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Knorr-Bremse-Großaktionär Heinz Hermann Thiele ist tot

Der Knorr-Bremse-Großaktionär Heinz Hermann Thiele ist gestorben.
Knorr-Bremse AG

Eine der größten deutschen Managerpersönlichkeiten ist tot: Der 79-jährige Heinz Hermann Thiele ist am Dienstag in München verstorben. Thiele war seit vielen Jahren Mehrheitseigner des Bremsenherstellers Knorr-Bremse, den er nachhaltig geprägt hat.

Thiele machte Knorr-Bremse zum Milliardenkonzern

Der Unternehmer Thiele hat eine große Rolle in der Firmengeschichte von Knorr-Bremse inne. Der Selfmade-Milliardär begann seine Karriere 1969 als Patent-Sachbearbeiter bei dem Lastwagen- und Bahn-Zulieferer. Als das Unternehmen nach einem Erbschaftsstreit zum Verkauf stand, griff er 1985 beherzt selbst zu und übernahm das Münchener Unternehmen.

Als CEO gelang es ihm, den mittelständischen Zulieferer zu einem Global Player in dem Markt für Zug- und Lkw-Bremsen auszubauen. Er ergatterte Großaufträge aus China und stattete mit Knorr-Bremse zum Beispiel in den 90er-Jahren die U-Bahn in Schanghai mit Bremssystemen aus. Auch nachdem er 2007 seine CEO-Rolle abgab, blieb Thiele in die Entscheidungen des Bremsenherstellers eingebunden. Er wurde Chef des Aufsichtsrat und schließlich Ehrenvorsitzender des Gremiums.

So wirkte Thiele auch an dem Börsengang von Knorr-Bremse im Jahr 2018 mit. Auch nach dem Verkauf von Aktien hielt er zusammen mit seiner Tochter nach dem IPO noch 59 Prozent der Anteile. Im Juli 2020 wurde Thiele sogar wieder selbst aktiv: Nach einer Führungskrise kehrte der Jurist als stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsrat zurück.

Das Unternehmen ehrt Thiele als eine für den Konzern prägende Persönlichkeit: „Vorstand und Aufsichtsrat trauern um eine globale und visionäre Unternehmerpersönlichkeit, die die weltweite Schienen- und Nutzfahrzeugbranche über Jahrzehnte wegweisend geprägt hat. Heinz Hermann Thiele hat sein ganzes Leben in den Dienst der Firma gestellt“, schreibt Knorr-Bremse in der Mitteilung.

Thiele spielte auch Rolle bei Lufthansa-Rettung

Als Unternehmer erzielte Thiele enorme finanzielle Erfolge, das US-Magazin „Forbes“ zählte ihn in seinem Ranking für 2020 mit einem Vermögen von mehr als 18 Milliarden US-Dollar zu den zehn reichsten Deutschen.

Neben Knorr-Bremse mischte der Manager auch bei weiteren großen Unternehmen mit. Thiele war auch Haupteigner von Vossloh und Großaktionär bei der Lufthansa. Vor allem im vergangenen Jahr, als die Lufthansa wegen der Coronakrise um Staatshilfe bat, sorgte Thieles Engagement für Aufsehen. Thiele stieg in dieser Zeit als Großaktionär bei der Airline ein und stellte sich zunächst gegen die im Rettungspaket enthaltenen Bedingungen. An der Lufthansa hielt er zuletzt 12 Prozent der Anteile.

Dass sich der streitbare Manager zunächst gegen den Einstieg des Staats bei der Airline wehrte, sei typisch für den Manager gewesen, war damals zu lesen. Thiele war für seinen harten Managementstil bekannt. Er traf dabei auch unpopuläre Entscheidungen. So legte er sich mehrfach mit Gewerkschaften an und trat aus dem Arbeitgeberverband aus.

Auch innerhalb der Familie gab es Konflikte. Sein Sohn Hendrik verließ 2017 die Familienholding, in der die Anteile an Knorr-Bremse liegen. Die Holding wird von Thieles Frau und Tochter geleitet.

sarah.backhaus[at]finance-magazin.de

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalisten für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.