Tui hatte bereits vergangene Woche bei Bekanntgabe des zweiten Rettungsprogrammes angekündigt, dass die Anleihegläubiger dabei eine wichtige Rolle spielen werden. Nun hat der Konzern konkretisiert, worum es geht. So sollen die Gläubiger zustimmen, dass die festgeschriebene Begrenzung der Finanzverschuldung der Tui ausgesetzt wird.
Bisher ist in den Anleihebedingungen vorgesehen, dass der konsolidierte Zinsdeckungsgrad – also das Verhältnis des operativen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zum Zinsaufwand – mindestens 2,0 beträgt. Mit dem neuen KfW-Kredit würde dieses Verhältnis aber darunter fallen, weil der Zinsaufwand steigt, wie Tui auf Nachfrage gegenüber FINANCE erklärt. Das bedeutet, dass der von der Coronavirus-Pandemie hart getroffene Konzern operativ nicht einmal mehr doppelt so viel verdient wie er an Zinsen für seine Schulden zu zahlen hat.
Die Abstimmung soll ohne Versammlung vom 4. bis zum 8. September über die Plattform Lucid stattfinden. Nach dem deutschen Schuldverschreibungsgesetz (SchVG) braucht Tui dafür die Teilnahme von 75 Prozent der Anleihegläubiger, wobei dann die Hälfte der Aussetzung des konsolidierten Deckungsgrads zustimmen müssten. Lehnen sie ab, kommt es zu einer zweiten Abstimmungsrunde.
Die Zeit drängt: Tui soll die Anleihebedingungen bis zum 30. September ändern – so sieht es das mit der KfW ausgehandelte Rettungspaket derzeit vor. Der Bond notiert mit 80 Prozent derzeit deutlich unter par. Allerdings war der Kurs im März sogar auf 65 heruntergerauscht.