muss bis zu 900 Millionen Euro abschreiben

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AMS-Osram verliert eines ihrer Schlüsselprojekte. Foto: Jerome - stock.adobe.com
AMS-Osram verliert eines ihrer Schlüsselprojekte. Foto: Jerome - stock.adobe.com

Der Licht- und Sensorik-Spezialist AMS-Osram muss zwischen 600 und 900 Millionen Euro abschreiben. Außerdem muss der Konzern seine Micro-LED-Strategie anpassen, gab das Unternehmen am gestrigen Mittwochabend nach Börsenschluss bekannt. Micro-LEDs sind kleine Leuchtdioden, die unter anderem in Flachbildschirmen oder Smart Watches zum Einsatz kommen. Die AMS-Aktie reagierte sofort und rauschte am heutigen Donnerstagvormittag prompt um über 40 Prozent ins Minus.

AMS-Osrams Schlüsselprojekt vom Kunden abgesagt

Grund für die Abschreibung ist die unerwartete Absage eines Schlüsselprojektes. Den Kunden, der das Projekt am Mittwoch storniert hat, nennt Osram nicht. Vermutungen kursieren aber: Wie beispielsweise das „Handelsblatt“ berichtet, könnte es sich bei dem ungenannten Kunden um Apple handeln. Die Gespräche mit dem Kunden dauern allerdings trotz der Projektabsage an, so AMS-Osram in der Mitteilung. In der Vergangenheit hat die Firma bereits Aufträge von Apple verloren.

In Erwartung des Großauftrages hatte der Sensorhersteller unter dem vorigen Chef Alexander Everke in Malaysia eine 8-Zoll-LED-Fabrik bauen lassen, die Ende 2024 die Produktion aufnehmen sollte. Das ist nun erst einmal nicht im geplanten Umfang notwendig. Deshalb muss Osram „die zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten aller zur Micro-LED-Strategie gehörenden Vermögenswerte hinterfragen“, darunter auch die der neuen Fabrik.

Wegen der Absage erwartet AMS-Osram „nach einer ersten Abschätzung“ im ersten Quartal nun nicht cash-wirksame Wertberichtigungen in Höhe von 600 bis 900 Millionen Euro auf das Projekt sowie damit verbundenen Goodwill. Immerhin: Im Rahmen einer Sale-und-Lease-Back-Transaktion von umgerechnet rund 384 Millionen Euro hatte AMS-Osram die Fabrik in Kulim, Malaysia, zunächst verkauft und im Anschluss angemietet.

AMS-Osram kappt Wachstumsprognose

Die Projektstornierung sowie die Abschreibungen belasten AMS-Osram, der Konzern muss seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr herunterschrauben. Die Österreicher streben nun ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 6 bis 8 Prozent an, auch wenn es aus der neuen Fabrik voraussichtlich keinen Wachstumsbeitrag geben wird. Vor der Projektabsage rechnete der Licht- und Sensorikspezialist noch mit einem mittelfristigen Umsatzwachstum von 6 bis 10 Prozent.

Auch der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist von der Abschreibung betroffen, hier fehlen AMS-Osram im laufenden Geschäftsjahr schon einmal 30 bis 50 Millionen Euro. Als Grund nennt der Konzern Forschungs- und Entwicklungskosten, die sich nicht in Umsatz verwandeln, sowie geringere Subventionen.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber: Nach eigenen Angaben ist das laufende Geschäft „unverändert im Plan“. Zudem solle der Umsatz im ersten Quartal auf 800 bis 900 Millionen Euro wachsen, was mit dem Vorjahresquartal vergleichbar sei. Auch die bereinigte operative Ebit-Marge werde „voraussichtlich weiterhin in der kommunizierten Spanne von 4 bis 7 Prozent liegen“. Zudem müssen die Österreicher in den kommenden Monaten weniger in die Fertigungsausrüstung investieren, was das Cashflow-Profil der Gruppe verbessere.

Um in Sachen Profitabilität die Kurve zu kriegen, will AMS-Osram neben dem bereits laufenden Kostenprogramm weitere Sparmaßnahmen prüfen. Ziel des seit 2023 laufenden Finanzierungsplanes ist es, die Eigenkapitalquote auf rund 30 Prozent zu erhöhen und die Verschuldung weiter zu reduzieren, damit bis 2026 ein Investmentgrade-Profil erreicht wird.

Schuldenberg nach Übernahme von Osram durch AMS

AMS-Osram befindet sich schon seit längerem in unruhigem Fahrwasser. Der Konzern muss sich restrukturieren, zudem stand im vergangenen Jahr eine milliardenschwere Refinanzierung an. Bei dieser konnten die Österreicher im Dezember vergangenen Jahres erste Fortschritte vermelden: Dem seit Juli 2023 amtierenden CFO Rainer Irle gelang es, insgesamt 2,25 Milliarden Euro zu refinanzieren, unter anderem via Kapitalerhöhung und mit neuen Anleihen.

Zu dem Zeitpunkt sagte CEO Aldo Kamper: „Mit dem abgeschlossenen umfassenden Finanzierungsplan stellen wir unsere Bilanz auf eine stabile Grundlage mit reduzierter Nettoverschuldung und einem ausgewogenen Fälligkeitsprofil.“ Ursprünglich wollte das Unternehmen sich „nun voll und ganz auf die Umsetzung unserer Strategie für Wachstum, eine höhere Profitabilität und die Monetarisierung von Innovationen konzentrieren“, so Kamper. Mit dem Projektwegfall erhält dieses Vorhaben jedoch einen Dämpfer.

Der Verkauf von einigen margenschwachen Unternehmensteilen, die nicht zum Kerngeschäft mit LED-Chips, Sensorik und Autolampen gehören, steht zudem weiter aus. Aus den Anfang Februar veröffentlichen Zahlen zum vierten Quartal geht hervor, dass sich die Nettoverschuldung des Konzerns auf knapp 1,7 Milliarden Euro verringert hatte; vorher lag sie bei über 2,2 Milliarden Euro. Den Schuldenberg hatte das kleinere österreichische Unternehmen AMS vor allem mit der Übernahme von Osram angehäuft.

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