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Unitranche: Alternative zur traditionellen Bankenfinanzierung

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Kapital aus einer Hand: Bei Unitranche erhalten CFOs Kredit ohne aufwendige Syndizierung.
Thinkstock / Getty Images

Historisch gesehen kommt die Unitranche aus den USA, ist aber mittlerweile auch in Europa und zunehmend auch in Deutschland anzutreffen. Unitranche, das ist in der Regel eine Kreditfinanzierung, eine Schuldverschreibung oder ein Schuldscheindarlehen, bei der sowohl Senior- als auch nachrangige Fremdkapitalkomponenten in einer Tranche kombiniert werden. Ausgereicht wird die Unitranche primär durch auf Finanzierungen spezialisierte Fonds, die üblicherweise eine langfristige Investition ohne Syndizierungsstrategie verfolgen. Dem Unternehmen wird nur eine Fremdkapitaltranche zur Verfügung gestellt, verzinst mit einer sogenannten „Blended Rate“, die zwar häufig etwas teurer ist als eine reine Bankenfinanzierung, aber zum Beispiel einen höheren Verschuldungsgrad („Leverage“) ermöglicht. Aufgrund nur einer Finanzierungspartei als Verhandlungspartner und fehlenden Drucks der Syndizierungsmärkte ist die Unitranche geprägt durch kurze Entscheidungswege, ein Sicherheitenpaket, überschaubarere Transaktionskosten und ein flexibles, auf die Transaktion abgestimmtes Tilgungsprofil – Merkmale, die die höheren Zinsen für ein Unternehmen kompensieren können.

Bei der Wahl der Unitranche als Finanzierunginstrument sind aber auch noch weitere durch die Struktur bedingte Faktoren zu berücksichtigen.  Dem Charakter nach ist die Unitranche ein dem Laufzeitdarlehen ähnliches Finanzierungsinstrument. Der Zweck einer Betriebsmittellinie ist ihr häufig fremd, weil kommerziell nicht gewollt oder aus rechtlichen und regulatorischen Gründen nicht umsetzbar. Daher stellt häufig die Hausbank eine separate Betriebsmittellinie zur Verfügung, die durch einen ausgesonderten Sicherheitenpool, meist Umlaufvermögen, besichert wird. Eine kurze Vereinbarung zwischen der Hausbank und dem Unitranche-Finanzierer regelt hier die Verwertungsfragen.

Unitranche: Freie Handelbarkeit kann Änderungen erschweren

Die freie Handelbarkeit einer Schuldverschreibung an den Kapitalmärkten kann bei Änderungen oder einem Verzichten die Abstimmung zwischen Emittenten und Inhabern der Schuldverschreibung erschweren, weil sich der Kreis der Inhaber eventuell schnell ändern kann. Abhilfe kann eine vorausschauende Planung beim Abschluss der Finanzierung leisten, die sicherstellt, dass ausreichend Flexibilität in der Finanzierungsdokumentation vorhanden ist, um dem Unternehmen „das Leben“ der Unitranche zu ermöglichen. 
 
Noch verfügt man über wenig langfristige Erfahrung in der Praxis. Es gibt keine langfristigen Marktstandards, auf die man verweisen kann. Die in der jüngsten Vergangenheit gesammelten Erfahrungen aus Restrukturierungen von traditionellen Finanzierungstrukturen sind auf das neue Produkt der Unitranche nicht immer direkt anwendbar. Restrukturierungsrelevante Themen wie das Zusammenspiel zwischen Betriebsmittellinie und Unitranche sind zwar dokumentiert, mussten aber noch keinem Härtefall standhalten. 

Für Akquisitionsfinanzierungen geeignet

Akquisitionen wie die der Pharmazell, Cartonplast, IPH und Deutsche Fachpflege Holding haben kürzlich bewiesen, dass die Unitranche durchaus ein marktfähiges Finanzierunginstrument in Europa auch im Rahmen von Unternehmensübernahmen darstellen kann. Ihre flexible Struktur ermöglicht es neuen Marktteilnehmern, die Lücke zu schließen, die seit Beginn der Finanzkrise von traditionellen Markteilnehmern nicht geschlossen werden konnte. Ihre Langlebigkeit muss sie noch beweisen, nimmt man aber ihre Flexibilität als Zukunftsbarometer, so kann sie fallbezogen eine interessante Alternative zu den traditionellen Bankenfinanzierungen darstellen.

redaktion[at]finance-magazin.de

Info

Zu den Autoren:
Alexandra Hagelüken und Thomas Weitkamp sind Partner, Rafael Lamlé ist Rechtsanwalt bei der internationalen Anwaltssozietät Clifford Chance.