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Leoni verhindert Pleite durch komplexen Deal

Leoni muss zittern und braucht eine neue Refinanzierungslösung. Foto: Leoni.
Leoni muss zittern und braucht eine neue Refinanzierungslösung. Foto: Leoni.

Erhoffter Befreiungsschlag: Der kriselnde Autozulieferer Leoni hat sich mit seinen Konsortialbanken auf eine Refinanzierung geeinigt, wie jetzt bekannt wurde. Die Transaktion ist komplex, denn Teile der Schulden sollen in Aktien des börsennotierten Automobilzulieferers gewandelt werden. Insgesamt sollen die Finanzverbindlichkeiten durch diese Maßnahmen um 574 Millionen Euro gesenkt werden.

Dabei hilft, dass Teile der Schulden durch den Verkauf des Unternehmensteils Business Group Automotive Cable Solutions („BGAM“) an die Thailänder Stark Corporation zurückgeführt werden. Dieser Deal, der schon im Mai angekündigt wurde, aber im Herbst geclosed wird, soll Leoni zufolge einen Nettoerlös von 442 Millionen Euro in die Kassen spülen. Wäre es nicht zu der Transaktion gekommen, die zum Jahreswechsel 2022/2023 umgesetzt werden soll, hätte die Zahlungsunfähigkeit gedroht. Beraten wird Leoni dabei durch die Finanzierungsboutique Herter & Co sowie die Kanzlei Latham & Watkins.

Leoni setzt auf M&A-Deal

Der wichtigste Baustein ist, dass die Ende des Jahres 2022 fällig werdenden Finanzinstrumente bis 2025 verlängert werden sollen. Bei dem Zulieferer stehen Ende dieses Jahres ein Corona-Kredit über 330 Millionen Euro und fest zugesagte bilaterale Kreditlinie in Höhe von rund 250 Millionen Euro aus. Die Finanzierungskosten erhöhten sich durch die Verlängerung der Kreditlinien nur „moderat“, teilte das Unternehmen mit.

Dieser Finanzierungsplan wird laut Unternehmen jetzt den Schuldscheingläubigern vorgestellt, da diese zustimmen müssen. Insgesamt hat Leoni Schuldscheine im Volumen von 400 Millionen Euro am Markt, die zwischen 2022 und 2028 fällig werden. Diese Transaktion berät und begleitet die Kanzlei Dentons mit dem Anwalt Andreas Ziegenhagen.

Revolver wird teilweise getilgt

Zusätzlich wollen die Nürnberger mit dem Erlös aus dem Verkauf von BGAM einen Teil einer revolvierenden Kreditlinien zurückzahlen. Für die verbleibenden Forderungen in Höhe von 132 Millionen Euro erhalten die vier Konsortialbanken die Möglichkeit, in Eigenkapital umzuwandeln, also mittels einer geplanten Kapitalerhöhung und einer Pflichtwandelanleihe die ausstehenden Forderungen zurückzuerhalten. Die Erlöse aus diesen beiden Deals sollen an die Banken fließen. Erst wenn dies nicht reichen sollte, könnte es passieren, dass die Banken zu Mitgesellschaftern werden.

Ein solcher, wenn auch kleiner Debt-Equity-Swap ist bemerkenswert für ein börsennotiertes Unternehmen – trotz der Kapitalerhöhung gab der Aktienkurs von Leoni am Tag der Bekanntgabe aber nur wenig nach. Diese geplante Eigenkapitaltransaktion soll „voraussichtlich“ Ende 2022 beziehungsweise Anfang des Jahres 2023 erfolgen. Es werden Aktien beziehungsweise Bezugsrechte und -pflichten auf Aktien im Volumen von bis zu 50 Prozent des Grundkapitals ausgegeben.

„Der Bezugspreis der im Rahmen der Kapitalerhöhung auszugebenden Aktien sowie der Pflichtwandelanleihe wird noch festgelegt werden“, meldete das Unternehmen. Zudem würden bis zur Rückzahlung der umstrukturierten Kreditlinien keine Dividenden ausgeschüttet.

Auch bei den Gläubigern sind Berater an Bord: So wird der besagte RCF I dem Vernehmen nach von der Investmentbank PJT und Freshfields beraten. Weitere Verbindlichkeiten sind in RCF II und RCF III gebündelt, die von Houlihan Lokey und Kirkland & Ellis beraten werden.

Schwierige Zeiten für Leoni

Für Leoni sah es die letzten Jahre schlecht aus. Neben hausgemachten Probleme machten dem Konzern die Folgen der Pandemie zu schaffen. 2020 setzte der Konzern mit Staatshilfe die Finanzierung neu auf, die nun refinanziert werden muss.

Der Beginn des Ukraine-Kriegs war ein weiterer Schlag ins Kontor. Insgesamt hat Leoni zwei Produktionsstätten in der Ukraine und stellt dort Kabelbäume her, die für große Autobauer wie VW enorm wichtig sind. Die Eigenkapitalquote lag zuletzt nur bei 6,7 Prozent. Im März musste der Konzern unter dem Eindruck des Kriegs seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2022 zurückziehen.

Trotz der widrigen Umstände scheint der Kapitalmarkt das angekündigte Refinanzierungskonzept positiv zu sehen. Der Fortbestand von Leoni scheint gesichert, wenn alle Gremien zustimmen und die Gläubiger mitziehen.

eva.brendel[at]finance-magazin.de

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Sie hat Kommunikationswissenschaft, VWL und Politik in Bamberg und Jena studiert. Neben dem Studium arbeitete Eva Brendel als freie Nachrichtenmoderatorin bei einem Lokalsender und moderierte eine eigene Podcast-Reihe.