Aller guten Dinge sind zwei, hat man sich beim amerikanischen PE-Investor Riverside im September 2019 wohl gedacht. Damals hatte das Private-Equity-Haus erneut die Mehrheit an Bike24 übernommen. Den Online-Shop hatte Riverside schon 2015 einmal erworben, zwei Jahre danach im Rahmen eines Trade Sales an den Strategen WiggleCRC verkauft – und 2019 dann wieder zurückgeholt. Nun will Riverside den aktuellen Boom beim Fahrradabsatz nutzen und den auf Fahrradteile und -zubehör spezialisierten E-Commerce-Anbieter an die Börse bringen.
Riverside will Anteile an Bike24 abgeben
Im Rahmen des IPOs soll es eine Kapitalerhöhung mit einem Volumen von 100 Millionen Euro geben. Zudem will Riverside auch eigene Anteile abgeben, um einen Streubesitz von 40 Prozent zu gewährleisten. Das Gründer- und Managementteam von Bike24 will seine Aktien behalten. Für die Gesellschaft und die bestehenden Aktionäre ist ein Lock-up von sechs Monaten vorgesehen, für die Anteile des Managements von zwölf Monaten. Betraut mit dem Börsengang sind Berenberg und JP Morgan.
Mit dem Erlös der Emission will Bike24 sein internationales Wachstum vorantreiben und europäischer Marktführer werden. Aktuell betreiben die Dresdener Online-Shops in Deutschland, Österreich sowie Spanien und beliefern Kunden in 80 Ländern.
Bike24 wächst hoch dynamisch
Für Riverside dürfte der Börsengang einen lukrativen Teilausstieg markieren, denn Bike24 ist inzwischen für einen Online-Händler hochprofitabel. Gestartet als Anbieter von mit Ersatzteilen, Zubehör und Fahrradbekleidung verkauft Bike24 inzwischen auch zunehmend ganze Fahrräder – mit großem Erfolg: Die Dresdener haben im Geschäftsjahr 2020 rund 50 Prozent Kundenwachstum und ein Umsatzplus von 45 Prozent auf 199 Millionen Euro verzeichnet. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg dabei um mehr als 70 Prozent auf 26,7 Millionen Euro.
Auch im ersten Quartal dieses Jahres blieb der Boom ungebrochen. Der Umsatz kletterte gegenüber dem Vorjahrszeitraum um 75 Prozent auf 58 Millionen Euro, das bereinigte Ebitda verdoppelte sich auf 7,3 Millionen Euro.
Cherry: IPO noch vor der Sommerpause
Auch Cherry, ein Hersteller von Computertastaturen, will noch vor der Sommerpause an die Börse gehen, wie das Unternehmen ebenfalls am gestrigen Montag mitteilte. Beim Börsengang will das Unternehmen neue Aktien im Volumen von 140 Millionen Euro ausgeben. Verwendungszweck: Wachstumsfinanzierung, Zukäufe, Schuldenabbau. Wie viele Anteile die bisherigen Eigner abgeben wollen, teilte Cherry nicht mit.
Mit dem Börsengang könnte dessen neuer Mehrheitsinvestor Argand Partners schon wenige Monate nach dem Einstieg die ersten Früchte seines Investments ernten. Das amerikanische Private-Equity-Haus stieg im September 2020 bei Cherry ein. Der Vorbesitzer Genui, ein Hamburger Finanzinvestor, hält seitdem noch eine Minderheitsbeteiligung.
Zum Zeitpunkt des Einstiegs von Argand betrug der Unternehmenswert von Cherry nach FINANCE-Schätzungen etwa 150 Millionen Euro. Genui war bereits 2016 bei Cherry eingestiegen und hatte damals die Mehrheit von dem Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen übernommen.
FINANCE-Themenseite
Cherry-Produkte vor allem bei Gamern beliebt
2015 hatte Cherry noch einen Jahresumsatz von rund 80 Millionen Euro gemacht, seitdem ging es steil aufwärts. Der Tastaturhersteller ist mit seinen Produkten im mittel- und hochpreisigen Segment des stetig wachsenden Gaming-Geschäfts angesiedelt. 2020 wurden schon ein Umsatz von 130,2 Millionen Euro und ein bereinigtes Edbitda von 37,1 Millionen Euro erzielt. Die Cash-Conversion-Rate (CCR) lag 2020 nach Unternehmensangaben bei 113 Prozent.
Im erstem Quartal 2021 lag der Umsatz mit 37,7 Millionen Euro um 36 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. „Wir sind zuversichtlich, im Jahr 2021 ein organisches Umsatzwachstum von 30 bis 40 Prozent zu erreichen“, kündigte Cherry-CFO Bernd Wagner an.
Info
Aktuelle Branchennews finden Sie auch auf unserer Themenseite Private Equity.
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.