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Telekom will T-Systems zerschlagen

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Die Deutsche Telekom will ihr Sorgenkind T-Systems umbauen.
Deutsche Telekom

Die Deutsche Telekom greift bei T-Systems durch. Die seit Jahren kriselnde Sparte soll laut Plänen des Telekom-Vorstands und T-Systems-Chefs Adel Al-Saleh zerschlagen werden. Demnach sollen die Telekommunikationsdienste für Firmenkunden („TC Services“) sowie für den öffentlichen Sektor („Classified ICT“) an die Einheit Telekom Deutschland verlagert werden.

Zudem ist geplant, die Bereiche IT-Sicherheit und vernetzte Produktion („Internet of Things“) in selbstständige GmbHs umzuwandeln. Diese beiden Einheiten, die der Bonner Dax-Konzern als Wachstumsfelder identifiziert hat, blieben zwar weiterhin Teil von T-Systems, beteuert die Telekom in einer am heutigen Freitag veröffentlichten Mitteilung. Sie sollen jedoch durch die stärkere Unabhängigkeit schneller und besser neue Märkte erschließen.

Der Aufsichtsrat muss den Plänen noch zustimmen. Das ist für die nächste Sitzung Anfang September geplant. Greifen würde die neue Struktur dann im Herbst 2020.

T-Systems verordnet sich hartes Sparprogramm

T-Systems ist seit Jahren das Sorgenkind der Telekom: Dem „Handelsblatt“ zufolge, das zuerst über die Umbaupläne berichtet hatte, wirtschaftet die Sparte defizitär. Bereits im vergangenen Herbst hatte T-System-Chef Adel Al-Saleh, der Anfang 2018 als Sanierer zu der Großkundensparte gekommen war, deshalb ein umfassendes Sparprogramm aufgelegt.

Rund 10.000 der insgesamt 38.000 Jobs der Sparte sollen in dem Zusammenhang abgebaut oder verlagert werden. Hierarchieebenen wurden abgeschafft, die Geschäftsführung verkleinert. Bis 2021 sollen so 600 Millionen Euro eingespart werden. Diese Ziele blieben weiterhin bestehen, teilte die Telekom mit.

T-Systems gibt Kompetenzen ab

Der nun angekündigte Umbau treibt die Transformation nicht nur weiter voran, er kommt vielmehr einer Zäsur gleich: Die Telekommunikationsdienste stehen für rund ein Drittel des T-Systems-Spartenumsatzes in Höhe von 6,9 Milliarden Euro. Dass diese Bereiche nun an die Deutschlandtochter abgegeben werden, erklärt die Telekom damit, mehr Effizienz für die Kunden sowie eine durchgängige Verantwortung schaffen zu wollen.

Derzeit kümmert sich T-Systems um Großkunden in Deutschland, während Telekom Deutschland für kleine und mittelständische Firmen hierzulande zuständig ist. Diese Trennung zwischen Mittelständlern und Großkunden ist Konzernbeobachtern zufolge aber nicht mehr zeitgemäß. Sie führe seit vielen Jahren zu Streit zwischen den beiden Geschäftseinheiten, schreibt das „Handelsblatt“.

Hinzu kommt: Selbst in den Wachstumsfeldern IoT und IT-Sicherheit tut sich die Telekom schwer. Das Problem: Die Bonner sehen sich mit vielen kleinen Wettbewerbern konfrontiert, die ebenfalls um die Gunst der Industriekonzerne buhlen. Diese können jedoch mit schlanken, agilen Entscheidungsprozessen punkten, wie T-Systems-Chef Al-Saleh selbst einräumt. Deshalb sollen diese Bereiche nun stärker autonom agieren können.

Was passiert mit dem Großrechnergeschäft?

Was mit den klassischen IT-Diensten passiert, die etwa den Betrieb und die Wartung von Computern bei Großkonzernen abdecken, bleibt derweil unklar. Dieses wenig lukrative Geschäft wollte die Telekom ursprünglich bereits an IBM verkaufen, allerdings scheiterte der Deal im Juni am Bundeskartellamt. Dieses attestierte IBM bei Hochleistungsrechnern eine marktbeherrschende Stellung, woraufhin das Unternehmen den Fusionsantrag zurückzog.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de