Nach dem Hemdenhersteller Eterna, der in der vergangenen Woche einen überraschend hohen Verlust und eine Ratingherabstufung vermelden musste, hat mit Laurèl die nächste Modefirma die Erwartungen ihrer Anleiheinvestoren enttäuscht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 30. April endete, fuhr Laurèl bei einem Umsatz von 35,7 Millionen Euro einen operativen Verlust (Ebit) von 1,9 Millionen Euro ein. Brauchbare Vergleichszahlen konnte das Unternehmen nicht vorlegen, da zuvor lediglich ein Rumpfgeschäftsjahr absolviert wurde. In diesem erwirtschaftete Laurèl bei einem Umsatz von 17,1 Millionen Euro aber noch ein positives Ebit von 2,3 Millionen Euro.
Die Investoren der Laurèl -Anleihe hatten offenbar mit schwachen Ergebnissen gerechnet: Anfang Juli hatte die Mittelstandsanleihe noch über par notiert, seitdem ging es in mehreren Schüben auf Kurse um 90 herunter. Nach den Jahreszahlen stabilisierte sich der Bond bei 89.
Laurèl-Mittelstandsanleihe: Ein halber Jahresumsatz
Laurèl -Chef Dirk Reichert ist bemüht, die schlechten Kennzahlen in ein besseres Licht zu rücken. Für den Verlust macht er eine Sonderabschreibung von 2,4 Millionen Euro auf Forderungen gegen die insolvente Schwesterfirma Apriori verantwortlich. Auch die Kosten für die Bondemission hätten das Ergebnis belastet.
Mit einem positiven Ausblick versucht Reichert, die Investoren bei der Stange zu halten. In den ersten sechs Monaten 2013 sei der Umsatz auf vergleichbarer Fläche um 12 Prozent gestiegen. Angesichts eines insgesamt um 3 Prozent rückläufigen deutschen Textilmarkts ist das tatsächlich bemerkenswert. Allerdings sind vier der sechs starken Monate schon in die nun vorgelegten Jahreszahlen eingegangen.
Offenbar können die Laurèl -Investoren erst mittelfristig mit einer wesentlichen Besserung der Lage rechnen. Zwar seien auch die Vororders für die kommende Frühjahrs-Sommer-Saison zweistellig gestiegen. Allerdings warnt Reichert, dass die hohen Aufwendungen für die Eröffnung neuer Shops in Städten wie Wien, Amsterdam und Madrid sich „erst in zwei bis drei Jahren in höheren Umsätzen, Erträgen und Cashflows niederschlagen werden“.
Spätestens dann muss der Turnaround in den Zahlen sichtbar werden, denn die Mittelstandsanleihe läuft nur über fünf Jahre und muss Ende 2017 zurückgezahlt werden. Mit einem Volumen von 20 Millionen Euro entspricht das Volumen des Papiers mehr als der Hälfte des Jahresumsatzes von Laurèl. Für die Investoren haben sich die Rückzahlungsperspektiven verschlechtert, meint die Ratingagentur Creditreform. Vor wenigen Tagen hat sie das Laurèl-Rating um drei Notches von BBB auf BB herabgestuft.
Eterna ohne Eigenkapital, Strenesse ante portas
Die schwachen Geschäftszahlen der Modelabels bestätigen die Skepsis, die viele professionelle Marktteilnehmer den Bondemissionen dieser Unternehmen entgegengebracht haben. Gerade den kleineren Fashion-Emittenten wie Laurèl, Rene Lezard oder Hallhuber fehle die kritische Masse, um in dem schwierigen deutschen Bekleidungsmarkt langfristig zu bestehen, lautete ein zentraler Kritikpunkt. Dennoch gelang es bislang so gut wie allen Modeunternehmen, dank der Strahlkraft ihrer Marken ihre Mittelstandsanleihen binnen kürzester Zeit vollständig auszuplatzieren.
Doch die Bilanzzahlen sind in den meisten Fällen dürftig: Hallhuber trat zur Emission der Mittelstandsanleihe mit einem nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag in Millionenhöhe sowie einer bilanziell überschuldeten Holding an. Allerdings ist auf der Passivseite ein Gesellschafterdarlehen in Höhe von 35,2 Millionen Euro bilanziert, das im Rang gegenüber der Mittelstandsanleihe zurücktritt. Auch bei Eterna, wo es ebenfalls ein im Rang zurückstehendes Gesellschafterdarlehen gibt, ist das Eigenkapital durch die zuletzt aufgelaufenen Verluste inzwischen aufgezehrt. Die Creditreform reagierte, indem sie das Rating auf B+ abstufte.
Die Kursentwicklung einiger Modehersteller ist entsprechend: Drei Monate nach dem Marktstart notiert die Mittelstandsanleihe von Hallhuber bei 94, das Papier von Rene Lezard bei 91,5. Der Eterna-Bond hält sich trotz der schwachen Geschäftszahlen noch bei 98. Der Konkurrent Seidensticker, der zur Emission im vergangenen Jahr ebenfalls mit kritischen Punkten antrat, hält seinen Bond hingegen konstant über par, aktuell mit Kursen um 103.
Nachschub an neuen Modeanleihen steht bereits vor der Tür. Trotz der sich verdüsternden Lage am Markt für Mittelstandsanleihen erwägt der Damenmodenhersteller Strenesse, mit einem ganzen Strauß roter Zahlen noch in den nächsten Wochen eine Mittelstandsanleihe zu begeben. Auch Strenesse steckt tief in der Verlustzone und benötigt dringend eine Refinanzierung. Bond- oder PE-Investoren sollen das Unternehmen durchfinanzieren, bis Strenesse-Chef Luca Strehle der versprochene Turnaround geglückt ist.
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