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Nächste Pleite: Gebr. Sanders muss unter den Schutzschirm

Schwarze Woche am Markt für Mittelstandsanleihen: Gebr. Sanders liefert die fünfte Hiobsbotschaft in nur wenigen Tagen.
iStock/Thinkstock/Getty Images

Eine derart schwarze Woche hat der in Schieflage geratene Markt für Mittelstandsanleihen noch nicht erlebt: Am Montag verkündete die Versicherungsholding Enterprise, dass sie ihren Kupon nicht zahlen kann.  Am Dienstag stellte KTG Energie Insolvenzantrag, am Mittwoch legten dann die beiden Modehäuser René Lezard und Laurèl ihren Bondholdern Restrukturierungspläne vor, die tiefe Einschnitte bei den Anleiheforderungen vorsehen. Und gestern Nachmittag flüchtete sich auch der Bettwarenhersteller Gebr. Sanders in ein Schutzschirmverfahren. Diesen Weg hatte vor drei Wochen auch schon das Nürnberger Familienunternehmen Wöhrl  gewählt.  

Sanders bezeichnete Borrowing-Base-Linie als „zwingend“

Sanders begründete die Hiobsbotschaft damit, dass die Verlängerung einer heute auslaufenden Kreditlinie ungewiss sei. Nach Informationen der F.A.Z. soll es sich dabei um eine Borrowing-Base-Finanzierung handeln, die von einer namhaften deutschen Großbank gestellt worden ist. Deren Aufrechterhaltung hatte das Sanders-Management im aktuellen Geschäftsbericht als „zwingend“ bezeichnet. Seit Sommer des vergangenen Jahres war die Borrowing-Base-Linie mehrfach verlängert worden, allerdings immer nur kurzfristig. Nun hat die finanzierende Bank offenbar den Glauben an das Unternehmen verloren.

Dies könnte auch mit einem schweren Stromausfall zu tun haben. Ende August war es im Sanders-Werk in Bramsche bei Osnabrück zu einer Überspannung gekommen, die die Fertigung mehrere Tage lang zum Erliegen brachte. Wodurch das Unglück verursacht wurde, ist noch unklar.

Am Mini-Bondmarkt brechen alle Dämme

Der Produktionsausfall traf das Unternehmen in einer schwierigen Lage, denn auch das operative Geschäft lief bei weitem nicht gut genug, um die hohen Finanzierungslasten zu schultern. Zwar konnte Sanders den Umsatz in den vergangenen Jahren bis auf 51,5 Millionen Euro ausbauen, aber die operative Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag meist unter 5 Prozent. Unter dem Strich standen mit Ausnahme des Jahres 2014 immer rote Zahlen.

Betroffen von einer Insolvenz, die am Ende vieler Schutzschirmverfahren steht, ist eine Anleihe mit einem Nennwert von 22 Millionen Euro. Begeben im Jahr 2013 und mit stolzen 8,75 Prozent verzinst, stand sie bis Mitte dieser Woche noch bei 60 Prozent. Gestern brach der Kurs in Frankfurt auf 48 und in Düsseldorf auf 30 Prozent ein, ehe das Papier vom Handel ausgesetzt wurde. Zu Jahresbeginn handelte die Sanders-Anleihe noch bei Kursen über 90 Prozent. 

Die Fülle an Ausfällen, die der Mini-Bondmarkt in den vergangenen Wochen erlitten hat – mit KTG Agrar kollabierte auch einer der größten Emittenten überhaupt – könnte schwere Folgen haben. Vor allem die Verharmlosungen, die zahlreiche Unternehmen im Vorfeld ihrer Zusammenbrüche lancierten, haben das Vertrauen in das Segment schwer erschüttert. In einer Einschätzung der Lage spricht die FAZ davon, in dieser Woche sei am Mini-Bondmarkt „der Damm gebrochen“.   

Info

Die wildesten Geschichten vom Mini-Bondmarkt zum Nachlesen, auf unserer FINANCE-Themenseite zu Mittelstandsanleihen.