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Wie Controller effizienter arbeiten wollen

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Thomas Weis (Bühler Motor), Claudia Maron (Datev) und Jan Zimpelmann (Delta Pronatura) diskutierten mit Gastgeber Ronald Gleich (CPMC), inwieweit Regulatorik ein Transformationstreiber ist. Foto: Frankfurt School / Stefan Wildhirt
Thomas Weis (Bühler Motor), Claudia Maron (Datev) und Jan Zimpelmann (Delta Pronatura) diskutierten mit Gastgeber Ronald Gleich (CPMC), inwieweit Regulatorik ein Transformationstreiber ist. Foto: Frankfurt School / Stefan Wildhirt

Am Controlling wird von vielen Seiten gezerrt: Einerseits nehmen die Aufgaben zu, allen voran durch neue regulatorische Vorgaben und die Steuerung der ESG-Ziele. Andererseits soll in vielen Unternehmen in wirtschaftlich unwägbaren Zeiten auch die Finanzorganisation schlanker werden. Welche neuen Fähigkeiten braucht es in der Controlling-Abteilung, um sicher durch dieses Spannungsfeld zu manövrieren? Und welchen Beitrag können Digitalisierung, Data Science und Künstliche Intelligenz leisten, um die Effizienz zu sichern?  

Diesen Fragen widmete sich die „5. Jahreskonferenz Performance Management und Controlling“, die vom Centre for Performance Management & Controlling (CPMC) der Frankfurt School of Finance & Management gemeinsam mit FINANCE ausgerichtet wurde. Finanzexperten von Konzernen wie Bosch, Gerresheimer und Siemens Healthineers sowie von Parshipmeet und Mittelständlern wie Bühler Motor und Delta Pronatura berichteten in ihren Vorträgen, wie sie ihr Controlling umbauen, um ihren angestammten Aufgaben und neuen Anforderungen gerecht zu werden. 

Bosch-Controlling setzt bei IT-Projekten auf User Experience  

„Performance Management und Effizienzsteigerung sind Top-Prioritäten – und machen natürlich auch nicht vor dem Finance-Bereich halt“, erklärte zum Start Matthias Dannenberg, SVP Finance and Controlling von Bosch Mobility Electronics. Um Arbeitsabläufe zu verbessern und Ressourcen für neue Themen frei zu schlagen, aber vor allem auch um die eigenen Effizienzziele zu erreichen – Dannenberg soll binnen zwei Jahren mit 15 Prozent weniger Personal auskommen –, setzt seine Abteilung weiterhin auf Digitalisierung. Das Ziel: 30 Prozent Prozessverkürzung beziehungsweise Aufwandsreduktion in den relevanten Prozessen. 

Bei Software-Projekten steht dabei seit einiger Zeit verstärkt der Prozess im Zentrum, erst im zweiten Schritt folgt das eigentliche System. „Seit zwei Jahren versuchen wir das Prinzip der User Experience (kurz UX) auch in Finance einzusetzen. Bei der Digitalisierung und dem Einführen neuer Software denken wir viel stärker vom Prozess her“, berichtete Dannenberg und skizzierte anhand von drei Lösungen, wie das funktioniert. So wurden beispielsweise im Personalcontrolling mittels UX Daten- und Prozessprobleme analysiert und auf Basis dieser Erkenntnisse dann ein Tool geschaffen, aus dem HR- und Finanzabteilung nun sämtliche Daten beziehen können. 

Einblicke ins Projektcontrolling und ins Business Controlling 

Software und Datenanalyse stehen auch bei Siemens Healthineers auf der Agenda, um das Projektportfolio zu steuern. Wie Investitionsentscheidungen getroffen und Maßnahmen priorisiert werden, erklärte Maik Schubert, der in der Finanzabteilung als Lead for Projects, Digitalization and Productivity in Advanced Therapies verantwortlich zeichnet.  

Claudio di Vincenzo, CFO Dating Europe bei der Parshipmeet Holding, fokussierte sich wiederum in seinem Vortrag auf das Business Controlling. Genauere Forecasts, eine verbesserte Reporting-Qualität und insgesamt schnellere Entscheidungsfindungen sind für ihn dabei nicht nur eine Frage von Software-Unterstützung und klassischen Controlling-Skills, sondern auch abhängig vom Wissen ums eigene Geschäft. Seine These: „Controlling beschäftigt sich zu wenig mit der Industrie und den eigenen Produkten.“ Um richtige Entscheidungen treffen zu können, müsse man jedoch auch den Markt kennen, auf dem das Unternehmen aktiv ist.  

Controlling steuert ESG-Ziele wie Finanz-KPIs 

Aber auch die klassischen Daten- und Analysefähigkeiten im Controlling sind unverändert gefragt, auch bei erweiterten Aufgaben rund um Nachhaltigkeit. Diese wird zunehmend als integrierter Bestandteil der Finanzsteuerung angesehen. Gerresheimer-CFO Bernd Metzner zeichnete beispielhaft nach, wie der Hersteller von Pharmaverpackungen seine neuen Berichtspflichten angeht: 286 quantitative und 766 qualitative Datenpunkte gilt es bei Gerresheimer für das neue CSRD-Reporting nachzuhalten und die ESG-Ziele genauso zu steuern wie die Finanz-KPIs. Das gelinge, allerdings noch mit zu viel Aufwand, meint Metzner. Auch hier brauche es weitere Unterstützung durch digitale Tools, um Ressourcen und Regulatorik auszutarieren. 

Dass sich Regulatorik als Transformationstreiber erweist, darin waren sich die Teilnehmer am Ende des Tages bei der Podiumsdiskussion einig. Der Tag zeigte allerdings auch: Für Transformation und Performance-Steigerung braucht es auch die Menschen – sei es beim mittelständischen Antriebsspezialisten Bühler Motors, wo ein Seminarzyklus das Performance-Programm flankiert, um die Mitarbeitenden einzubinden, oder bei der Delta-Pronatura-Gruppe (bekannt für die Putzmittelmarke Dr. Beckmann). Dort hat zuletzt der Generationenwechsel den Weg für Veränderung geebnet – auch im Controlling, das mit frischem Personal das Unternehmen nun stärker zukunftsorientiert mitsteuern soll.

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.