Der HSV kommt einfach nicht zur Ruhe: Wie jetzt bekannt wurde, hat Klaus Meetz – ein ehemaliger Profisportler – Anzeige gegen den HSV-Vorstand erhoben. Darin beschuldigt Meetz die Clubführung den Erlös aus der 17,5-Millionen-Euro-Anleihe zweckwidrig zu verwenden. Das bestätigte die Oberstaatsanwältin Nana Frombach von der Staatsanwaltschaft Hamburg gegenüber FINANCE. Die Anzeige sei am 5. Juni eingegangen. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit den angezeigten Sachverhalt, so Frombach.
Der HSV hatte sich 2012 insgesamt 17,5 Millionen Euro über eine Fananleihe besorgt, um damit ein neues Nachwuchszentrum zu bauen. Vom sogenannten HSV Campus ist allerdings bislang noch nichts zu sehen. Wie ein HSV-Sprecher gegenüber FINANCE erklärte, habe die Stadt Hamburg erst Anfang Juni die Baugenehmigung erteilt, nun laufe die Ausschreibung. Wann mit dem Bau begonnen werden könne, sei daher noch nicht klar.
Die Mittel aus der Anleihe wurden derweil aber offenbar zumindest teilweise für den operativen Spielbetrieb und zur Sanierung der Finanzen des klammen Bundesligaclubs verwendet. Wie viel Geld bereits ausgegeben worden ist, wollte der HSV-Sprecher nicht beziffern. Der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow hält diesen Einsatz jedoch grundsätzlich für legitim: „Die Planungen für den HSV-Campus sind bereits weit fortgeschritten. Dabei hat sich der HSV zu keinem Zeitpunkt in Widerspruch zu den Angaben zur geplanten Verwendung des Emissionserlöses im Wertpapierprospekt gesetzt“, sagte Jarchow.
Wofür dürfen die Erlöse aus der HSV-Fananleihe verwendet werden?
Ob dem so ist, muss nun die Staatsanwaltschaft der Hansestadt erklären. In dem Anleiheprospekt für die zweite Tranche über 5 Millionen Euro heißt es, dass die Schuldverschreibungen, die eine Laufzeit von sieben Jahren haben und mit 6 Prozent verzinst werden, „zumindest anteilig“ zur Finanzierung von HSV-Campus verwendet würden. Es wird aber auch eingeschränkt, dass der dafür nicht benötigte Emissionserlös „ganz oder teilweise“ für andere Strukturmaßnahmen oder zur Erhöhung der operativen und finanziellen Flexibilität der HSV-Gruppe verwendet werden könnte.
Der HSV lebt seit Jahren über seinen Verhältnissen und hat so einen Schuldenberg von 99,6 Millionen Euro aufgetürmt. 60 Millionen davon sind Finanzverbindlichkeiten. Noch nicht bezahlte Rechnungen für Transfers kommen dazu.
Umsatzung von HSV-Plus verschiebt sich
HSV-Vorstandschef Jarchow sieht hinter der Anzeige ein Störmanöver: „Wir können nur vermuten, dass versucht wird, dem HSV bewusst Schaden zuzufügen.“ Medienberichten zufolge hat Klaus Meetz bereits mit einem Befangenheitsantrag den pünktlichen Start der Ausgliederung des Profifußballs („HSV Plus“) zum 1. Juli verhindert. Die Umsetzung des Rettungskonzepts verschiebt sich nun um zwei Wochen.
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