Der Kurs der Scholz-Anleihe ging Ende Januar auf Talfahrt. Binnen weniger Tage sank er von knapp 80 auf unter 50. Aus harten Fakten wie neuen Unternehmenszahlen erklärt sich die extreme Talfahrt der Mittelstandsanleihe, die am vergangenen Montag bei relativ geringen Handelsvolumina unter 50 fiel, nicht. CEO Oliver Scholz sagte auf Anfrage von FINANCE: „Wir können den jüngsten Druck auf den Kurs unserer Anleihe nicht nachvollziehen, weil es keine sachlichen Gründe dafür gibt“. Die nach österreichischem Recht bis 2017 laufende Anleihe sei weiterhin nicht Bestandteil der finanziellen Restrukturierung von Scholz, sagte der CEO.
Doch mehren sich im Markt die Zweifel, ob Scholz seinen Kurs einhalten kann: Der Schrotthändler ist mit Nettofinanzschulden, die nach Marktbeobachtern bei dem achtfachen Ebitda liegen sollen, sehr hoch geleveragt. Das nährt die Zweifel daran, ob das Unternehmen seine Kapitalerhöhung durchbringen kann. „An sich müssten die Verbindlichkeiten restrukturiert werden, bevor ein Investor frisches Kapital gibt“, sagt ein Beobachter. „Den Banken schwebt eine Lösung wie bei Schmolz + Bickenbach vor“, meint ein Marktbeobachter. Beim deutsch-schweizerischen Stahlhändler hatten sich die Gläubiger auf ein Stillhalteabkommen geeinigt. Den Befreiungsschlag brachte im vergangenen Jahr der russische Investor Viktor Vekselberg, der frisches Kapital lieferte. Findet sich kein rettender Investor, könnte Scholz in eine handfeste Restrukturierung hineinlaufen.
Hedgefondsgläubiger, die sich in den erstrangigen Kredit eingekauft haben, würden dann den Kurs dirigieren. Nach Informationen von FINANCE und des Branchendiensts Debtwire haben einige Banken bereits ihr Kreditexposure an Hedgefonds wie SVP, Davidson Kempner, TPG Capital veräußert. Der Bond wäre in diesem Restrukturierungsszenario relativ wertlos, was offenbar immer mehr Investoren annehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anleihe als kaum restrukturierbar gilt, weil unter österreichischem Recht begeben.
Verkaufsprozesse von Scholz-Assets laufen
Doch gilt bis zum Jahresende 2014 das Stillhalteabkommen mit den Banken. Neben der wichtigen Kapitalerhöhung laufen bei Scholz M&A-Projekte, die Geld in die Kasse spülen könnten. Die Bereiche Aluminium und Edelbaustahl sollen verkauft werden. Die Verkaufserlöse sollen der Schuldentilgung dienen – sie könnten dem Unternehmen eine Atempause verschaffen.
CEO Oliver Scholz sagte zu FINANCE: „Die noch 2013 gestarteten strukturierten Verkaufsprozesse für die beiden Geschäftsbereiche Aluminium und Edelbaustahl befinden sich jedoch im Zeitplan, ebenso die Suche nach neuen Investoren für die Scholz AG.“
Erste indikative Angebote hat Scholz bereits erhalten, erfuhr FINANCE aus Marktkreisen. Interessenten sondierten den Datenraum. Die drei Verkaufsprozesse befinden sich Marktinformationen nach in unterschiedlichen Stadien. Welche Größenordnung die Kapitalerhöhung haben könnte, ist demnach noch offen. Während sich der Verkauf der Aluminiumsparte in der zweiten Bieterrunde befinden soll, hat der M&A-Prozess für Edelbaustahl gerade erst begonnen. „Wir wollen bei allen drei Prozessen noch in der ersten Jahreshälfte zu Ergebnissen kommen“, sagte CEO Scholz.
Scholz: „Wir haben ausreichend Liquidität“
Bleibt das Thema Liquidität als Herausforderung vor dem nächsten Kupontermin der Mittelstandsanleihe über 182,5 Millionen am 8. März: Hierzu erklärte Oliver Scholz gegenüber FINANCE: „Wir haben derzeit ausreichenden Spielraum. Durch die im Spätsommer 2013 von den Banken erhaltene zusätzliche Liquidität von 40 Millionen Euro können wir die Belastungen aus der Restrukturierung abfangen. Natürlich gehört zu unserem Restrukturierungskonzept, auch alle anderen Möglichkeiten zu nutzen, um Liquidität freizusetzen, etwa durch den Abbau von nicht notwendigen Beständen.“
An dieser Stelle dürfte Scholz noch deutliche Arbeit vor sich haben. „Das Zahlenwerk für 2013 werden wir voraussichtlich in der zweiten Februarhälfte bekanntgeben.“ Dass dieses einen deutlichen Verlust zeigen wird, gilt als gesichert. Scholz musste erhebliche Wertberichtigungen auf Gesellschaften vornehmen, allen voran die inzwischen abgetrennte frühere australische Tochter CMA.
Bis Ende 2014 will Scholz die Restrukturierung abschließen und seine Nettofinanzschulden auf rund 700 Millionen Euro senken. Bei einem dann auf rund 3,5 Milliarden Euro geschrumpften Umsatz will Scholz wieder ein Ebitda von 180 Millionen Euro erzielen, was einer Marge von 5 Prozent entspräche.
marc-christian.ollrog[at]finance-magazin.de
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