Newsletter

Abonnements

Der Indexeffekt – was wirklich dran ist

Artikel anhören
Artikel zusammenfassen
Teilen auf LinkedIn
Teilen per Mail
URL kopieren
Drucken
Steigende Kurse? Zumindest vor der Indexlistung wahrscheinlich.
Finance

Zum 23. September 2013 wird es einige Umbesetzungen in den Indices geben, teilte die Deutsche Börse mit. Während BayWa, Puma und SGL Carbon in den SDAX abrutschen, werden Osram, Evonik und die RTL Group in den MDAX aufsteigen. Kion und Deutsche Annington sind zudem fortan im SDAX vertreten, während Praktiker, SKW Stahl-Metallurgie, Highlight Communications und SMT Scharf den SDAX verlassen. Im TecDAX ergeben sich folgende Änderungen: Die Aktien von CompuGroup und Nemetschek werden in TecDAX aufgenommen, Euromicron und Süss MicroTec verlassen den Index.

Für die Aufsteiger oder Neueinsteiger wie Osram, Evonik und Deutsche Annington sieht die vorherrschende Meinung nun erst einmal steigende Kurse voraus, bedeutet die Indexzugehörigkeit doch ein vermehrtes Investoreninteresse und mediale Aufmerksamkeit. Ein angenehmer Nebeneffekt ist für Deutsche Annington-CFO Stefan Kirsten , Dr. Klaus Patzak, Finanzvorstand von Osram und Noch-CFO Dr. Wolfgang Colberg von Evonik, dass die Banken den Aktienresearch durch die Listung freiwillig anbieten und dieser nicht mehr teuer von den Unternehmen selbst bezahlt werden muss. Doch steigende Kurse dank Indexzugehörigkeit sind in der Praxis nicht immer zu beobachten.

Steigende Kurse bis zur Indexaufnahme

Mit den Ankündigungen der Indexneubesetzungen beginnt für die Investoren die heiße Phase der Fondszusammenstellung. Aktiv gemanagte Fonds kaufen dann bevorzugt Aktien der Neu-Indexunternehmen bzw. stoßen Aktien gestrichener Unternehmen ab, ergaben einige empirische Studien. Dieses Verhalten dauert bis zur tatsächlichen Umstellung an. Um diesen Zeitpunkt müssen auch passiv gemanagte ETFs ihre Portfolios anpassen. Das Ergebnis: Die gesteigerte Nachfrage treibt den Aktienkurs von der Ankündigung bis zur Umstellung in die Höhe. Spätestens im Anschluss an die Indexumstellung ist allerdings davon auszugehen, dass „Zukäufe rein aufgrund der Indexzugehörigkeit ausbleiben“, erklärt DAI-Experte Dr. Norbert Kuhn. Kurzfristig kann es sogar sein, dass sich die Kurse nach der Indexumstellung kurzzeitig zurückbilden, da die Nachfrage der Investoren erstmals gesättigt ist. Spätestens dann müssen echte Themen her, die die Equity Story neu beleben. Diese Preisdruckhypothese ist jedoch empirisch nicht eindeutig belegt. Der Fall Beiersdorf ist ein Beispiel wie aus einem Bilderbuch: der Kurs nach der DAX-Listung Ende 2008 sank vorerst, um anschließend kontinuierlich zu steigen. Dass der damalige Kursrückgang noch mit der Finanzkrise zusammenhängt, ist nicht auszuschließen, auch wenn Beiersdorf die Krise vergleichsweise wenig gespürt hat. Anders verlief die Sache bei Elring Klinger. Nach der MDAX-Listung zog die Aktie wie zuvor kontinuierlich weiter an. CEO und CFO Stefan Wolf nutzte geschickt das vergrößerte Investoreninteresse für seinen Konzern aus und konnte dies durch starke Zahlen geschickt untermauern. Eine ähnliche Geschichte kann LPKF-CFO Kai Bentz vorweisen. Auch der Garbsener Hightechmaschinenbauer hat 2012 seit der Aufnahme in den Tec-Dax nochmals um rund 50 Prozent deutlich zulegen können – getrieben von starken Unternehmenszahlen, die nun auf ein deutlich mehr Gehör stießen.

Klar ist, dass die Indexzugehörigkeit nur ein temporärer Treiber der Aktie ist, auf den  CFOs nicht dauerhaft setzen. Aber der Indexaufstieg ist eine willkommene Gelegenheit, der Equity Story neue Impulse zu verleihen. Im Fall des Abstiegs ist die Lage deutlich komplizierter.

christiane.durner[at]finance-magazin.de