Das Flugtaxiunternehmen Lilium hat über eine Finanzierungsrunde 240 Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 224 Millionen Euro) eingesammelt. Führender Investor war dabei der chinesische Internet-Konzern Tencent, gab das Münchener Start-up bekannt. Auch die bisherigen Investoren Atomico, Freigeist und LGT beteiligten sich an der internen Finanzierungsrunde. Wie hoch die jeweiligen Beteiligungen sind, nannte das Unternehmen nicht.
Die Finanzierungsrunde ist das erste große Projekt, das der frühere Uniper-CFOChristopher Delbrück für seinen neuen Arbeitgeber koordiniert hat. Delbrück war vor seiner Station bei den Münchenern seit 2016 CFO des E.on-Spin-Offs Uniper und wagte mit dem Wechsel den Schritt vom Dax-Konzern – den er 2016 an die Börse führte – zum Start-up. Im September 2019 trat er seinen Posten bei Lilium an.
Das junge Unternehmen will das frische Kapital in die abschließende Entwicklung der Lilium-Jets stecken mit dem Ziel, 2025 mit der Serienproduktion und dem Betrieb regionaler Flugdienste zu starten. Die emissionsfreien Jets sollen in einer Stunde bis zu 300 Kilometer zurücklegen können. Eine App zeigt den Fluggästen, wo sich der nächste Landeplatz befindet. Wenn das Netz an Landeplätzen dicht genug ist, könnte Lilium zum Flugtaxi-Transport werden.
Lilium sammelte insgesamt 340 Millionen Dollar ein
Seit der Gründung 2015 haben die Münchener insgesamt bereits 340 Millionen US-Dollar (315 Millionen Euro) eingesammelt. In der letzten Finanzierungsrunde im Herbst 2017 wuchs der Geldtopf noch um 90 Millionen US-Dollar. Beteiligte Investoren waren auch da bereits Tencent sowie der Freigeist-Investor Frank Thelen, Skype-Mitgründer Niklas Zennström, Twitter-Mitgründer Ev Williams und eine Privatbank aus Liechtenstein. Das bis dahin investierte Kapital lag bei 100 Millionen Dollar. Bereits damals war klar, dass dieses Geld nicht für die 2025 geplante Serienproduktion reichen würde.
Das Flugtaxi-Konzept ist nicht unumstritten, erst kürzlich sah sich Lilium heftiger Kritik ausgesetzt. Luftfahrt-Experten hatten Ende 2019 eigene Berechnungen angestellt und auf deren Basis Zweifel an dem Lilium-Konzept angemeldet. Mit der jetzigen Technologie seien die anvisierte Reichweite und Geschwindigkeit nicht zu erreichen, lautete der Vorwurf. Lilium-Gründer Daniel Wiegand wehrte sich in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ dagegen: „Die Annahmen hinter den Berechnungen sind nicht richtig“, sagte er.
Auch Konkurrent Volocopter erweiterte Finanzierung
Auch der Wettbewerber Volocopter, der basierend auf einer anderen Technologie ebenfalls Flugtaxis entwickelt, hat kürzlich seine bisher größte Finanzierungsrunde hingelegt. Insgesamt flossen in das Unternehmen aus Baden-Württemberg bei der jüngsten Runde im Februar etwa 87 Millionen Euro. Geldgeber waren DB Schenker, die Mitsui Sumitomo Insurance Group, die Venture-Capital-Firma MS&AD Ventures und Translink Capital. In der B-Finanzierungsrunde davor sammelte Volocopter bereits 50 Millionen Euro ein. Insgesamt hält das Unternehmen nach eigenen Angaben derzeit 122 Millionen Euro investiertes Geld und liegt damit deutlich unter den Beträgen bei Lilium.
Info
Mehr über den Finanzchef von Lilium Christopher Delbrück erfahren Sie auf seinem FINANCE-Köpfe-Profil.
Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.