Corestate legt Horrorzahlen vor: Der in Luxemburg ansässige Immobilien-Asset-Manager vermeldet einen Verlust von 108,3 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen der fortgeführten Geschäftsaktivitäten (Ebitda) nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2022. Vergangenes Jahr konnte noch ein positives Ebitda von 53,4 Millionen Euro verzeichnet werden. Hier haben laut Corestate vor allem Einmalaufwendungen für Risikovorsorge und Wertberichtigungen von Brückenfinanzierungen, Performance-Gebühren und Immobilienprojekten zu Buche geschlagen.
Auch der Gesamtumsatz brach um über 68 Prozent von 156,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 49,7 Millionen Euro ein. Als Grund nennt das Unternehmen vor allem die gesamtwirtschaftlichen Eintrübungen.
Die Corestate Capital Group habe aufgrund der perspektivischen Geschäftsentwicklung und der damit verbundenen Ertragserwartung den gesamten bilanziellen Firmenwert der Tochtergesellschaft Helvetic Financial Services (HFS) abschreiben müssen, nachdem schon im Juni Abschreibungen in Höhe von 392 Millionen Euro vorgenommen wurden.
Konzernergebnis bricht um fast 600 Millionen Euro ein
Das schlug sich auch auf das Konzernergebnis nieder. Dieses brach um über eine halbe Milliarde Euro ein und lag nach neun Monaten bei minus 581,9 Millionen Euro, nachdem es im Vorjahr noch 4,1 Millionen Euro betragen hatte.
Das schwache Ergebnis zieht sich auch durch die Segmentumsätze. Durch die Restrukturierung des Stratos Fonds seien die Erlöse aus Performance-Gebühren weggefallen, teilt Corestate mit. Im Debt-Bereich ging der Umsatz von 91,7 Millionen Euro auf 20 Millionen Euro zurück. Im Bereich Real Estate Equity fiel der Umsatz von 59,2 Millionen auf 44 Millionen.
Corestate verzeichnet massiven Rückgang des Eigenkapitals
Der Wert des verwalteten Immobilienvermögens ging von 20 Milliarden Euro im Vorjahr auf 17,3 Milliarden Euro zurück. Dramatisch sieht die Bilanz auch beim Eigenkapital aus. Dieses schmolz binnen eines Jahres von 626,2 Millionen auf 42,6 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote beträgt nur noch 5,6 Prozent.
Die Nettofinanzverschuldung nach neun Monaten kletterte von 526,5 Millionen Euro auf 556,4 Millionen Euro, auch die Liquidität von Corestate schrumpfte um fast ein Drittel von 65,1 Millionen Euro auf 40,1 Millionen Euro.
Zwei Anleihen müssen refinanziert werden
Erschwerend für Corestate kommt hinzu, dass diesen Monat noch eine Wandelanleihe in Höhe von 188 Millionen Euro sowie im April 2023 eine Anleihe in Höhe von 300 Millionen Euro fällig werden. Vor Kurzem wurde bekannt, dass Corestate die Zinszahlung in Höhe von 5 Millionen Euro der im April fälligen Anleihe nicht getätigt hat.
Der Vorstand sei laut Mitteilung zurzeit in Gesprächen mit einer Gruppe von großen Anleihegläubigern und deren Berater sowie verschiedenen potenziellen Eigenkapitalinvestoren, um eine tragfähige Refinanzierungslösung zu finden. Doch der Vorstand selbst scheint zerstritten.
Chaos im Corestate-Vorstand
Laut dem „Manager Magazin“ soll CFO Udo Giegerich sein eigenes Unternehmen verklagt haben. Es soll dabei um eine Abmahnung gehen, die ihm vor zwei Monaten zugestellt worden sein soll. Wie sehr der Rechtsstreit die Verhandlungen um eine erneute Refinanzierung belasten wird, ist unklar. Klar ist hingegen: Die nähere Zukunft von Coreste bleibt turbulent. Am 22. November hat Corestate zu einer außerordentlichen Hauptversammlung geladen, eine Woche später findet am 28. November eine Gläubigerversammlung statt, auf der über die vorgelegten Restrukturierungskonzepte und damit die Zukunft des Immobilien-Investmentmanagers entschieden werden soll.
Falk Sinß ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Soziologie, Politologie und Neuere und Mittlere Geschichte in Frankfurt am Main sowie in Mainz Journalismus studiert, wo er auch einen Lehrauftrag inne hatte. Vor seiner Zeit bei FINANCE war Falk Sinß drei Jahre Redakteur der Zeitschrift Versicherungswirtschaft und zehn Jahre für verschiedene Medien des Universum Verlags tätig.
