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Meyer Burger verschiebt nach Millionenverlust seinen Geschäftsbericht

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Meyer Burger verschiebt seinen Geschäftsbericht. Foto: Timon - stock.adobe.com
Meyer Burger verschiebt seinen Geschäftsbericht. Foto: Timon - stock.adobe.com

Der angeschlagene Schweizer Solartechnologiekonzern Meyer Burger hat vorläufige Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht – und diese zeichnen ein düsteres Bild. Der Umsatz sank auf 69,9 Millionen Schweizer Franken, fast eine Halbierung gegenüber den 135 Millionen im Vorjahr. Operativ verbuchte das Unternehmen einen Verlust von 210,4 Millionen Franken.

Börsenaufsicht SIX droht mit Handelsstopp

Ein weiterer Tiefschlag für Anleger: Der ursprünglich für den 15. April geplante Geschäftsbericht wird erst bis spätestens 31. Mai 2025 veröffentlicht. Die Schweizer Börsenaufsicht SIX Exchange Regulation hat Meyer Burger eine Fristverlängerung gewährt – allerdings unter klaren Auflagen.

So behält sich die SIX vor, den Handel mit Meyer-Burger-Aktien kurzfristig auszusetzen, falls der Bericht nicht bis zur gesetzten Frist eingereicht wird. Die Reaktion am Kapitalmarkt folgte prompt: Die ohnehin stark eingebrochene Aktie der Schweizer verlor allein heute nochmals mehr als 10 Prozent und rangiert bei gerade mal 1,80 Schweizer Franken.

Meyer Burger musste zudem heute eine Ad-hoc-Mitteilung veröffentlichen, die die Gründe für die Verschiebung offenlegt und die eingeschränkte Datenlage betont.

Darin heißt es, dass die bislang vorliegenden Zahlen ungeprüft seien. Zudem bleiben weitere wichtige Kennzahlen wie Ebit, Reinverlust, Eigenkapital oder Bilanzsumme vorerst unter Verschluss. Laut Meyer Burger können diese Werte derzeit nicht verlässlich ermittelt werden, da sie auf komplexen Annahmen wie Werthaltigkeitstests und der Fortführungsprognose basieren.

Der Konzern betont den Ernst der Lage: „Der Fortbestand von Meyer Burger ist in hohem Masse unsicher und hängt von signifikanten neuen Finanzmitteln sowie der erfolgreichen Umsetzung des Businessplans ab“, heißt es in der Mitteilung.

Meyer Burger hofft auf einen M&A-Prozess

Der Konzern setzt große Hoffnungen auf einen strategischen M&A-Prozess. Derzeit verhandele das Management mit ausgewählten Interessenten, um möglichst bald verbindliche Angebote zu erhalten. Entscheidendes Kriterium sei nicht nur der Wertaspekt, sondern auch „die Fähigkeit zur Durchführung einer vollständig finanzierten Transaktion, heißt es von Meyer Burger.

Um die Liquidität in der Zwischenzeit zu sichern, greift Meyer Burger auf eine Brückenfinanzierung zurück, die bestehende Anleihegläubiger Anfang Dezember in Höhe von 39,48 Millionen US-Dollar bereitgestellt hatten, um dem Konzern mehr Zeit zu verschaffen. Im März wurde deren Fälligkeit zum fünften Mal verlängert.

Großkunde Desri springt ab

Mittlerweile ist unklar, wie es für Meyer Burger weitergeht. Nachdem das Solargeschäft in Deutschland aufgrund günstigerer Angebote aus China eingebrochen war, haben sich die Schweizer auf den US-Markt fokussiert.

Wenige Monate später kündigte ihr wichtigster Kunde, der US-Anlagenbetreiber D. E. Shaw Renewable Investments (Desri), seinen Rahmenvertrag mit sofortiger Wirkung. Das brachte die Restrukturierung des Solartechkonzerns erneut ins Wanken.

Trotz der derzeit volatilen Lage hinsichtlich der US-Zölle verfolgt Meyer Burger weiterhin den Ausbau seiner US-Produktion. Aktuell betreibe das Unternehmen eine Solarmodul-Produktion in Goodyear, Arizona. Die Solarzellen dafür kommen aus Deutschland. „Die Kapazität der Goodyear-Fabrik soll gegen Ende 2025 ihre finale Ausbaukapazität von 1,4 Gigawatt erreichen“, heißt es von dem Unternehmen auf eine Anfrage von FINANCE. Es gibt jedoch erste Lichtblicke: In den vergangenen Monaten konnte Meyer Burger mehrere Lieferverträge für Lagerbestände nach Italien abschließen – im Februar mit IBC Solar, im März mit Memodo und Anfang April mit OGT Solar.

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.