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Ermittlungen und LSE-Schlappe belasten Deutsche Börse

Die Aktie der Deutschen Börse steht nach Veröffentlichung der Halbjahreszahlen erheblich unter Druck. Die Ermittlungen gegen Konzern-Chef Carsten Kengeter belasten die Frankfurter weiterhin.
Deutsche Börse

Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel gegen Konzern-Chef Carsten Kengeter und die gescheiterte Fusion mit der Londoner Börse LSE belasten die Deutsche Börse. Das geht aus den am gestrigen Mittwochabend verkündeten Halbjahreszahlen hervor.

So liegen die Nettoerlöse der Deutschen Börse mit etwas mehr als 1,2 Milliarden Euro zwar 3 Prozent über dem Vorjahr. Fürs das Gesamtjahr angestrebt sind allerdings 5 bis 10 Prozent Wachstum. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist um 4 Prozent auf 685 Millionen Euro gewachsen. Börse-CEO Kengeter hatte hier zu Jahresbeginn ein Wachstum zwischen zehn und 15 Prozent in Aussicht gestellt.

Deutsche Börse stellt 10,5 Millionen Euro für Geldbußen zurück

Die Frankfurter haben gleich mehrere Baustellen. So werden die operativen Kosten durch Sondereffekte in Höhe von fast 56 Millionen Euro belastet. Für mögliche Geldbußen aus dem Verfahren gegen Kengeter hat die Deutsche Börse mittlerweile 10,5 Millionen Euro zurückgestellt, wie aus dem Bericht hervorgeht.

Die im ersten Quartal abgeblasene Fusion mit der LSE hat noch einmal fast 11 Millionen Euro gekostet. Zumindest dieses Kapitel dürfte nun geschlossen sein. Der restliche Betrag setzt sich aus M&A-Integrationskosten (14 Millionen Euro), allgemeinen Rechtskosten (10,7 Millionen Euro) und Kosten von Effizienzmaßnahmen (9,5 Millionen Euro) zusammen.

Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren die operativen Kosten mit 73 Millionen Euro zwar höher. Damals hatte aber alleine die geplante Fusion mit der LSE knapp 39 Millionen Euro verschlungen. Hinzu kamen einmalige konsolidierungsbedingte Kosten über knapp 29 Millionen Euro – etwa durch die Übernahme der FX-Handelsplattform 360T.

Gewinnziele in Gefahr, Deutsche-Börse-Aktie unter Druck

Ein weiteres Problem der Deutschen Börse ist der relativ schwache Handel an den Finanzmärkten im ersten Halbjahr. CFO Gregor Pottmeyer will die Prognose dennoch nicht kassieren und hofft auf einen ausgleichenden Effekt in der zweiten Jahreshälfte: „Obwohl die Geschäftsentwicklung insgesamt leicht unter unseren Erwartungen lag, ist es weiterhin möglich, das untere Ende unserer Ergebnisprognose für das Gesamtjahr zu erreichen“, sagt er.

Die Aktionäre zeigen sich skeptisch: Die Aktie der Deutsche Börse verlor am Donnerstagvormittag über 4 Prozent und notiert unter 89 Euro. Der Dax insgesamt verlor mit 0,5 Prozent nur leicht an Boden, obwohl auch die Deutsche Bank nach den Halbjahreszahlen mehr als 3 Prozent an Wert verloren hat.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.