Der aktivistische Investor Active Ownership (AOC) legt bei Stada nach: Jetzt fordert AOC, dass Stada seinen langjährigen Wirtschaftsprüfer austauschen soll. Es handelt sich dabei um PKF, eine kleine Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die vor allem kleinere Unternehmen prüft. PKF hat mehr als 500 Mitarbeiter und ist mit einem Umsatz von über 60 Millionen Euro die elfgrößte WP-Gesellschaft Deutschlands.
Stattdessen möchte Active Ownership eine der Big Four- Gesellschaften KPMG, PwC, EY oder Deloitte als Prüfer mandatieren. Der Investor fordert, dass die Beauftragung einer dieser WP-Gesellschaften an der Hauptversammlung am 26. August zur Abstimmung vorgeschlagen wird. Dies könnte in einer Kampfabstimmung enden, denn Stada hat bereits PKF vorgeschlagen.
PKF prüft seit 2009 die Abschlüsse von Stada, doch die Aktionäre waren offenbar schon länger nicht mehr zufrieden. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich 27 Prozent der Stada-Aktionäre gegen die Verlängerung des Prüfmandats ausgesprochen. Normalerweise liegt die Zustimmungsquote in solchen Fällen bei nahe 100 Prozent.
Stada: Neuer Prüfer soll Corporate-Governance-Kodex überwachen
Active Ownership bemängelt das Fehlen von Transparenz. Die neue WP-Gesellschaft solle dafür sorgen, dass Stada den Corporate-Governance-Kodex für gute Unternehmensführung besser einhält, indem beispielsweise der Aktienbesitz von Vorstand und Aufsichtsrat offengelegt oder stärker über Geschäftsbeziehungen zu Organmitgliedern und nahestehenden Personen informiert wird.
Der Corporate-Governance-Kodex ist kein verpflichtendes Regelwerk. Inwieweit Wirtschaftsprüfer auf die Einhaltung der Empfehlungen pochen, ist ihnen überlassen. Normalerweise wird schon im Rahmen des Auswahlprozesses mit einem Wirtschaftsprüfer besprochen, wie solche gesetzlich nicht vorgeschriebenen Regelungen behandelt werden. Ein Wirtschaftsprüfer, der auf eine strenge Einhaltung pocht, geht manchmal mit einem Nachteil in den Auswahlprozess.
Forderung von Active Ownership ist ein Schlag für PKF
Der Streit zwischen Stada und Active Ownership bietet eine Chance für die Big Four, ein weiteres Mandat im MDax zu ergattern. Für PKF wäre der Verlust hingegen ein herber Schlag: Gerade die kleineren WP-Gesellschaften haben bei den größeren Mandaten kaum eine Chance gegen KPMG, PwC, EY und Deloitte und hoffen, zumindest im M- oder SDax einige Mandate zu bekommen.
Ob Stada sich auf den Vorschlag von Active Ownership – mit 5 Prozent ein wichtiger Aktionär – einlässt, wird sich schon übermorgen zeigen. Bis Freitag muss Stada die Tagesordnung für die Hauptversammlung veröffentlichen.
Stada ist bereits seit Wochen unter Beschuss durch die Investorengruppe um AOC, die auf eine Neubesetzung des Aufsichtsrats drängt. Stada hat zwar eingelenkt und sich bereit erklärt, den Aufsichtsrat neu zu besetzen, lässt sich aber nicht auf die vorgeschlagenen Kandidaten von Active Ownership ein.
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Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.