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Karlie-Krise spitzt sich wieder zu

Ist die Karlie Tochter Karlie Flamingo insolvent oder nicht? Eine Pleite wäre für Karlie fatal.
Karlie

Die Lage bei dem angeschlagenen Mini-Bond-Emittenten Karlie spitzt sich wieder zu. Wie der Händler von Heimtierzubehör gestern Abend mitteilen musste, hat einer der beiden Geschäftsführer der belgischen Tochter Karlie Flamingo Belgium Holding einen Insolvenzantrag wegen Überschuldung gestellt. Das betroffene Unternehmen ist die Zwischenholding für die operative Gesellschaft Karlie Flamingo.

Bizarr: Karlie hält den Antrag nicht für gerechtfertigt. Sowohl die Berater von Karlie als auch der zweite Geschäftsführer von Karlie Flamingo seien der Auffassung, dass „keine Pflicht, Insolvenz zu beantragen, erkennbar“ sei. Karlie prüft daher, gegen den Antrag vorzugehen.

Ob der Insolvenzantrag begründet ist, wird sich daher erst zeigen müssen – allerdings deutet das Vorgehen des Managers darauf hin, dass die Lage der belgischen Tochter prekär ist. Offenbar will der Manager verhindern,  in den Verdacht der Insolvenzverschleppung zu geraten.

Ist die Restrukturierung des Mini-Bonds für die Rettung zu wenig?

Der heftige Widerstand von Karlie verwundert nicht, ist die belgische Tochter doch einer der zentralen Vermögenswerte des deutschen Mittelständlers. Karlie gesteht ein, „dass wesentliche negative Auswirkungen auf die Vermögenslage der Emittentin zu erwarten sind, falls der Insolvenzantrag nicht zurückgenommen oder abgelehnt wird“. Damit ist klar: Die Mittelstandsanleihe in Höhe von 10 Millionen Euro schwebt wieder in akuter Ausfallgefahr.  

Dabei hatte es bis vor kurzem noch so ausgesehen, als hätte Karlie sich Luft verschafft. Im Mai hatten die Gläubiger einer Restrukturierung der Anleihe zugestimmt: Die Zinsen wurden gesenkt, die Laufzeit um fünf Jahre verlängert. Auch die geldgebenden Banken hatten Karlie eine Gnadenfrist gewährt, allerdings nur unter der Bedingung, dass Karlie-Eigentümer Perusa frisches Eigenkapital beisteuert. So sollte dem neuen Management um den Sanierungsexperten Andreas Spiegel und CFO Dominik Müser Zeit gegeben werden, das Ruder herumzureißen und die Verlustlöcher zu stopfen.

Mittelstandsanleihe von Karlie bricht ein

Doch die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Turnaround sind nicht die besten, denn Karlie ist bereits seit Jahren schwer unter Druck. Das Unternehmen, das 1976 gegründet wurde, betrieb nach dem Einstieg des Finanzinvestors Perusa eine sehr ehrgeizige Buy-and-Build-Strategie, die nicht aufgegangen ist. Das Unternehmen hatte es versäumt, die vielen Zukäufe zu integrieren. Karlie Flamingo wurde 2011 gekauft. Der Umsatz der Gruppe schrumpft seit Jahren, 2015 lag er bei rund 83 Millionen Euro. Der Konzernfehlbetrag lag bei 11,4 Millionen Euro.

Den nachhaltigen Turnaround verspricht das neue Management für 2017. Die Gläubiger der Mittelstandanleihe scheinen nicht daran zu glauben: Der Bond halbiert sich heute nahezu und fällt auf nur noch 14 Prozent seines Nennwerts. Auf diesem Niveau hatte er erst einmal notiert, als unklar war, ob die Bondrestrukturierung gelingt. Danach – bis Anfang September – hatte sich das Papier bis auf 40 Prozent erholt.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Info

Wie schlimm es um Karlie steht und welche schlimmen Managementfehler die Schieflage ausgelöst haben, lesen Sie in unserer ausführlichen Analyse zu Karlie, zu finden in der aktuellen Ausgabe des FINANCE-Magazins.

Verfolgen Sie die Krise und Restrukturierungspläne von Perusa mit dem Hersteller von Haustierprodukten außerdem auf der FINANCE-Themenseite zu Karlie.

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.

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