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Rocket Internet will Wandelanleihen zurückkaufen

Das Rocket-Management um CEO Oliver Samwer (2. von links) und CFO Peter Kimpel (2. von rechts) besänftigt seine Investoren.

Die Begebung einer Wandelanleihe war es, die den Einbruch des Aktienkurses von Rocket Internet im vergangenen Sommer in Gang setzte. Das 550 Millionen Euro schwere Papier steigerte die Skepsis der Investoren angesichts der hohen Cash-Burn-Rate des Internetinvestors. Jetzt setzt Rocket-CFO Peter Kimpel genau bei dieser Wandelanleihe an, um die Aktionäre wieder auf seine Seite zu ziehen. Das Manöver funktioniert.

Am Montag Vormittag kündigte Rocket Internet an, für bis zu 150 Millionen Euro Anteile der Wandelanleihe zurückkaufen zu wollen. Rocket will die Wandelanleihen direkt an der Börse zurückkaufen, sagte ein Sprecher zu FINANCE. Die Aktie steigt daraufhin um knapp 5 Prozent, der Wandler um knapp 3 Prozent.

Da der Aktienkurs derzeit mit rund 70 Prozent weit unter dem Nennwert notiert, könnte Rocket damit mehr als Drittel der ausstehenden Wandelanleihen vom Markt nehmen. Der Berliner Online-Konzern nimmt dafür Geld in die Hand, das er mit dem vor zehn Tagen vermeldeten Verkauf von mehreren Essenslieferdiensten eingespielt hat (dadurch fließen 125 Millionen Euro in die Kasse der Berliner).

Anteilseigner Kinnevik macht Einfluss bei Rocket Internet geltend

Rocket reduziert mit diesem Schritt die potentielle Verwässerung der Aktienbasis durch neue Aktien aus der Wandelanleihe, sofern die Investoren das Wandelrecht ausnutzen. Doch aktuell ist diese Option weit aus dem Geld: Der Wandlungspreis liegt bei 47 Euro, der aktuelle Aktienkurs bei 20 Euro. Gleichzeitig senkt Rocket seine Rückzahlungsverpflichtungen zum Ablaufdatum des Wandlers im Jahr 2022. Kurzfristig winkt dem Konzern aber vor allem ein außerordentlicher Ertrag, wenn er die Wandelanleihen deutlich unter Nennwert zurückkauft und anschließend einzieht.

Der überraschende Schachzug von CFO Peter Kimpel  könnte auch den Anteilseigner Kinnevik ein wenig besänftigen. Die Schweden haben sich zuletzt in aller Öffentlichkeit unzufrieden mit dem ausgabefreudigen Kurs von Rocket-Chef Oliver Samwer gezeigt und auch einen Teil ihrer Aktien verkauft. Aktuell halten sie noch 14,2 Prozent an Rocket Internet.

Die Schweden gelten als Strippenzieher des Verkaufs der der Essenslieferdienste in Spanien, Italien, Brasilien und Mexiko. Zum Teil wurden diese Firmen zwar erst im vergangenen Jahr zugekauft, doch es gelang ihnen nicht, die Marktführerschaft zu erreichen. Anstatt die Portfoliounternehmen in einem harten Wettbewerb mit dem Marktführer Just Eat aufzureiben, wurden sie kurzerhand an den Wettbewerber verkauft. In einer Investorenpräsentation zum abgelaufenen Geschäftsjahr stellen die Schweden diese M&A-Deals als positiv heraus. Dies lässt den Schluss zu, dass sie auch die Re-Investition des Verkaufserlöses in den Rückkauf der Wandelanleihe unterstützen.

Glück im Unglück für Gläubiger von Rocket Internet

Für die Gläubiger ist ein Verkauf der Wandelanleihe zwar auf den ersten Blick ein Minusgeschäft, steht das Papier doch nur bei knapp 70 Prozent. Allerdings dürften sich einige von ihnen freuen, aus dem Investment herauszukommen: Der fixe Kupon liegt bei mageren 3 Prozent – zu wenig für einen derart risikoreichen Emittenten wie Rocket Internet, solange der Strike-Preis so weit entfernt ist wie aktuell.

florian.bamberg[at]finance-magazin.de