Nach einem Bericht des „Manager Magazins“ wehrt der Möbelhersteller Steinhoff sich gegen die Anschuldigungen. Die Wirtschaftszeitschrift hatte berichtet, die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittle gegen den Steinhoff-Vorstandschef Markus Jooste wegen des Verdachts der Bilanzfälschung. Die Vermutung sei, „dass überhöhte Umsatzerlöse in die Bilanzen konzernzugehöriger Gesellschaften eingeflossen sind“, zitiert das Manager Magazin die Staatsanwaltschaft. So seien in mehreren Transaktionen „jeweils dreistellige Millionenbeträge“ fingiert worden, heißt es weiter.
Dies kontert das MDax-Unternehmen nun. Ein ehemaliger Joint-Venture-Partner „missbraucht die Presse“, um einen laufenden Rechtsstreit mit Skandalmeldungen über das Unternehmen zu beeinflussen, erklärt der MDax-Konzern seine Sicht auf das Geschehen in einer Mitteilung.
Das „Manager Magazin“ berichtet weiter von Razzien in der Europazentrale von Steinhoff im niedersächsischen Westerstede sowie in den Privathäusern von zwei „Steinhoff-Vertrauten“. Dabei seien Dokumente sichergestellt worden, die angeblich Steinhoff-Manager Andreas Seifert unterzeichnet haben soll. Seifert weist laut „Manager Magazin“ zurück, dass er die Dokumente unterschrieben hat. Er soll dem Bericht zufolge Strafanzeige wegen Urkundenfälschung gestellt haben.
Steinhoff sagt: Es gab keine Razzien
Steinhoff erklärt auf den Artikel hin, „wesentliche Fakten und Anschuldigungen sind falsch oder irreführend“. Die Quelle einiger der Anschuldigungen sei ein früherer Joint-Venture-Partner in Europa, mit dem Steinhoff derzeit vor Gericht mehrere Prozesse führe. Im Zuge dieser Prozesse habe der Geschäftspartner die unvorteilhaften Aussagen über Steinhoff an die Presse durchgestochen, mutmaßt man bei Steinhoff. Es habe der Darstellung des Konzerns zufolge aber keine weiteren Ermittlungen oder Razzien gegeben.
Die strittigen Vorfälle liegen offenbar schon einige Zeit zurück. Steinhoff weist darauf hin, der Konzern habe seit Anfang Dezember 2015 regelmäßig über die Ermittlungen gegen den Konzern informiert. Dabei geht es um Bewertungs- und Rechnungslegungspraktiken. Der Konzern habe Kanzleien und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften beauftragt, um der Sache unabhängig nachzugehen, schreibt Steinhoff in seiner Mitteilung. Deren Ermittlungen hätten ergeben, dass es keine Belege für Rechtsbrüche durch Steinhoff gebe und dass die aufgeführten Finanzpositionen stimmten, sagt das Unternehmen. Steinhoff befinde sich in einer „konstruktiven“ Zusammenarbeit mit den Behörden, um eine Lösung zu finden, heißt es in der Erklärung weiter.
Steinhoff-Aktie erholt sich am Freitag nach Einbruch wieder
Die Steinhoff-Aktie hatte am Donnerstag einen dramatischen Einbruch erlebt: Binnen weniger Stunden fiel das Papier von 4,26 Euro um mehr als 10 Prozent auf 3,69 Euro. Das heutige Dementi von Steinhoff scheint die Aktionäre etwas beruhigt zu haben. Am Freitagmittag hatte sich die Aktie auf Werte um 3,91 Euro erholt. Auf Jahressicht ist die Bilanz am Aktienmarkt dennoch mau: Im August 2016 hatte das Papier seine Höchststände bei Werten knapp über der 6-Euro-Marke erreicht.
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