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Helma-CFO: „Haben unsere Finanz-Hausaufgaben gemacht“

Helma-Finanzchef Gerrit Janssen hat die Mittelstandsanleihe mit einem Schuldschein und einem KFW-Kredit refinanziert.
Helma Eigenheimbau

Der Markt für Mittelstandsanleihen ist in Verruf: Immer wieder fallen Emittenten aus oder sichern sich erst im letzten Moment im Zuge einer Restrukturierung die nötige Refinanzierung. Einen positiven Kontrapunkt hat jetzt der Baudienstleister Helma Eigenheimbau geliefert. Das Unternehmen aus dem niedersächsischen Lehrte hat vor kurzem bekanntgegeben, dass es den 2013 begebenen 35 Millionen Euro schweren Mini-Bond vorzeitig refinanziert hat. Zur Kündigung  nutzt Helma Mitte September die erste Call-Option des mit 5,875 Prozent verzinsten Papiers.

Trotz des schlechten Rufs hat CFO Gerrit Janssen gute Erfahrungen mit dem Mini-Bond-Segment gemacht: „Ich kann mir auch in Zukunft vorstellen, einen Bond zu platzieren“, erklärt er gegenüber FINANCE.

Um die Refinanzierung der Anleihe zu stemmen, hat Finanzchef Janssen einen Schuldschein mit einem Volumen von 25,5 Millionen Euro platziert. „Uns ging es darum, das beste und günstigste Instrument zu wählen“, sagt er. Durch die neue Finanzierungsstruktur spart Helma 1,2 Millionen Euro Zinskosten jährlich. „Es war daher keine Entscheidung gegen die Anleihe, sondern für den Schuldschein.“

Die restlichen 10 Millionen Euro der Refinanzierung stammen aus einem Kredit der Förderbank KFW. Der durchschnittliche Zinssatz der neuen Finanzierung liegt bei 2,5 Prozent. Wie viel genau Helma für den Schuldschein zahlt, will CFO Janssen nicht verraten.

Helma Eigenheimbau ist kein typischer Schuldscheinemittent

Helma ist indes kein klassischer Schuldscheinemittent. Das Finanzierungsinstrument gilt als sehr sicher und wird meistens von reinen Investmentgrade-Kandidaten oder großen Konzernen im Crossover-Segment in Anspruch genommen. Mit einem Umsatz knapp über 200 Millionen Euro sind die Niedersachsen vergleichsweise klein. Creditreform bewertet die Niedersachsen mit BBB+ zwar im Investmentgrade, allerdings ratet keine der renommierten US-Agenturen Helma.

Die Schuldscheinemission hat Finanzchef Janssen daher gründlich vorbereitet. Im vergangenen Jahr hatte Helma bereits zwei kleinere Schuldscheindarlehen über 5 und 10 Millionen Euro platziert. „Das war für uns eine Art Testlauf. Bei den kleinen Volumina hat sich bereits gezeigt, dass ein Schuldschein gut funktioniert“, sagt Janssen. Die Investoren waren damals wie heute Banken und Versicherungen.

Zwei Financial Covenants muss Helma dennoch einhalten: Zum einen darf das Eigenkapital 21 Millionen Euro nicht unterschreiten (derzeit liegt es bei knapp 70 Millionen Euro), zudem darf die Eigenkapitalquote nicht unter 15 Prozent fallen (derzeit 28,5 Prozent). In beiden Bereichen hat CFO Janssen also noch Spielraum.

Sparkasse Hannover und Berenberg Bank begleiten die Emission

Auch der Mandated Lead Arranger und Bookrunner ist ungewöhnlich: Die Sparkasse Hannover. „Mit der Sparkasse Hannover arbeiten wir bei Helma Eigenheimbau seit Jahrzehnten vertrauensvoll zusammen“, erklärt CFO Janssen. Selling Agent war die Hamburger Berenberg Bank.

Dass die Schuldscheinplatzierung möglich war, liegt auch an Helmas rasanten Wachstum seit der Mini-Bond-Emission. Der Umsatz ist seit 2013 von knapp 140 auf 210 Millionen Euro im vergangenen Jahr gewachsen. Die Marge gemessen am Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) ist im gleichen Zeitraum von 7,5 Prozent auf 8,4 Prozent gestiegen. Die Auftragsbücher sind laut Unternehmensangaben prall gefüllt, entsprechend soll sich der Umsatz bis 2018 auf 420 Millionen Euro verdoppeln.

Auf das Wachstum hat sich CFO Janssen vorbereitet: „Wir haben unsere finanziellen Hausaufgaben gemacht. Wir legen hohen Wert darauf, über ein solides finanzielles Grundgerüst zu verfügen, auf dessen Basis das angedachte Wachstum umgesetzt werden kann.“

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Nicht allen Mini-Bond-Emittenten gelingt die Refinanzierung problemlos. Alle Informationen zu Kurseinbrüchen und Unternehmen in Schieflage finden Sie auf unserer FINANCE-Themenseite Mittelstandsanleihen.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.