Der mit schweren Verlusten kämpfende und finanziell angeschlagene Hightech-Maschinenbauer SLM Solutions will sich mit einem Appel an seine Bondholder Luft verschaffen: Das Management bittet die Inhaber der im Oktober auslaufenden Wandelanleihe, noch zwei Jahre länger auf die Rückzahlung ihrer Papiere zu warten. Mit 58,5 Millionen Euro ist die Anleihe die mit Abstand wichtigste Säule der Konzernfinanzierung. Die Gesamtsumme der Finanzschulden, die die Norddeutschen per Ende September auswiesen, beläuft sich auf 86 Millionen Euro.
SLM Solutions bietet Bondholdern Zinsaufschlag
Als Anreiz bietet der Mitte 2020 angetretene CFO Jan Ackermann den Bondholdern einen Zinsaufschlag von 200 Basispunkten. Sollten sie einer Laufzeitverlängerung zustimmen, bekämen sie bis Oktober 2024 nicht nur 5,5, sondern 7,5 Prozent Zinsen.
Doch selbst wenn die Gläubiger der Wandelanleihe dem Vorschlag zustimmten, dürfte CFO Ackermann bei der Refinanzierung weiterhin vor einer Herausforderung stehen, denn er kann kaum damit rechnen, dass er die Wandelanleihe in zweieinhalb Jahren in Aktien wird begleichen können: Mit über 42 Euro ist der Wandlungspreis weit weg vom aktuellen Kurs der SLM-Aktie, der weniger als 14 Euro beträgt. Und der Trend zeigt nach unten: Wegen der Sorgen um die näher rückende große Fälligkeit ist der Aktienkurs von SLM Solutions in den vergangenen drei Monaten um über 20 Prozent zurückgegangen. Um die Wandlungsoption attraktiv zu machen, müsste die Aktie eine deutliche Aufholjagd starten.
Knifflige Cash-Planung für CFO Ackermann
Die zwei Jahre Verlängerung, um die das Unternehmen nun bittet, möchte Ackermann nutzen, um eine „langfristige Refinanzierung“ aufzusetzen. Unterstützung bekommt er von Großaktionär Elliott. Der Hedgefonds ist schon 2016 bei SLM eingestiegen. Damals bot General Electric einen hohen Preis für eine Übernahme der Lübecker, doch Elliott forderte noch mehr. Am Ende zog sich der US-Konzern zurück, der Aktienkurs brach ein, und die Dauerkrise begann.
Elliott hält seitdem über 20 Prozent der SLM-Aktien und ist auch ein zentraler Investor der Wandelanleihe. Der US-Hedgefonds will der angefragten Verlängerung zustimmen. Doch selbst wenn die Mehrheit der Gläubiger einer Laufzeitverlängerung zustimmt, sollen die übrigen Bondholder, die nicht mehr warten möchten, die Gelegenheit bekommen, ihre Anleihen im Herbst fällig zu stellen. Das macht die Liquiditätsplanung für CFO Ackermann zu einer schwierigen Angelegenheit.
Hohe Cash-Burn-Rate bei SLM Solutions
Zusätzlich erschwert wird die Lage dadurch, dass SLM hartnäckig Verluste erwirtschaftet und es nicht schafft, in die schwarzen Zahlen zu kommen. Zwar legen die Umsätze seit einigen Quartalen kontinuierlich zu, und die Verluste werden tendenziell weniger. Trotzdem stand nach den ersten neun Monaten 2021 bei einem Umsatz von 51,1 Millionen Euro (plus 11 Prozent) ein operativer Verlust (Ebitda) von 7,6 Millionen Euro zu Buche (Vorjahr: minus 12,2 Millionen Euro).
Noch düsterer ist die Lage beim Cashflow: Nach neun Monaten stand unter dem Strich ein negativer Free Cashflow von 23,5 Millionen Euro. Kompensiert wurde der Cash-Burn durch Eigenkapitalspritzen über 24,6 Millionen Euro und die Platzierung einer weiteren Wandelanleihe im April 2021. Sie läuft bis 2026, ist mit 15 Millionen Euro aber deutlich kleiner als der nun zum Problemfall gewordene große Wandler. Die Eigenkapitalquote von SLM Solutions lag zuletzt bei nur 20 Prozent.
Ertragsseitig lässt die Wende wohl noch eine Weile auf sich warten: Aktuell geht die SLM-Führung davon aus, erst im Laufe der zweiten Jahreshälfte 2022 die operative Verlustzone quartalsweise verlassen zu können.