Die meisten Fußballweisheiten lassen sich ja nicht so recht auf das echte Leben übertragen – höchstens vielleicht „Das Runde muss ins Eckige“, wenn man mit einem Smart auf Parkplatzsuche ist. Umgekehrt funktioniert das besser: „The Rich get richer“, das ist die kurz-knappe Quintessenz der aktuellen Transfergeschäfte des FC Bayern.
Ohne großes Aufsehen, ohne erkennbaren Qualitätsverlust haben die Bayern in den vergangenen Tagen gleich zwei Mega-Deals mit den Madrider Großvereinen eingetütet: Toni Kroos geht für 30 Millionen Euro zu Real, Mario Mandzukic für 22 Millionen zu Atlético.
Den Einnahmen stehen lediglich Transferausgaben von 10 Millionen Euro für den Kauf des spanischen Talents Juan Bernat gegenüber. Robert Lewandowski (von Borussia Dortmund) und Sebastian Rode (von Eintracht Frankfurt) kommen ablösefrei. Auch wenn vor allem Lewandowski als Handgeld nicht nur eine Butterbrezel aus der Bayern-Kantine aufgerufen haben wird, bleibt Stand heute ein Transferüberschuss von weit über 30 Millionen Euro hängen.
Ausweis der Dominanz
Umsatz und Ebitda des FC Bayern in Mio. €
Quelle: FC Bayern München AG
Die Rekordzahlen von 2013/14 werden mickrig aussehen…
Das Bittere für den Rest der Bundesliga: Bei allen anderen Klubs würden solche Transfers die Bücher sprengen, bei den Bayern sind sie nur die Sahne auf dem ohnehin schon saftigen Schokokuchen.
Die neuesten verfügbaren Zahlen stammen aus der Saison 2012/13, in der die Bayern 430 Millionen Euro Umsatz und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 95,6 Millionen Euro einfuhren. Bayern-CFO Jan-Christian Dreesen hat im Interview mit FINANCE vor wenigen Wochen schon in Aussicht gestellt, dass die Zahlen zur Saison 2013/14 im Herbst neue Rekordmarken zeigen werden.
Und das wird vermutlich nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum großen Coup, denn die Kroos- und Manzukic-Millionen bilanziert der FC Bayern erst im gerade angebrochenen Geschäftsjahr 2014/15. Damit dürfte der FC Bayern spätestens dann beim Umsatz die Schallmauer von 500 Millionen Euro mit Leichtigkeit durchbrechen.
… im Vergleich zum absehbaren Coup für die Saison 2014/15
Noch besser werden sich die Bayern-Fans fühlen, wenn sie in eineinhalb Jahren in der dann neuesten Gewinn- und Verlustrechnung bis ganz nach unten lesen. So fällt der gesamte Transfererlös für Kroos als Gewinn an – als Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hatte Kroos einen Bilanzwert von Null. Lediglich 1 Prozent des Transfererlöses müssen die Bayern an Kroos‘ klammen Ausbildungsklub Hansa Rostock weiterreichen. Kurios: Die 300.000 Euro werden dem schwer angeschlagenen FC Hansa Rostock deutlich mehr helfen als die 30 Millionen den Bayern.
Auch die bilanziellen Folgen des Mandzukic-Transfers sind nicht von schlechten Eltern: Der Stürmer kam vor zwei Jahren für 13 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg und wurde mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet. Über diese Zeit wird auch sein Bilanzwert abgeschrieben. Damit verlässt er per 30. Juni 2015 die Bayern-Bilanz mit einem Viertel seiner Anschaffungskosten.
18,75 Millionen Euro – die Differenz zwischen dem Verkaufserlös von 22 Millionen Euro und dem verbliebenen Buchwert von 3,25 Millionen Euro – kann Dreesen also als Gewinn verbuchen. Und mit über 48 Millionen Euro Transfergewinn im Rücken dürften die Bayern 2014/15 die 100-Millionen-Marke beim operativen Gewinn (Ebitda) regelrecht pulverisieren.
Für Bayern-CFO Dreesen könnten diese Zahlen eine interessante persönliche Frage aufwerfen: Wann wird es so weit sein, dass sein neuer Arbeitgeber mehr Gewinn erwirtschaftet als sein alter? Bis 2012 saß Dreesen im Vorstand der BayernLB.
Info
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