Ärger bei Voltabox: Der Batteriehersteller hat gleich mehrere grobe Fehler in seinem Jahresabschluss 2017 gemacht – ausgerechnet in der ersten Bilanz nach dem Börsengang. Die Fehlbuchungen deckte die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) auf, die dem Unternehmen außerdem noch erhebliche Transparenzmängel vorwirft. Konkret handelt es sich um Falschbilanzierungen sowie das Verschweigen wichtiger negativer Entwicklungen. Die Fülle der von der Bilanzpolizei aufgedeckten Bilanzierungsfehler wirft auch ein schlechtes Licht auf den Wirtschaftsprüfer von Voltabox, das Next-Ten-Haus Baker Tilly.
Insgesamt hat Voltabox, Tochter des Automobilzulieferers Paragon, gleich an vier verschiedenen Stellen falsche Zahlen angegeben. Im Geschäftsbericht wies Voltabox einen Verlust von 238.000 Euro aus, tatsächlich hätten 14,4 Millionen Euro ausgewiesen werden müssen, stellte die DPR fest.
Voltabox lässt sich selbst gut aussehen
Die größte Fehlbilanzierung betrifft die Verbuchung einer Patronatszusage des Mutterkonzerns Paragon, Verluste von Voltabox zu übernehmen. Entgegen der Bilanzierungsregeln verbuchte Voltabox diese Zusage als Gewinn. Ausmaß: 9,9 Millionen Euro.
Außerdem verbuchte Voltabox die Kosten des Börsengangs falsch und vermied es – anders als bei dem positiven Effekt der Patronatserklärung – Verluste aus Devisengeschäften erfolgswirksam zu erfassen. Auch der positiven Verbuchung latenter Steuern bei der US-Tochter in Texas setzte die DPR ein Riegel vor. Bemerkenswert ist, dass alle Bilanzierungsfehler zu Gunsten von Voltabox ausfielen, sowohl in den Fällen, in denen Geschäftsvorgänge fälschlicherweise im Ertrag erfasst wurden, wie auch dort, wo das Unternehmen dies nicht tat.
Voltabox hat außerdem noch zwei wichtige Informationen verschwiegen, die eigentlich im Konzernanhang offengelegt hätten werden müssen – zum einen die Tatsache, dass Voltabox mit einem einzelnen Kunden 67 Prozent des Konzernumsatzes erzielte, zum anderen dass bei einem Kunden ein erhöhtes Risiko von Forderungsausfällen bestand.
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Der Batteriehersteller verteidigt sich damit, dass die Korrekturen des 2017er-Abschlusses im Geschäftsbericht 2018 bereits umgesetzt und erläutert worden seien. Allerdings verschwieg das Unternehmen, dass dies auf Drängen der DPR passierte. 2018 erwirtschaftete das Unternehmen aus Delbrück einen Umsatz von 66,9 Millionen Euro nach 27,3 Millionen Euro im Jahr davor.
Voltabox-Analyst Enid Omerovic von Frankfurt Main Research moniert den fehlenden Hinweis auf die DPR-Intervention und versah die Voltabox-Aktie in seinem Bewertungsmodell mit einem Risikoabschlag von 20 Prozent. Das Bankhaus Lampe bezeichnet die Bilanzierungsfehler als „ärgerlich“ und die Kommunikationspolitik des Unternehmens als „unglücklich“, hält den Investment Case aber nach wie vor für intakt, weil die 2018er-Bilanzen nicht betroffen seien.
Auch Paragon gerät in den Strudel von Voltabox
Das Aufdecken der Bilanzierungsfehler hat zu einem wilden Auf und Ab im Aktienkurs geführt: Gestern im späten Handel brach die Voltabox-Aktie um 24 Prozent ein, heute dagegen steigt sie wieder um mehr als 10 Prozent auf 12,60 Euro. An die Börse kam das Papier im Oktober 2017 zu 24 Euro und stieg kurz danach bis auf 30 Euro.
Die Vorgänge rund um die Voltabox-Bilanzen bekommt auch die Mutter Paragon zu spüren. Deren Aktie fiel gestern um 17 Prozent auf 23,50 Euro, heute erholt sie sich um 8 Prozent auf gut 23 Euro. Vor der Abspaltung der Tochter im Jahr 2017 notierte der Automobilzulieferer aber noch bei mehr als 90 Euro.