Eine neue Form der grünen Finanzierung sorgt für Schlagzeilen: Nach Green Bonds, Green Schuldscheinen und auch Green Loans gewinnen nun Positive Incentive Loans an Popularität. Diese Kredite funktionieren nach einer etwas anderen Logik als die bisher verbreiteten Instrumente aus dem Bereich Green Finance. Während es bei Green Bonds und Co. auf die Verwendung der Mittel ankommt, liegt bei einem Positive Incentive Loan der Fokus auf dem Nachhaltigkeitsprofil des gesamten Unternehmens.
Damit öffnet sich der Green-Finance-Markt stärker für Unternehmen, denen es schwerfällt, klar abgrenzbare grüne Projekte zu definieren. Konkret funktionieren die neuartigen Finanzierungen so: Die Marge oder eine andere finanzielle Komponente ist an die Erreichung bestimmter Nachhaltigkeitsziele gekoppelt. Je besser ein Unternehmen dabei performt, umso günstiger wird die Finanzierung. Verschlechtert sich das Unternehmen, so wird der Kredit teurer.
Milliardendeals im Westen
Außerhalb des deutschsprachigen Raums hat es in dem noch sehr jungen Marktsegment bereits Transaktionen gegeben. Zu den bekanntesten zählt ein Kredit des niederländischen Elektronikkonzerns Philips aus dem April 2017 über 1 Milliarde Euro. Es folgten ein Kredit des belgischen Postzustellers Bpost über 300 Millionen Euro sowie ein 2 Milliarden Euro schwerer Kredit des französischen Lebensmittelkonzerns Danone.
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Grundsätzlich sind die Nachhaltigkeitsziele, um die es geht, frei vereinbar. Häufig werden dafür Ratings einer bekannten Nachhaltigkeitsagentur herangezogen. So haben es auch die drei Unternehmen gehandhabt, die das Instrument nun im deutschsprachigen Raum etabliert haben.
Henkel und Verbund treiben Green Finance voran
Der österreichische Stromversorger Verbund platzierte Ende vergangenen Jahres einen Kredit über 500 Millionen Euro. Der Zinssatz des syndizierten Kredits ist über die gesamte Laufzeit an ein Nachhaltigkeits-Rating von Sustainalytics, einer der führenden Nachhaltigkeitsagenturen, gekoppelt. Über seine Erfahrungen bei dem Debüt wird CFO Peter Kollmann in der kommenden FINANCE-Ausgabe sprechen, die am 8. März erscheint.
Nur wenige Tage nach Verbund gab Henkel als erstes deutsches Unternehmen eine solche Transaktion bekannt. Der Konsumgüterkonzern nutzte bei dem Kredit über 1,5 Milliarden Euro gleich drei Ratingagenturen, um die eigene Nachhaltigkeitsperformance bewerten zu lassen. Warum das so ist, erklärte CFO Carsten Knobel in der aktuellen FINANCE Januar/Februar 2019. Das Interview und weitere Green-Finance-Artikel finden Sie in unserem Themenspezial.
Voith zieht mit bilateralem Kredit nach
Die nächste Transaktion in dem gerade erst entstehenden Markt ließ nicht lange auf sich warten. Der Technologiekonzern Voith schloss Ende Januar einen bilateralen Kredit mit der LBBW ab, der ebenfalls eine Nachhaltigkeitskomponente umfasst. Der Kredit enthält eine Bar- und eine Avaltranche, das Volumen der Transaktion ist allerdings nicht bekannt.
Die Höhe der Avalprovision hängt von Voiths Nachhaltigkeitsrating ab, das die Agentur ISS-Oekom erstellt. Nach eigenen Angaben ist es die erste bilaterale Kreditvereinbarung in Deutschland, die einen solchen Mechanismus enthält.
Finanzielle Vorteile von ESG-linked Loans noch unklar
Wie hoch die möglichen Ersparnisse durch diese Verknüpfung mit dem Nachhaltigkeitsrating tatsächlich sind, hat bislang keines der Unternehmen offiziell bekanntgegeben. Von Seiten einiger Marktbeobachter heißt es, dass die Vorteile eher gering ausfallen. Dennoch setzen sich ESG-linked Loans durch diesen finanziellen Vorteil deutlich von Green Bonds und Green Schuldscheinen ab.
Bei diesen Instrumenten konnte lediglich spekuliert werden, ob Investoren in bestimmten Fällen bereit seien, für grüne Bonds einen niedrigeren Risikoaufschlag zu akzeptieren. Die Positive Incentive Loans machen diese Vorteile nun explizit – und heben damit den Green-Finance-Markt auf die nächste Entwicklungsstufe.
Info
Über alle Entwicklungen, Trends und Transaktionen in dem noch jungen Markt hält Sie unsere FINANCE-Themenseite Green Finance auf dem Laufenden.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.