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Droht dem Flugtaxi-Einhorn Volocopter eine finanzielle Bruchlandung? 

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Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter befindet sich in einer finanziellen Krise. Foto: Volocopter
Der Flugtaxi-Hersteller Volocopter befindet sich in einer finanziellen Krise. Foto: Volocopter

Seit ziemlich genau zwei Jahren trägt das Flugtaxi-Start-up Volocopter dank einer Bewertung von 1,5 Milliarden Euro den begehrten Status als Einhorn. Doch die Zeiten, in denen das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Bruchsal problemlos immer neue Investorengelder einsammelte, sind offenbar vorbei. Mehreren übereinstimmenden Medienberichten zufolge steckt das Unternehmen nach einer geplatzten staatlichen Kreditbürgschaft in großen finanziellen Nöten.  

Laut Aussagen von Volocopter-CEO Dirk Hoke in einem heute erschienenen Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ droht gar die Insolvenz: Dieses Szenario müsse „in absehbarer Zeit“ in Betracht gezogen werden, sofern nicht doch noch eine Lösung gefunden werden könne. Als Alternative kommt laut dem Bericht auch der Verkauf von Volocopter an einen nicht näher genannten ausländischen Investor infrage. Eine Anfrage von FINANCE ließ Volocopter zunächst unbeantwortet.  

Politik scheut Risiken einer Volocopter-Bürgschaft 

Nach Informationen des „Münchner Merkur“ benötigt das Unternehmen dringend eine Finanzspritze in Höhe von 100 Millionen Euro. Die dafür von privater Investorenseite eingeforderten staatlichen Bürgschaften bekommt Volocopter aber scheinbar nicht auf die Beine gestellt. Laut „SZ“ hat zwar der Bund seine Bereitschaft signalisiert, für 50 Millionen Euro zu bürgen. Das Aufbringen der anderen 50 Millionen Euro, die von Länderseite kommen müssten, gestaltet sich demnach jedoch deutlich schwieriger.  

So soll das Unternehmen damit zunächst bei der heimischen Landesregierung in Baden-Württemberg gescheitert sein. Auch der Freistaat Bayern, der seit Längerem als potentieller neuer Sitz von Volocopter im Gespräch ist und bereits den Wettbewerber Lilium beheimatet, habe abgewunken. Beiden Ländern ist dem Vernehmen nach das Ausfallrisiko einer solchen Bürgschaft zu groß.  

Prominente Investoren gaben Volocopter Geld

Sollte Volocopter am Ende tatsächlich den Gang in die Insolvenz antreten, so stünde das Geld zahlreicher illustrer Kapitalgeber im Feuer. In das Air-Taxi-Start-up haben in den vergangenen Jahren unter anderem Continental, Mercedes-Benz, DB Schenker, Geely, Blackrock, und Intel investiert. Zudem stellten mehrere Hundert Kleinanleger dem Flugtaxi-Unternehmen via Crowdinvesting insgesamt gut 1 Million Euro bereit.  

Angelockt wurden die Groß- und Kleininvestoren vor allem von der Aussicht, den ersten kommerziellen Flugtaxi-Anbieter etablieren zu können. Doch in der Praxis gestaltet sich dieses Unterfangen für Volocopter wohl schwieriger als gedacht. Nach wie vor verfügt das Unternehmen etwa nicht über die für einen Betrieb notwendige Musterzulassung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), nennenswerte Umsätze kann es daher auch über zehn Jahre nach der Gründung nicht vorweisen.

Ganz aktuell musste das Unternehmen laut „SWR“ zudem einräumen, dass es sein Prestigeprojekt, bei der anstehenden Sommer-Olympiade in Paris erstmals kommerzielle Flüge anbieten zu können, nicht werde einhalten können.  

Philipp Hafner ist Redakteur bei FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Vor FINANCE arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.