Bereits beim IPO hatte Hella das Fernziel ausgegeben: Mittelfristig strebt der Scheinwerferproduzent den Aufstieg in den MDax an. Mit einem Freefloat von derzeit nur rund 15 Prozent ist dies zurzeit noch nicht zu bewerkstelligen: Kriterien für die Aufnahme in den Index sind Börsenumsatz und Marktkapitalisierung auf Basis des Freefloats.
Doch schon in wenigen Tagen könnte Hella ein veritabler Anwärter sein: Am Montag sind seit der Erstnotiz der Aktie genau sechs Monate vergangen. Die Familie, nach dem Börsengang noch im Besitz von rund 85 Prozent der Anteile, darf ab Montag damit weitere 25 Prozent der Hella-Anteile auf den Markt bringen. Damit könnte Hella den Streubesitz auf bis zu 40 Prozent erhöhen.
Wie die weiteren Anteile an den Markt gebracht werden, ist bislang noch offen. „Das obliegt der Entscheidung der Familiengesellschafter. Ich bin aber davon überzeugt, dass mögliche Verkäufe marktschonend platziert würden“, sagte Hella-CFO Wolfgang Ollig vor wenigen Tagen im Gespräch mit FINANCE.
Hella hat Erfahrung mit Privatplatzierungen
Beim Börsengang hatte Hella mit einer ungewöhnlichen Platzierungsstrategie für Aufsehen gesorgt: Der Automobilzuliferer war im Herbst im Rahmen von zwei Privatplatzierungen an die Börse gegangen. Über eine Kapitalerhöhung ging zunächst ein Anteil von 10 Prozent der Hella-Aktien an institutionelle Investoren und Family Offices. In einer zweiten Privatplatzierung verkauften die Familiengesellschafter weitere 5 Prozent.
Grund für diese Vorgehensweise war der Wunsch nach Transaktionssicherheit: „Damit war die Transaktion für die Gesellschafter und das Unternehmen, aber auch für die Investoren deutlich sicherer als ein klassischer IPO-Prozess, für den sich das Zeitfenster bei externen Schocks schnell schließen kann“, begründete Hella-CFO Ollig die Transaktion kürzlich im Gespräch mit FINANCE. Für die Umsetzung des ungewöhnlichen Börsengangs zeichnete die FINANCE-Redaktion Ollig als CFO des Monats aus.
Hella bleibt mehrheitlich in Familienhand
Auch wenn die Gesellschafter sich entschließen sollten, die Anteile an den Markt zu bringen, bliebe Hella fest in Familienhand. Über eine Poolvereinbarung haben sich die Mitglieder der Eigentümerfamilie verpflichtet, 60 Prozent der Anteile mindestens bis zum Jahr 2024 zu halten. Zu den weiteren Aktionären des Unternehmens zählen viele institutionelle Investoren und Family Offices.
Ihnen dürfte die Hella-Aktie bislang Freude bereitet haben: Nach einem Erstpreis von 27,50 Euro kletterte die Aktie zwischenzeitlich auf bis zu 48 Euro, und selbst nach dem jüngsten Rücksetzer notiert das Papier noch immer deutlich über 40 Euro. Für Druck auf das Papier sorgte zuletzt Hella-CFO Ollig selbst: Er kündigte Ende April überraschend an, seinen im Juni 2016 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern.
Info
Ein ausführliches Interview mit Hella-CFO Wolfgang Ollig lesen Sie in der aktuellen Printausgabe Mai/Juni 2015 der FINANCE.