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Durchbruch bei Rettung von Sanha

Aufatmen bei Sanha: Der Sanitärtechnikhersteller bekommt fünf Jahre mehr Zeit, seine Mittelstandsanleihe zurückzuzahlen. Aber der Preis dafür ist hoch.
Sanha

Weißer Rauch in Essen: Im Ringen um die geplante Restrukturierung der Mittelstandsanleihe von Sanha haben sich Management und Gläubigervertreter am heutigen Freitagnachmittag geeinigt. Damit findet ein wochenlanger Streit sein Ende. Der Hersteller von Sanitärprodukten hatte im Juni mitgeteilt, wegen enttäuschend laufender Geschäfte die im nächsten Jahr fällige Rückzahlung der Anleihe um fünf Jahre aufschieben zu wollen. Außerdem sollte der Zinssatz des 37,5 Millionen Euro schweren Papiers von 7,75 auf 5,5 Prozent gesenkt werden.

Als Gegenleistung bot Sanha den Gläubigern eine jährliche Tilgung von 10 Prozent des Anleihevolumens sowie Immobiliensicherheiten an – laut Unternehmensangaben mit einem Wert von 10 Millionen Euro. Das Beratungshaus One Square, das sich als Gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger positionierte, bekämpfte diesen Vorschlag massiv und verlangte als Entschädigung für die längere Laufzeit deutlich bessere Gegenleistungen.

Sanha-Anleihe: Covenant-Bruch ließe Zinsen explodieren

Der jetzt gefundene Kompromiss zeigt, dass die Gläubiger ihre Vorstellungen weitgehend durchsetzen konnten. Demnach darf Sanha die Bondlaufzeit zwar wie gewünscht bis Juni 2023 verlängern, aber der Preis dafür ist hoch. Der Zinslauf beginnt im ersten Jahr bei 8,5 Prozent und sinkt dann in den Folgejahren über 7,25 und zweimal 6,5 auf 6,25 Prozent im letzten Jahr der Laufzeit. Der durchschnittliche Zinssatz liegt bei 7 Prozent und damit um 150 Basispunkte höher als vom Management erhofft und vorgeschlagen.  

Zudem wird Sanha zusätzlich zum Immobilienbestand „unter anderem“, wie es in einer Pressemitteilung heißt, noch zwei Warenlager als weitere Sicherheiten zur Verfügung stellen. One Square agiert als Treuhänder für die Sicherheiten. Außerdem bekommt die Sanha-Anleihe Covenants. Werden diese verletzt, springt der Zinssatz umgehend auf 9 Prozent, wie One-Square-Chef Frank Günther gegenüber FINANCE erläuterte. Erst wenn die Covenants wieder eingehalten würden, sänke der Zinssatz wieder auf das ursprüngliche Niveau.

„Unser Ziel war es, angesichts des im Vorfeld hohen Zuspruchs für die Prolongation kein Risiko in Bezug auf den Erfolg der Transaktion einzugehen“, begründet Sanha-Chef Bernd Kaimer das Einlenken Sanhas.

Liquidität von Sanha wird gestärkt

Doch es gibt auch einen Pluspunkt für das Unternehmen: Die angebotene jährliche Tilgung ist nun nicht mehr Teil der neuen Anleihebedingungen. Dies soll sicherstellen, dass Sanha handlungsfähig bleibt. „Im Saldo aus höheren Zinsen und dem Verzicht auf die jährliche Tilgung ist die verfügbare Liquidität des Unternehmens pro Jahr jetzt um 2,5 bis 3 Millionen Euro höher als im ursprünglichen Prolongationskonzept“, erklärt Günther. „Damit wird vermieden, dass sich die jetzige Unternehmensproblematik schon bald erneut ereignet“, hofft der Bondrestrukturierer.

Auch Kaimer sieht dank des Verzichts auf die jährliche Tilgung „eine erhöhte finanzielle Flexibilität“ für Sanha: „Jetzt verfügen wir über flexible Tilgungsmöglichkeiten. Wir können überschüssige Liquidität nutzen, um Anleihen zurückzukaufen, Bankverbindlichkeiten zurückführen oder das vorzeitige Kündigungsrecht ab 2020 für Teiltilgungen der Anleihe zu nutzen.“ 

Bondrestrukturierer Frank Günther: „Zins jetzt risikoadäquat“

Günther sieht den Kompromiss positiv: „Das Konzept ist das Ergebnis eines konstruktiven Dialogs mit der Gesellschaft. Der Zinssatz ist jetzt risikoadäquat, und die Besicherung ist banküblich. Wie die Abstimmungsergebnisse zeigen, trägt eine breite Anlegerschaft diese Lösung mit.“ Bei der vor wenigen Minuten beendeten Gläubigerversammlung stimmten 99,9 Prozent der anwesenden Gläubiger für das überarbeitete Restrukturierungskonzept. Die Präsenzquote lag mit 29,6 Prozent knapp über dem erforderlichen Minimum von 25 Prozent.

Der Anleihekurs reagierte auf die Einigung mit einem Anstieg von 13 Prozent auf einen Kurs von 80 Prozent. Im Juni, nachdem Sanha einräumen musste, dass der Bond verlängert werden müsse, war die Mittelstandsanleihe auf 65 Prozent abgesackt. Im vergangenen Herbst notierte sie zeitweise sogar unter 40 Prozent.      

Info

Deals, Pleiten, Wackelkandidaten: Alle wichtigen Entwicklungen vom Mini-Bond-Markt auf unserer Themenseite zu Mittelstandsanleihen. Verfolgen Sie die neusten Entwicklungen bei dem Sanitäranlagenhersteller mit unserer Themenseite zu Sanha.