Die Lage bei dem angeschlagenen Schrottrecycler Scholz verschärft sich: Die Ratingagentur Euler Hermes hat die Bonität des Familienunternehmens von B- auf CCC heruntergestuft. „Ausschlaggebend dafür ist die Zunahme des Finanzrisikos auf ein stark erhöhtes Niveau“, schreibt die Agentur zur Begründung. Erst im August hatte Euler Hermes das Rating von B auf B- gekappt.
Was die Gläubiger der 182,5 Millionen Euro schweren Mittelstandsanleihe von Scholz am meisten beunruhigen dürfte, ist die Bestandsaufnahme von Euler Hermes zur aktuellen Lage von Scholz. Die Ratingagentur spricht von einer „fortgesetzt negativen Ertragsentwicklung, einer verschlechterten Kapitalstruktur sowie von Verzögerungen bei geplanten Desinvestitionen, die nach unserer Meinung zu Liquiditätsengpässen führen können“.
Euler Hermes warnt, Scholz kämpft
Das Management von Scholz hat diese Schwachstellen ebenfalls erkannt und versucht, gegenzusteuern. Es läuft ein konzernweites Kostensenkungsprogramm, und auch die Verkäufe defizitärer Tochterfirmen haben einige Verlustquellen gestopft. Dadurch hofft Scholz, trotz der unverändert angespannten Lage am Stahl- und Recyclingmarkt in diesem Jahr einen höheren Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwirtschaften zu können als im Vorjahr. Damals erzielte Scholz 102,9 Millionen Euro. Doch der Bilanz wird das vorerst nur wenig helfen. Die Nettofinanzschulden summieren sich auf 900 Millionen Euro. Der Leverage von Scholz beträgt 9x Ebitda, das Eigenkapital ist negativ.
Seit dem Sommer sucht Scholz nach neuen Investoren. Doch bisher gibt es keine Fortschritte. Direkt nach dem Startschuss schon erlitt Scholz einen empfindlichen Dämpfer: Der japanische Großaktionär Toyota Tsuho lehnte eine weitere Eigenkapitalspritze ab – das dürfte es nicht eben leichter machen, neue Investoren zu finden. Euler Hermes bezeichnet die Stärkung der Kapitalbasis durch neue Aktionäre als „Voraussetzung für die nachhaltige Sicherung der Zukunftsfähigkeit der Scholz Holding“. Neuigkeiten dazu gibt es nicht. Nur so viel: Das Familienunternehmen verhandelt eigenen Angaben zufolge derzeit über „mehrere indikative Beteiligungsangebote von Investoren“.
Mittelstandsanleihe von Scholz ist kaum restrukturierbar
Euler Hermes warnt jetzt davor, dass selbst bei einem erfolgreichen Abschluss des Investorenprozesses „Teile des Fremdkapitals zukünftig in Restrukturierungsmaßnahmen einbezogen werden könnten“. Die Bondholder teilen diese Sorge: Ende September brach der Anleihekurs drastisch ein. Die daraufhin einsetzende Kurserholung ist schon wieder vorbei. Aktuell notiert das Papier bei 71 Prozent seines Nennwerts.
Allerdings wäre eine Bondrestrukturierung für Scholz extrem schwer durchzusetzen, denn die Anleihe ist nach österreichischem Recht begeben. Ein Mehrheitsbeschluss der Bondholder reicht nicht aus, um die Anleihebedingungen zu ändern. Daher werden auch die kreditgebenden Banken die hartnäckige Krise bei Scholz mit großer Sorge verfolgen.
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Der Schrottrecycler Scholz kämpft mit der Restrukturierung seiner Mittelstandsanleihe. Alles zu dem Fall erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite.