Nachdem der Markt in diesem Jahr seinen freien Fall gestoppt hat, fassen die Investoren offenbar langsam wieder Vertrauen in bestimmte Mittelstandsanleihen. „Der institutionelle Markt für Mini-Bonds ist weiterhin vorhanden“, sagte Kai Jordan, Kapitalmarktchef der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade, gegenüber FINANCE – doch nicht, ohne eine starke Einschränkung zu machen: „Es findet jetzt eine stärkere Auswahl statt“, meint Jordan.
Neue Mini-Bonds: Refinanzierer im Vorteil
Dies zeigt sich unter anderem an den Namen, denen es in diesem Jahr gelungen ist, neue Mittelstandsanleihen am Markt zu platzieren. Unternehmen wie Homann, Metalcorp, Ferratum oder Eterna haben eines gemeinsam: Sie sind Refinanzierer und hatten sich mit ihren Debütanleihen schon vor ihren diesjährigen Emissionen einen Track Record und eine Investorenschaft aufgebaut. Der Vorteil: Die Investoren glauben, die kritischen Punkte einschätzen zu können. „Vor allem die Managementstrukturen und die Möglichkeiten, die Kapitaldienste einzuhalten, werden von den Investoren derzeit verstärkt analysiert“, berichtet Jordan.
Die zweite Gruppe von Unternehmen, die mit ihren Emissionen zuletzt durchkamen, sind Immobilienfirmen wie Eyemaxx, DIC Asset und UBM. Mit dem Immobilienentwickler Euroboden ist es am gestrigen Montag einem weiteren Immobilienunternehmen gelungen, einen Mini-Bond zu platzieren – in nur einem einzigen Tag. Das erinnert an die Zeiten, als der Mini-Bond-Markt noch boomte. Aber Immobilienfirmen verfügen in der Regel auch über gut vorhersehbare Einnahmen oder erkennbare stille Reserven, was ihnen ermöglicht, Investoren anzulocken. Dass in der Regel auch nennenswerte Sicherheiten vorhanden sind, hilft den Emissionsvorhaben ebenfalls.
„Der institutionelle Markt für Mini-Bonds ist weiterhin vorhanden. Aber es findet jetzt eine stärkere Auswahl statt.“
Die aktuellen Covenant-Trends bei Mittelstandsanleihen
Viele Mini-Bonds beinhalten Ausschüttungssperren
Doch es sind nicht nur die augenscheinlichen Gründe wie Track Record und Branchenzugehörigkeit, die die leichte Erholung der Neuemissionstätigkeit von Mittelstandsanleihen erklären. Auch deren Strukturen verändern sich – zu Lasten der Emittenten und zu Gunsten der Investoren. Ein überfälliger Prozess, den vor zwei, drei Jahren schon viele Marktteilnehmer als entscheidend angemahnt hatten, um den Mini-Bond-Markt vor dem Untergang zu bewahren, bevor dann lange Zeit aber nicht viel passierte.
Fast schon Marktstandard bei neuen Mittelstandsanleihen sind inzwischen – zum Teil sogar recht strenge – Ausschüttungssperren. Sowohl Homann und Metalcorp als auch die Industrieholding Hörmann und der Autozulieferer Paragon garantierten ihren Investoren in ihren neuen Anleihen, dass ein genau definierter Anteil der anfallenden Gewinne während der Laufzeit des Bonds im Unternehmen verbleibt.
Vor allem bei kapitalintensiven Geschäftsmodellen sind auch klare Financial Covenants auf dem Vormarsch, zum Beispiel bei dem aggressiv finanzierten Holzverarbeiter Homann oder der Saarländer Brauerei Karlsberg. Dort wurden zum Beispiel für die Holding und die emittierende Tochtergesellschaft Mindestanforderungen für die Eigenkapitalquote und den Zinsdeckungsgrad festgeschrieben.
Euroboden garantiert Transparenz mit Zinsaufschlag
Die erfolgreiche Bondemission von Euroboden hat auch eine weitere Neuerung gebracht. Euroboden ist der erste Emittent, der sich nicht nur verbal zu einer transparenten Kapitalmarktkommunikation bekennt – ein Versprechen, das viele Emittenten gebrochen haben –, sondern dies auch in den Anleihebedingungen verankert.
Die Münchener versprechen den Investoren, jeweils zum Halbjahr und Gesamtjahr Konzernabschlüsse vorzulegen und mindestens einmal pro Jahr eine Investorenveranstaltung auszurichten. Ein Wirtschaftsprüfer soll über die Einhaltung dieser Zusagen wachen. Bestätigt er sie nicht, erhöht sich der Zinskupon im anschließenden Zinslauf automatisch um 0,5 Prozent. „Wir sind der erste Emittent überhaupt in Deutschland, der sich zu solch einem Bonus in Verbindung mit Transparenzkriterien verpflichtet“, behauptet Euroboden-Chef Martin Moll.
Vor allem für Immobilienfirmen könnte dieser Weg Schule machen, da die Etablierung des neuen, strengeren Marktsegments Scale vor allem den Immobiliensektor in Bedrängnis gebracht hat. Die Immobilienunternehmen sind qua Geschäftsmodell meist hoch verschuldet und erfüllen damit oft nicht die verschärften Zulassungsbedingungen, die Scale an Bondemittenten stellt. Platzieren sie ihre Bonds dann im Freiverkehr, müssen sie die Investoren mit anderen Mitteln davon überzeugen, dass auch sie die für Scale üblichen Transparenzanforderungen erfüllen werden.
Info
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