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ProSiebenSat.1 wehrt sich gegen Shortseller-Attacke

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 muss sich gegen Vorwürfe des Analyse-Hauses Viceroy wehren.
ProSiebenSat.1 Media AG Foto:Holger Rauner

Ein Bericht des Analysehauses Viceroy brachte am heutigen Dienstag die Aktie von ProSiebenSat.1 in Bedrängnis. Der Kurs rutschte zeitweise um rund 8 Prozent auf rund 28 Euro ab. Die Attacke erfolgte kurz nachdem bekannt gegeben wurde, dass die Aktie des Konzerns demnächst vom Dax in den MDax absteigen wird.

Die Vorwürfe des Shortsellers haben es ins sich: In einem Bericht von Viceroy heißt es unter anderem, die Akquisitions- und Expansionsstrategie von ProSiebenSat.1 sei „katastrophal, unfokussiert und teuer“. Außerdem blähe das Unternehmen seine Umsätze künstlich auf und zahle „unverantwortliche“ Dividenden, so die Vorwürfe weiter.

Viceroy ist der Ansicht, dass ProSieben alle Zeichen eines Unternehmens in einem „fortgeschrittenen Stadium des Verfalls“ in allen Geschäftssegmenten aufweise. Den Wert der Aktie schätzt das Analysehaus auf 7,51 Euro ein, ein Preis, der um 75 Prozent unter dem Schlusskurs vom gestrigen Montag liegt.

ProSiebenSat.1 weist Vorwürfe des Shortsellers zurück

Der Medienkonzern hat sich bereits zu dem Bericht geäußert und sieht sich als Opfer einer Shortseller-Attacke. Der Konzern bezeichnet die Vorwürfe als „unbegründet und realitätsverzerrend“. ProSiebenSat.1 betont außerdem, dass die Autoren des Berichts selbst darauf hinweisen, dass sie bei bestimmten Preisentwicklungen einen finanziellen Gewinn machen könnten. Viceroy sei zudem vor Veröffentlichung des Berichts nicht mit ProSiebenSat.1 in Kontakt getreten.

ProSiebenSat.1 bestätigte die kürzlich kommunizierten Geschäftszahlen und den Ausblick. Der Konzern werde weiterhin an seiner Drei-Säulen-Strategie festhalten, die die Diversifikation und digitale Transformation vorantreiben solle. Die Strategie umfasst die Bereiche Entertainment, Content Production und Commerce. Im letzten Segment ist auch der Bereich E-Commerce gebündelt, für den CFO Jan Kemper gerade erst einen wichtigen Deal festzurrte: Der Finanzinvestor General Atlantic ist bei der ProSieben-Tochter Nucom eingestiegen, unter deren Dach der Konzern seine E-Commerce-Beteiligungen bündelt.

ProSiebenSat.1 will zu gegebener Zeit noch detaillierter auf den Bericht reagieren. Auch an der Börse wurden die Vorwürfe zum Teil als „unsachlich und überhaupt nicht nachvollziehbar“ eingestuft, wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX einen Händler zitiert.

Viceroy hatte bereits Steinhoff im Visier

ProSiebenSat.1 ist eines der wenigen deutschen Unternehmen, die Viceroy ins Visier genommen hat. Im Dezember griff das Analysehaus auch den deutsch-afrikanischen Möbelkonzern Steinhoff an, der inzwischen wegen Vorwürfen der Bilanzmanipulation in Schieflage geraten ist.

Erst im Januar hatte erneut eine Shortseller-Attacke auf den Zahlungsverkehrsdienstleister Wirecard für Schlagzeilen gesorgt. Wirecard war bereits 2016 mehrfach ins Visier eines Shortsellers geraten.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Info

Welche Unternehmen bereits Opfer von Short-Attacken wurden und wie sich Managementteams dagegen wehren können, lesen Sie auf der FINANCE-Themenseite zu Shortseller-Attacken.

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.