Die Anforderungen an die ESG-Berichterstattung von Unternehmen und Banken steigen. Profitieren können beide Seiten.
Ob EU-Taxonomie, NFRD, CSRD oder Green Asset Ratio: Die steigenden Anforderungen im Rahmen der Berichtspflicht zu ESG-Faktoren führen in den nächsten Jahren viele Unternehmen in bisher unbekanntes Terrain. Die Datenerhebung nach EU-Standards (European Sustainability Reporting Standards) muss ab sofort starten. Das jährliche Reporting zu einem Fiskaljahr ist sicherzustellen.
Hierbei stehen Unternehmen und Banken vor der Herausforderung, ESG-Daten zu generieren. Die qualitative und quantitative Datenverfügbarkeit wird einen wesentlichen Einfluss auf das Scoring des jeweiligen Marktteilnehmers und damit auf das Interesse von Investoren haben. Unternehmen berichten unter anderem zu ihren Taxonomie-Quoten, das Pendant für Banken ist die Green Asset Ratio. Beides sind Indikatoren, die Rückschlüsse auf die grüne Transformation zulassen. Weitere Indikatoren, die bankaufsichtlich im Fokus stehen, sind zum Beispiel CO2-Daten und Dekarbonisierungspfade.
Mit ESG-Daten bei Investoren punkten
ESG-Datenhaben folglich positiven Einfluss auf die Kreditvergabe und den Kapitalmarktzugang eines Unternehmens. Finanziers und Investoren dienen sie als Messgröße für die Zukunftsfähigkeit. Dabei stehen häufig Klima-, Umwelt- und soziale Themen im Vordergrund.
Die Praxis im Finanzmarkt zeigt, dass sich ESG-Kennzahlen an den Vorgaben von Regulatoren, Investoren und Banken ausrichten. Ein Beispiel: In Bezug auf den Klimawandel ist die Berechnung des CO2-Fußabdrucks nach dem Greenhouse Gas Protocol marktüblich. Besonders nachhaltige Unternehmen nutzen als Benchmark für ihre CO2-Reduzierungsziele das Pariser Klimaabkommen sowie wissenschaftlich fundierte Abbaupfade, etwa die der SBTi (Science Based Targets Initiative).
Mit solchen Maßnahmen verbessern zum Beispiel Automobilzulieferer ihre Wettbewerbsposition in der Lieferkette. Gleichzeitig sind diese Daten Grundlage für ESG-verknüpfte Finanzierungen, deren Konditionen sich beim Erreichen vordefinierter Nachhaltigkeitsziele verbessern. Neben CO2-bezogenen Daten werden auch soziale Aspekte wie zum Beispiel die Reduzierung von Arbeitsunfällen häufig ergänzt. Zudem rücken andere ESG-Kennzahlen wie Biodiversität, Recyclingquoten und entwaldungsfreie Lieferketten in den Vordergrund.
Eine effiziente Datenstrategie kann Unternehmen nur dann gelingen, wenn auch finanzierungsrelevante ESG-Kennzahlen vorliegen.
Eine effiziente Datenstrategie kann Unternehmen nur dann gelingen, wenn auch finanzierungsrelevante ESG-Kennzahlen vorliegen. Die Kunst besteht also darin, zuerst die wichtigsten nachhaltigen Ziele und ESG-Kennzahlen zu definieren, um diese anschließendmit der Nachhaltigkeitsund Finanzierungsstrategie zu verknüpfen. Nur so kann eine effiziente Datenstrategie gelingen. Dies ist die Voraussetzung für den Zugang zum grünen Finanzmarkt. Hier lassen sich das nötige Kapital für Transformationspläne heben und Finanzierungskostenvorteile sichern.
Autor
Bülent Karakaya ist Managing Director, ESG Principal, bei der Commerzbank AG.
Wolfgang Vitzthum ist Director, ESG & Sustainable Finance Solutions, bei der Commerzbank AG.