NEUZur Serie: Top-Dealmaker

Newsletter

Abonnements

Fintech Creditshelf offenbar vor Börsengang

Creditsehlf könnte bald profitabel sein. Foto: Creditshelf
Creditsehlf könnte bald profitabel sein. Foto: Creditshelf

Überraschende Meldung aus der Fintech-Welt: Wie das „Handelsblatt“ berichtet, soll Creditshelf den Börsengang planen – und der Startschuss dafür soll schon in der kommenden Woche fallen. Das Frankfurter Fintech wurde 2014 von den beiden früheren Bankern und Ratinganalysten Tim Thabe und Daniel Bartsch gegründet und betreibt eine Finanzierungsplattform für Mittelständler.

Gestartet mit einem klaren Fokus auf Working-Capital-Finanzierungen für eher bonitätsschwache Unternehmen, hat Creditshelf seinen Fokus inzwischen deutlich ausgeweitet: Zu Jahresbeginn hat das Fintech die Höchstgrenze für einzelne Finanzierungen auf 5 Millionen Euro angehoben. Die maximale Kreditlaufzeit wurde von anfangs nur zwölf Monaten auf aktuell bis zu 60 Monate verlängert.

Außerdem arrangiert Creditshelf inzwischen verschiedene Arten von Finanzierungen. Vor zwei Wochen erst meldete das Fintech, dass erstmals eine Akquisitionsfinanzierung über die Plattform angebahnt wurde: Der Small-Cap-Private-Equity-Investor Nimbus finanzierte über Creditshelf den Carve-out einer nicht namentlich genannten Tochter eines Großkonzerns.

IPO soll Creditshelf ein „Gütesiegel“ verleihen

Das mögliche Platzierungsvolumen im Rahmen des Creditshelf-IPOs soll mindestens 20 Millionen Euro betragen. Neben der Aufnahme von neuem Wachstumskapital könnten hinter den Börsenplänen noch zwei weitere Motive stehen, berichtet das „Handelsblatt“: die besseren Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung, die liquide Aktien schaffen, sowie der Charakter eines „Gütesiegels“, den sich die Creditshelf-Gründer durch das Listing im Frankfurter Prime Standard versprechen. Creditshelf selbst wollte die Börsenpläne auf FINANCE-Anfrage weder bestätigen noch dementieren. 

Gelänge Creditshelf tatsächlich ein Börsengang noch vor der Sommerpause, käme dieser Schritt überraschend früh. Das Fintech hat nach eigenen Angaben zwar bislang Kreditanfragen über 900 Millionen Euro erhalten. Tatsächlich umgesetzt wurden in der Firmenhistorie bislang aber nur Finanzierungen über 58 Millionen Euro, was Creditshelf-Chef Thabe mit den strikten Risikokriterien begründet, die das Fintech bei der Analyse der interessierten Kreditnehmer anlege. Über andere B2B-Fintech-Plattformen sind dagegen in ähnlichen Zeiträumen schon wesentlich höhere Kreditvolumina bewegt worden.    

Creditshelf will Kreditvolumen verzehnfachen

Creditshelf verfügt nach eigener Einschätzung aber über ausgereifte Risikomanagementsysteme, die den Frankfurtern beim Werben um institutionelle Investoren einen Vorteil gegenüber den Wettbewerbern verschaffen sollen. Zudem ließe sich die Plattform stark skalieren, sollte sich Creditshelf tatsächlich zu einer wichtigen Anlaufstelle für kapitalsuchende Mittelständler und investitionsfreudige Anleger entwickeln.

Dieses Element des Geschäftsmodells dürfte zum Kern der Equity-Story werden, denn das Fintech will weiter expandieren: „Im Herzen unseres Tuns ist die Kreditanalyse. Vielleicht lassen sich daraus in Zukunft auch andere Produkte als nur klassische Kredite ableiten“, sagte Creditshelf-Gründer Bartsch erst vor zwei Monaten im Gespräch mit FINANCE-TV. Außerdem erklärte er, dass Creditshelf „im dreistelligen Prozentbereich“ wachse.

Dies muss Creditshelf aber auch, will das Fintech seine selbst gesteckten Ziele erreichen. Im laufenden Jahr soll ein „deutlich dreistelliges Millionenvolumen“ über die Plattform finanziert werden. Um dies zu schaffen, benötigt Creditshelf aber ein sehr starkes zweites Halbjahr, in dem ähnlich viele Finanzierungen abgeschlossen werden müssten wie in der gesamten vierjährigen Unternehmensgeschichte. Bis 2020 soll das arrangierte Kreditvolumen dann sogar die 500-Millionen-Euro-Marke durchbrechen. Das wäre fast zehnmal so viel, wie aktuell zu Buche steht.