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Cheplapharm geht an die Börse

Cheplapharm ist auf patentfreie Arznei spezialisiert. Diese kauft das Unternehmen durch Asset-Deals zu. Foto: New Africa - stock.adobe.com

Das Jahr ist noch jung, doch an der Börse wird das Parkett schon für die Neuzugänge hergerichtet. Zu den ersten, die ihren IPO ankündigen, gehört Cheplapharm. Ein Börsengang des Pharmaunternehmens wurde bereits 2021 spekuliert. Nun steht es offiziell fest: Noch im ersten Quartal will das Pharmaunternehmen sein Börsendebüt an der Frankfurter Börse feiern und damit Bruttoemissionserlöse von 750 Millionen Euro einsammeln. Die Erlöse aus der Erstnotiz wollen die Greifswalder in den Abbau der Schulden und die Finanzierung von Produkt- und Portfoliozukäufen investieren. Laut „Handelsblatt“, das sich auf Finanzkreise bezieht, wäre eine Bewertung von 8 bis 10 Milliarden Euro inklusive Schulden denkbar.

Vor allem Akquisitionen sind für das „Asset-light-Geschäftsmodell“  des auf patentfreie Arzneien spezialisierten Pharmaunternehmens ein essentieller Wachstumstreiber. Cheplapharm betreibt weder eine eigene Forschung und Entwicklung noch eine Produktion, sondern wächst ausschließlich durch Assets-Deals. Hierbei werden etablierte Markenprodukte und Vermarktungszulassungen von großen Branchenkollegen erworben. Bei AstraZeneca, Bristol Myers Squibb, Roche und Sanofi haben die Greifswalder schon zugekauft.

Ein solches Geschäftsmodell erfordert zwar hohe Vorabinvestitionen. Aber da die Patente bereits seit einigen Jahren ausgelaufen sind, ist der übliche erste Run der Generikahersteller auf die patentfreien Mittel bereits vorbei, wenn Cheplapharm zukauft, wirbt das Unternehmen. Zudem gibt es kein Risiko, dass ein teures Forschungsprojekt floppt, während der Cashflow planbarer ist, heißt es weiter.

Drei Milliarden Euro sind bereits in M&A geflossen

Mittlerweile summieren sich die Investitionen auf mehr als 3,3 Milliarden Euro und über 2.500 weltweit erworbene Zulassungen sowie über 125 Produkte, die Cheplapharm seit 2010 ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich 45 Prozent und seit 2018 eine wiederkehrende Ebitda-Marge (Gewinn vor Steuern und Abschreibungen) von gut 50 Prozent bescherten.

In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres erzielte das Unternehmen 793 Millionen Euro Umsatz und eine Ebitda-Marge von 61 Prozent. Zum Vergleich: Der bereits börsengelistete Konkurrent Dermapharm kam im gleichen Zeitraum auf eine deutlich niedrigere Ebitda-Marge von 34 Prozent bei 670,2 Millionen Euro Umsatz.

Der geplante IPO soll nun über neu ausgegebene Aktien stattfinden. Der Gang auf Börsenparkett soll auch dem Ankeraktionär, die Holding von CEO Braun und seiner Schwester, CSO Bianca Juha, ermöglichen, Aktien zu platzieren. Vereinbart wurde mit der Holding eine Lockup-Frist von 360 Tagen.

Credit Suisse, Deutsche Bank und J.P. Morgan agierten als Joint Global Coordinators, Barclays und Citigroup als Joint Bookrunners. Co-Lead Manager waren die Commerzbank, DZ Bank und die ING Bank in Zusammenarbeit mit Stifel Europe Bank.

Cheplapharm-CFO strukturierte die Finanzierung großzügig um

Das Unternehmen hat eine große Transformation hinsichtlich seiner Finanzierungsstruktur hingelegt. Vor einigen Jahren war Cheplapharm noch ein Familienunternehmen, das sich vornehmlich über Bankdarlehen, Schuldscheine und Mezzanine-Kapital finanzierte. Der seit 2012 amtierende CFO Jens Rothstein hatte die Finanzierung des Familienunternehmens allerdings komplett neu strukturiert und es sukzessive mit dem Kapitalmarkt vertraut gemacht.

2018 nahm Cheplapharm erstmals frisches Kapital über einen Term Loan B auf und gehörte damit zu den wenigen deutschen Unternehmen ohne Private-Equity-Hintergrund, dass sich für dieses Finanzierungsmittel entschieden hat. Obwohl die durchschnittlichen Finanzierungskosten dadurch gestiegen waren, habe sich Cheplapharm mit der neuen Finanzierung unternehmerische Freiheit gesichert, da es keine Auflagen für die Eigenkapitalquote gab, betonte der Finanzchef damals im ausführlichen FINANCE-Interview. Für die Transaktion musste Cheplapharm erstmals ein externes Rating vorweisen.

Für eine Hochzinsanleihe war das Unternehmen damals allerdings noch nicht bereit – dass ändert sich 2020, als das Debüt am High-Yield-Markt folgte, mit einer siebenjährigen Hochzinsanleihe in Höhe von 500 Millionen Euro. Seitdem hat Cheplapharm den High-Yield-Markt noch einige Male angezapft.

melanie.ehmann[at]finance-magazin.de

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.