Gute Nachrichten vom Flugtaxi-Start-up Volocopter: In einer neuerlichen Finanzierungsrunde („Series D“) haben die Karlsruher 200 Millionen Euro an frischem Kapital eingesammelt. Damit steigt das insgesamt eingesammelte Kapital des Tech-Start-ups auf 322 Millionen Euro.
Neu auf der Liste der Kapitalgeber ist der Autozulieferer Continental, der damit erstmalig in den Zukunftsmarkt Urban Air Mobility (UAM) investiert. Nähere Angaben zu den Zielen des Engagements sowie zur Höhe des eingesetzten Kapitals machte der Konzern auf FINANCE-Anfrage hin nicht. FINANCE-Informationen zufolge zählt Conti – gemessen an der investierten Summe – allerdings nicht zu den Top-Fünf-Aktionären von Volocopter. Die investierte Summe dürfte maximal einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag erreicht haben. Mit ihrer Expertise seien die Hannoveraner jedoch ein wertvoller Technologie- und Entwicklungspartner, sagte eine Volocopter-Sprecherin.
Auch Daimler zieht bei Volocopter mit
Zu den Investoren, die im Zuge der jüngsten Finanzierungsrunde neu bei Volocopter eingestiegen sind, zählen die Finanzinvestoren Blackrock und Avala Capital, das italienische Infrastrukturunternehmen Atlantia sowie zwei Investoren aus Japan: das Tech-Unternehmen NTT sowie der Leasingspezialist Tokyo Century.
Auch alle bestehenden Investoren haben sich an der Kapitalspritze beteiligt. Dazu zählen auch der Autobauer Daimler und dessen chinesischer Großaktionär Geely sowie die Bahn-Logistiktochter DB Schenker. „Unsere Gesellschafterstruktur bleibt mit einer weltweiten Mischung aus strategischen und Finanzinvestoren ausgewogen und damit ein Abbild unserer globalen Ambitionen für Volocopter“, zeigt sich CFO Rene Griemens erfreut. Beraten ließ sich Volocopter bei der Kapitalbeschaffung von der Investmentbank Morgan Stanley.
Startet der Volocopter in Japan?
Das Geld soll nach Angaben des Urban-Air-Mobility-Pioniers vor allem in den Zulassungsprozess für das elektrische Flugtaxi „VoloCity“ fließen, das schon in wenigen Jahren die ersten kommerziellen Routen bedienen soll. Es gab schon Probeflüge in Dubai, Singapur und Helsinki, außerdem auch schon erste Bestellungen, beispielsweise vom ADAC. „Unser VoloCity ist die fünfte Volocopter-Generation und auf dem besten Weg, das erste zugelassene elektrische Flugtaxi für Städte zu werden“, sagt Firmenchef Florian Reuter. „Wir werden die Pioniere von UAM genannt und haben vor, diesen Titel zu wahren.“
Im Fokus des Roll-outs dürfte Asien stehen, wo es die meisten Mega-Cities und die größten Verkehrsprobleme gibt. Durch die neue Finanzierungsrunde, die zwei weitere Aktionäre aus diesem Land zu Volocopter gebracht hat, rückt jetzt neben Singapur besonders Japan in den Blick. In vorherigen Finanzierungsrunden haben sich auch schon die japanischen Investoren Translink Capital (ein Projekt von Japan Airlines und Sompo Insurance) sowie die Mitsui Sumitomo Insurance Group beteiligt. Japan ist bislang das einzige große Land, das eine explizite Flugtaxistrategie ausgearbeitet hat.
FINANCE-Köpfe
Geldregen für Flugtaxientwickler weltweit
Trotz einer Vielzahl von ungeklärten Fragen etwa zur Lärmbelastung, zur Regulierung und zur Unfallvermeidung wird dem Markt für Flugtaxi-Services riesiges Potential attestiert. JP Morgan taxiert ihn für 2040 auf 1,5 Billionen US-Dollar.
Doch Volocopter ist alles andere als konkurrenzlos. Mit Lilium ist ein zweiter Anbieter aus Deutschland auch schon recht weit in der Entwicklung, wenngleich noch nicht so weit wie Volocopter. Während Volocopter Kurzstrecken abdecken will, entwickelt Lilium Düsen-Jets für mittlere Distanzen. Vor einem Jahr hat Lilium eine fast gleich große Summe eingesammelt wie jetzt Volocopter – 240 Millionen Dollar. Kurzzeitig arbeitete der langjährige Uniper-Finanzchef Christoph Delbrück als CFO für Lilium.
Auch international entstehen gerade eine Menge Flugtaxiprojekte. 2020 sammelte die Branche in Finanzierungsrunden die Rekordsumme von 1,1 Milliarden US-Dollar ein. Der US-Entwickler Joby ging über eine Spac-Konstruktion an die Börse und wurde dabei mit 6,6 Milliarden Euro bewertet.
Wenn die Aufnahme des kommerziellen Flugbetriebs näher rückt, könnte auch Volocopter ein Kandidat für einen Börsengang in Deutschland oder den USA sein. Die jetzt eingesammelten 200 Millionen Euro dürften ein starkes Finanzpolster für die Weiterentwicklung bis zur Marktreife sein. Sobald Volocopter aber eine große Produktion aufbauen muss, werden ganz andere Investitionssummen ins Spiel kommen.
Info
Mehr über den CFO von Volocopter erfahren Sie unter dem FINANCE-Köpfe-Profil von Rene Griemens.