Für den letzten Baustein der Finanzierung des Versum-Deals hat Merck den Bondmarkt angezapft. Im Juni erst haben die Aktionäre des US-Konzerns der Übernahme durch die Darmstädter für 5,8 Milliarden Euro zugestimmt. Nun hat Merck schon 2 Milliarden Euro durch die Emission von neuen Anleihen eingesammelt.
„Nach der erfolgreichen Emission von Hybrid-Anleihen vor zwei Wochen haben wir das gute Marktumfeld genutzt, um die Finanzierung der geplanten Versum-Übernahme abzuschließen“, kommentiert CFO Marcus Kuhnert die Emission. Der Konzern setzt damit zur Finanzierung seines neuen M&A-Deals auf dieselbe Strategie wie im Jahr 2014, als Merck ebenfalls in den USA zukaufte und sich den US-Laborausrüster Sigma Aldrich sogar 17 Milliarden Dollar kosten ließ. Auch damals bestand die Finanzierung aus Hybridanleihen und klassischen Bonds.
Merck sichert sich bessere Anleihekonditionen
Allerdings kann der Darmstädter Konzern diesmal deutlich bessere Konditionen erzielen. Die aktuelle Transaktion teilt sich in drei Tranchen auf: Ein Bond über 600 Millionen Euro läuft über viereinhalb Jahre und wird mit einem Kupon von lediglich 0,005 Prozent verzinst. Eine weitere Tranchen über 600 Millionen Euro läuft acht Jahre lang und hat einen Kupon von 0,375 Prozent. Die längste Anleihe mit einer Laufzeit von zwölf Jahren über 800 Millionen Euro wird mit 0,875 Prozent verzinst.
Zum Vergleich: 2015 musste Merck für einen Bond mit Laufzeit bis 2019 noch einen Kupon von 0,75 Prozent zahlen – also deutlich mehr als die aktuellen 0,005 Prozent. Für einen siebenjährigen Bond zahlte Merck 2015 einen Kupon von 1,375 Prozent. Darüber hinaus begab der Konzern 2015 einige Dollar-Bonds – ein Markt, der wesentlich teurer ist und den Merck für den Versum-Deal nicht wieder angezapft hat.
Merck setzt wieder auf Hybridanleihen
Auch bei den Hybridanleihen lässt sich ablesen, dass die Konditionen deutlich besser ausgefallen sind als bei der vorangegangenen M&A-Finanzierung. Diesmal platzierte Merck zwei dieser Bonds, die von Ratingagenturen zum Teil als Eigenkapital angesehen werden. Für Merck – von S&P mit A, von Scope mit A– und von Moody’s mit Baa1 bewertet – ist das kein unwichtiger Faktor. Die erneute Ausgabe von Hybridanleihen zeige, dass man entschlossen sei, das Kreditrating zu stützen und weiterhin eine konservative Finanzpolitik zu verfolgen, so CFO Kuhnert.
FINANCE-Köpfe
Die Transaktion besteht aus zwei Tranchen, die jeweils eine Laufzeit von 60 Jahren aufweisen. Eine Tranche über 500 Millionen Euro, deren Kupon 1,625 Prozent beträgt, kann Merck nach 5,5 Jahren zurückzahlen. Eine ältere Hybridanleihe mit ähnlicher Dauer bis zum ersten Call-Termin kostete Merck noch 2,625 Prozent. Eine zweite Tranche über 1 Milliarden Euro wird mit 2,875 Prozent verzinst und kann nach zehn Jahren vorzeitig zurückgezahlt werden. 2015 kostete Merck ein solches Papier noch 3,375 Prozent.
Merck profitiert von sinkendem Zinsumfeld
Für Merck ergibt sich nach der neuen Emission eine durchschnittliche Verzinsung der ausstehenden Euro-Anleihen von 2,1 Prozent (exklusive der Hybridanleihen). Dieser Wert dürfte sich im Laufe des Jahres noch weiter verbessern, da ein Bond aus 2015 (0,75 Prozent) sowie in geringerem Umfang ein Bond aus dem Jahr 2009, der noch einen Kupon von 4,25 Prozent trägt, fällig werden.
Der Verschuldungsgrad, den der Konzern seit 2015 von 3,5x Ebitda Pre (ohne Konzernkosten und Sonstiges) auf 1,8x im Jahr 2018 senken konnte, wird durch die Versum-Übernahme allerdings wieder deutlich steigen. Kuhnert verspricht allerdings, dass der Leverage diesmal unter der Marke von 3x Ebitda bleiben wird.
antonia.koegler[at]finance-magazin.de
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.