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Corona verschärft Vapiano-Krise massiv

Vapiano fährt wegen dem Coronavirus heftige Verluste ein. Das Liquiditätsproblem ist so groß, dass sie Staatshilfe beantragen wollen.
Vapiano

Vapiano rutscht wegen Corona noch tiefer in die Krise. Die kriselnde Restaurantkette erwartet durch die Restaurantschließungen für das erste Quartal in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das gab der Systemgastronom am Montagabend bekannt.

Auch für den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) und das Konzerngesamtergebnis erwartet Vapiano einen „signifikanten Rückgang im ersten und zweiten Quartal 2020 gegenüber dem Niveau des jeweiligen Vorjahreszeitraums“. Darüber hinaus erwartet Vapiano „in den kommenden Wochen“ einen Verlust, der die Hälfte des Grundkapitals überschreiten wird.

Bisher wurden wegen Corona nahezu alle Filialen in Österreich, den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich und den USA auf Anordnung der zuständigen Behörden bis auf weiteres geschlossen. In Deutschland dürfen Restaurants aktuell nur noch zwischen 7 und 18 Uhr offen haben – doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis diese auch hierzulande bis auf weiteres komplett geschlossen werden.

Vapiano hat große Liquiditätsprobleme

Aktuell leiden alle Gastronomien unter mangelnder Kundschaft – bei Vapiano kommt hinzu, dass die Restaurantkette, die im Sommer 2017 an die Börse ging, schon seit geraumer Zeit erhebliche Liquiditätsprobleme hat. Bereits im Mai 2019 fädelte CFOLutz Scharpe eine Notfinanzierung ein, neben den finanzierenden Banken beteiligten sich an dieser Finanzierung damals auch die drei Großaktionäre Mayfair, VAP Leipzig und Exchange Bioset. Sie ermöglichte Vapiano Zugriff auf rund 30 Millionen Euro.

Doch das hat offenbar nicht gereicht: Bereits vor Ausbruch der Corona-Krise hat sich Vapiano mit den Geldgebern auf eine weitere Geldspritze in Höhe von 10,7 Millionen Euro geeinigt, wie das Unternehmen jetzt bekanntgab. Auf Nachfrage von FINANCE erklärt ein Sprecher von Vapiano, dass „der zusätzliche Liquiditätsbedarf entstanden ist, weil die Neuausrichtung bislang mehr Kosten verursacht hat als angenommen“. Ein großer Teil dieser Mehrkosten seien externe Beratungskosten.

Vapiano braucht zusätzliches Geld wegen Corona

Und jetzt ist der Liquiditätsbedarf durch das Coronavirus noch einmal weiter angestiegen: Zusätzlich benötigt Vapiano noch weitere 13,6 Millionen Euro, wie es jetzt heißt. Dieses Geld wiederum will Vapiano über staatliche Hilfen reinholen. Die europäischen Regierungen hatten verschiedene finanzielle Unterstützungsprogramme angekündigt, in Deutschland etwa über die KfW.

Diese 13,6 Millionen Euro berücksichtigen allerdings noch nicht die Filialschließungen, die erst ab dem 15. März verkündet wurden. „Es wird daher ein weiterer Anstieg des Liquiditätsbedarfs erwartet“, heißt es in der Mitteilung. In welcher Höhe dieser ist, konnte Vapiano nicht beziffern, er soll aber ebenfalls über Staatshilfen gedeckt werden. Zusätzlich haben die Kölner gegensteuernde Maßnahmen wie Kurzarbeit und die Stundung von Steuerzahlungen beantragt.

FINANCE-Köpfe

Lutz Scharpe, Vapiano SE

Lutz Scharpe beginnt seine berufliche Laufbahn 1990 bei der Commerzbank in Düsseldorf mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann, zwischen 1994 und 1997 folgt ein Trainee-Programm im Bereich Firmenkundenbetreuung. Nach seinem BWL-Studium ist Scharpe 1998 bei Mannesmann als Manager im Bereich Corporate Finance tätig. Im Jahr 2000 gründet er die Investor-Relations- und Kommunikationsberatung IR.on mit, wo er bis 2003 den Posten des Finanzchefs übernimmt.

2003 wechselt Scharpe zur Deutschen Lufthansa. Dort ist er in verschiedenen Positionen tätig, unter anderem als Director Controlling Solutions & M&A bei der Tochter LSG Lufthansa Service, als Director Merger & Acquisitions für den Mutterkonzern und als Finanzchef Nord- und Osteuropa für LSG Sky Chefs Denmark in Kopenhagen. Im Jahr 2010 steigt er zum Europa-CFO der LSG Sky Chefs Europe in London auf. Im Dezember 2015 übernimmt er den Posten als Finanzvorstand bei der Restaurantkette Vapiano, die er im Juni 2017 an die Börse bringt.

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Bekommt Vapiano einen KfW-Kredit?

Der Zuschuss der KfW und möglicherweise von anderen Ländern der EU ist essentiell für Vapiano: „Der Liquiditätszuschuss von 10,7 Millionen Euro durch die Großaktionäre und Banken ist von der Gewährung dieser Staatshilfen abhängig“, erklärt Vapiano. Ohne die Staatshilfen springen also auch die Banken und Großaktionäre ab – wie es dann für Vapiano weitergehen würde, ist unklar.

Aber wie hoch sind Vapianos Chancen auf einen KfW-Kredit? Noch ist nicht klar, wie viele Unternehmen wirklich um Geld bei der KfW bitten werden und wie genau sie dabei abwägt, wem Hilfe zukommt. Ein Kriterium dürfte sein, wer tatsächlich in Folge von Corona in die Krise geraten ist und wer bereits vorher Schwierigkeiten hatte – hier könnte Vapiano in die letztere Kategorie fallen. Andererseits zeigt die Vereinbarung mit den Geldgebern vor der Coronakrise, dass diese ja scheinbar an eine Erholung von Vapiano glaubten – wären da nicht die durch Corona ausgelösten Restaurantschließungen.

Vapiano kämpft mit steigenden Verlusten

Wie genau es aktuell um die finanzielle Lage bestellt ist, ist nicht bekannt, die aktuellsten Zahlen, die Vapiano vorgelegt hatte, sind die 9-Monats-Zahlen aus dem November. Damals sprach das Unternehmen von ersten positiven Effekten aus der strategischen Neuausrichtung.

So hat sich der Konzernumsatz in den ersten neun Monaten um 9,3 Prozent auf 295 Millionen Euro erhöht, flächenbereinigt ist er allerdings – wie erwartet – um über 4 Prozent gesunken. Die Rohertragsmarge ist um 1,3 Prozentpunkte auf 76,4 Prozent leicht gestiegen, was unter anderem einer Verkleinerung der Menükarte und einem neuen IT-System zu verdanken war.

Insgesamt musste Vapiano aber einen Verlust von 46,1 Millionen Euro hinnehmen, im Vorjahr war er mit knapp 30 Millionen Euro noch deutlich niedriger ausgefallen. Bezogen auf das dritte Quartal lag der Verlust mit knapp 12 Millionen Euro fast auf Vorjahresniveau.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Info

Welche Unternehmen noch um ihre Perspektiven kämpfen müssen und welche Fallstricke dabei lauern, lesen Sie auf unserer Themenseite Restrukturierung. Mehr über die Vita des Vapiano-CFOs finden Sie im FINANCE-Köpfe-Steckbrief von Lutz Scharpe. Mehr zu der kriselnden Restaurantkette lesen Sie auf unserer Themenseite zu Vapiano.

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.

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