Bastei Lübbe zieht wie angekündigt einen Schlussstrich unter das Kapitel Mittelstandsanleihe: Unter der Führung von Thomas Schierack, der als CEO in Personalunion auch für das Finanzressort des Verlagshauses zuständig ist, hat das Kölner Verlagshaus jetzt einen Konsortialkredit über 33 Millionen Euro mit sechs Jahren Laufzeit abgeschlossen. Die Rückzahlung der im Oktober 2016 fälligen 30-Millionen-Euro schweren Mittelstandsanleihe ist damit vorzeitig gesichert.
Zugleich hat Bastei Lübbe die Option, den Konsortialkredit um 10 Millionen Euro aufzustocken – um mögliche Zukäufe und strategische Investments zu finanzieren. Das Verlagshaus will unter anderem im Online-Bereich wachsen und hatte diesen Bereich zuletzt auch mit Zukäufen gestärkt. Als Konsortialführer des Darlehens trat die Commerzbank auf, ebenfalls dabei waren die Deutsche Bank und die Sparkasse Köln Bonn.
Bastei Lübbe spart jährlich 1,5 Millionen Euro Zinsen
Mit der frühzeitigen Refinanzierung nutzt CEO Schierack, der auch die Finanzen verantwortet, das derzeit sehr attraktive Zinsumfeld. Zu den genauen Konditionen des Darlehens will sich Bastei Lübbe zwar nicht äußern, die neuverhandelte Finanzierungslösung bringe aber einen deutlich positiven Zinseffekt mit sich, heißt es aus dem Unternehmen. Für das Geschäftsjahr 2016/2017 rechnet Schierack mit einer Zinsersparnis von rund 750.000 Euro, ab dem Geschäftsjahr 2017/2018 seien es voraussichtlich rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr.
Damit erreicht der Konzernchef das selbstgesteckte Ziel: Im Ende Juni vorgelegten Geschäftsbericht für das Jahr 2014/2015 hatte Bastei Lübbe seine Investoren bereits über die Refinanzierungsbemühungen mit Hilfe eines Konsortialkredites informiert und eine jährliche Zinsentlastung von 1,3 bis 1,5 Millionen Euro angekündigt.
Im laufenden Geschäftsjahr wird sich der Zinseffekt allerdings noch nicht bemerkbar machen: Das Verlagshaus kann die 2011 begebene Mittelstandsanleihe laut Anleihebedingungen nicht vorzeitig zurückzahlen. An den verbleibenden zwei Kuponterminen im Oktober 2015 und 2016 wird Bastei Lübbe also noch einmal gut 2 Millionen Euro berappen müssen. Die Mittelstandsanleihe hat einen Kupon von 6,75 Prozent und notiert derzeit bei rund 104 Prozent.
CEO Thomas Schierack hatte Refinanzierung lange angekündigt
Schierack hatte bereits im Frühjahr im Gespräch mit FINANCE angekündigt, dem in Verruf geratenen Segment der Mittelstandsanleihen den Rücken kehren zu wollen: „Viele Investoren haben den Markt als hochriskant abgespeichert und erwarten daher einen Risikoaufschlag. Für einen Kupon von 3 oder 4 Prozent würde kaum jemand eine Mittelstandsanleihe zeichnen“, so Schierack. Bastei Lübbe zahlt für seine Anleihe noch 6,75 Prozent – Anfang des Jahres hatte Schierack angekündigt, sich mit der Refinanzierung für die kommenden Jahre ein Zinsniveau von etwa einem Drittel dessen sichern zu wollen.
Die Emission der Mittelstandsanleihe von Bastei Lübbe im Jahr 2011 war eher aus der Not geboren, auch wenn Schierack sie rückwirkend als richtig bezeichnet. Das Unternehmen wollte unabhängiger von Banken werden. Unter anderem litt der Verlag darunter, dass einige Banken grundsätzlich ihre Geschäftsbeziehungen zu Medienunternehmen eingestellt hatten, wovon auch Bastei Lübbe betroffen war. Die Mittelstandsanleihe war eine Möglichkeit, die Finanzierung zumindest für mehrere Jahre zu sichern, wenn auch zu höheren Zinsen. Inzwischen haben sich sowohl die Finanzierungskonditionen der Banken als auch die wirtschaftliche Lage von Bastei Lübbe verbessert.
Als solider Emittent will Bastei Lübbe mit dem Segment offenbar nichts mehr zu tun haben. Zu einer ähnlichen Einschätzung war bereits im vergangenen Jahr der Anlagenbauer Dürr gelangt, der seine Mittelstandsanleihe mit einer Euro-Anleihe refinanzierte.
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