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Getgoods: Nächster Ausfall am Markt für Mittelstandsanleihen

Erst im Oktober hatte Getgoods die letzte Tranche einer Mittelstandsanleihe platziert.
Getgoods

Der Markt für Mittelstandsanleihen hat sein nächstes Sorgenkind: Der Onlinehändler Getgoods, der erst kürzlich seine Mittelstandsanleihe aufgestockt hatte, ist zahlungsunfähig. Die Nachricht kommt nur wenige Tage vor dem nächsten Zinstermin der Mittelstandsanleihe, die im Oktober 2012 mit fünf Jahren Laufzeit und 7,75 Prozent Kupon im Bondm der Börse Stuttgart platziert worden war: Am Samstag wären die Zahlungen fällig gewesen.

Der Ausfall kommt schnell. Erst im Juni dieses Jahres hatte Getgoods im Rahmen einer Privatplatzierung noch fast 10 Millionen Euro eingesammelt. Die letzte Tranche der insgesamt nun 60 Millionen Euro schweren Anleihe war erst im Oktober platziert worden. Die Mittel aus dieser letzten Tranche wurden für einen M&A-Deal eingesetzt, die Übernahme der 004 Trading GmbH.

Noch im Juni hatte der Händler große Pläne: Bis Jahresende wollte das Unternehmen seinen Umsatz allein durch organisches Wachstum von 402,6 Millionen Euro im Jahr 2012 auf 485 bis 500 Millionen Euro steigern. Innerhalb der kommenden 24 Monate peilte Getgoods sogar einen Umsatz von 1 Milliarde Euro an. „Getgoods kann inzwischen kleinere Akquisitionen verkraften und will als aktiver Konsolidierer im Online-Markt agieren“, sagt der damalige Interims-CFO Stefan Gros noch im Sommer im Gespräch mit FINANCE.

Möglicherweise war die Lage damals schon angespannt, wie eine online verfügbare Rating-Summary der Creditreform vom September dieses Jahres andeutet. Darin heißt es: „Zur Finanzierung des weiteren Wachstums wurde Anfang Juli 2013 eine Anleiheaufstockung von 10 Millionen Euro vorgenommen,  rund 7,5 Millionen Euro konnten davon erfolgreich kurzfristig platziert werden. Durch den Zufluss der Anleihemittel konnte die per 30. Juni 2013 angespannte Liquiditätssituation der Unternehmensgruppe wieder verbessert werden.“

Creditreform kritisierte späte Einrichtung des CFO-Postens

Heftige Kritik erntete das Unternehmen von der Creditreform für die Struktur der Finanzabteilung. So bemängelte die Agentur, die im Rahmen des Erstratings avisierte Besetzung des CFO-Postens habe sich bis Juli 2013 hinausgezögert. „Ursächlich hierfür ist, dass der ursprünglich für diesen Posten vorgesehene Interims-Manager vom Aufsichtsrat nicht zum Vorstand bestellt worden ist und somit ein neuer CFO gesucht werden musste“, heißt es in der Rating-Summary. Seit Juli ist Sebastian Jarantowski CFO des Unternehmens.

Die Creditreform bemängelte im September auch die Strukturen in der Finanzabteilung von Getgoods: Die Systeme seien mit der Größe der Unternehmensgruppe nicht schnell genug mitgewachsen. Zwar hielt die Ratingagentur dem Unternehmen zugute, dass die Schwachstellen identifiziert und mit der Behebung der Schwächen begonnen worden war. Dennoch lautete das Urteil: „Zusammenfassend wird das Rechnungswesen und Controlling inklusive der Planungs-, Analyse- und Berichtsaktivitäten der getgoods.de AG derzeit als nicht ausreichend beurteilt.“ Das Rating senkte die Creditreform auf BB.

Die Finanzierungslage sah die Creditreform ebenfalls skeptisch: „Das größte Risiko für die Unternehmensgruppe besteht unseres Erachtens darin, dass das geplante Wachstum derzeit nicht finanziert werden kann bzw. der getgoods.de-Konzern zum Ende des Jahres 2013 nicht durchfinanziert ist. Ursächlich hierfür sehen wir die derzeit bestehenden qualitativen Schwächen im Rechnungswesen und Controlling sowie im externen Reporting.“

Kursschock zu Beginn der Woche

Auffallend war der jüngste Kursverfall der Getgoods-Anleihe zu Beginn dieser Woche. Bereits am Dienstag, als noch keine Meldungen zu der prekären Finanzlage veröffentlicht waren, war die Anleihe an der Börse Stuttgart von 45 auf 31 Prozent abgestürzt. Marktbeobachter schrieben dies der kurzfristigen Absage einer für den Folgetag geplanten Getgoods-Präsentation auf dem Deutschen Eigenkapitalforum zu.

Ursache der Zahlungsunfähigkeit ist dem Management zufolge nun, dass Investorengespräche kein positives Ergebnis gebracht hätten. Die Gespräche würden nun im Rahmen des Insolvenzverfahrens fortgeführt.

Die getgoods.de Vertriebs GmbH musste heute den Verlust des hälftigen Stammkapitals sowie die Zahlungsunfähigkeit anzeigen, auch die getgoods.de AG als Holding des Konzerns ist einer Mitteilung zufolge unmittelbar betroffen. Für die übrigen Gesellschaften des getgoods-Konzerns werde die Insolvenzsituation noch abschließend geprüft. Der Geschäftsbetrieb soll aufrechterhalten werden.