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Restrukturierungs-News: Heiterblick, VBH Deutschland, Falkensteg

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In der Eigenverwaltung will sich der Straßenbahnhersteller Heiterblick sanieren. Foto: Tillmann Franzen/HeiterBlick
In der Eigenverwaltung will sich der Straßenbahnhersteller Heiterblick sanieren. Foto: Tillmann Franzen/HeiterBlick

Heiterblick: Nächster Stopp Eigenverwaltung

Der Straßenbahnhersteller Heiterblick aus Leipzig ist zahlungsunfähig. Das teilte das Unternehmen Anfang April mit. Zur Sanierung ist ein Eigenverwaltungsverfahren eingeleitet worden. Damit wollen die Leipziger ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen.

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens resultierten aus den Nachwirkungen der Corona-Krise und den Marktverwerfungen durch den Krieg in der Ukraine, die zu Rohstoffknappheit und Preissteigerungen geführt hätten, so das Unternehmen. Jene Faktoren erschwerten es, aus bestehenden Aufträgen ausreichend Liquidität zu generieren.

Die Sanierung wird von einem Team der Unternehmensberatung Falkensteg und dem Next-Six-Haus Baker Tilly um Adrian Bölingen begleitet. Tillmann Peeters (Falkensteg) unterstützt die Geschäftsleitung als Generalbevollmächtigter. Während des Verfahrens bleibt der Geschäftsbetrieb unverändert. Heiterblick, das seit 100 Jahren in Leipzig ansässig ist, arbeitet eng mit sächsischen Partnern und Lieferanten zusammen und beschäftigt rund 250 Mitarbeitende.

Bauzulieferer VBH Deutschland wird saniert

Die deutsche Tochter der internationalen VBH Holding hat ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Anfang April stellte VBH Deutschland den Antrag, um sich in einem für die Baubranche schwierigen wirtschaftlichen Umfeld neu aufzustellen. VBH bietet für Fenster- und Türenbauer ein vollständiges Sortiment sowie Systemlösungen für die Herstellung und Montage von Fenstern und Türen. Die Geschäftsführung, bestehend aus Fekke van Dijk und Michael Karthaus, bleibt verantwortlich und wird von dem erfahrenen Restrukturierer Martin Mucha (Grub Brugger) unterstützt.

Das Gericht hat Holger Leichtle (Görg) als vorläufigen Sachwalter bestellt. Mit rund 500 Mitarbeitenden in Deutschland und einem Umsatz von knapp 500 Millionen Euro im vergangenen Jahr konzentriert sich der Bauzulieferer nun auf ertragreiche Geschäftsbereiche, um die Profitabilität wiederherzustellen. Die Eigenverwaltung betrifft ausschließlich die deutschen Aktivitäten. Die Holding bleibt mit ihrer internationalen Präsenz in mehr als 20 Ländern unberührt.

Martin Kahl verstärkt Falkensteg

Martin Kahl stößt zu Falkensteg und wird dort als Partner das neue Kompetenzzentrum Automotive Geschäftsmodelle aufbauen. Das Zentrum soll Automobilzulieferer mit maßgeschneiderten Lösungen unterstützen und als Bindeglied zwischen Restrukturierung, Operations und Corporate Finance fungieren. Kahl bringt umfangreiche Erfahrung im Interimsmanagement und in strategischer Beratung mit. Zuvor war er über neun Jahre als Geschäftsführer bei der Special-Situations-Consultingfirma Red Ocean Management tätig. Falkensteg reagiert damit auf die Herausforderungen der Branche, die eine Neuausrichtung bestehender Geschäftsmodelle erfordern.

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Die Krise der deutschen Automobilbranche

Welche Autobauer und Zulieferer stehen besonders unter Druck? Welche Finanzierer unterstützen noch die angeschlagenen Unternehmen, und welche Rolle nimmt dabei Private Equity ein? In der exklusiven FINANCE+ Serie beleuchten wir die drängendsten Fragen der Branche.

Schnellfracht Express: Vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet

Das Amtsgericht Hanau hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren über das Vermögen des Logistikers Schnellfracht Express Solutions angeordnet. Sebastian Netzel (Brinkmann & Partner) wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Der Speditionsbetrieb, spezialisiert auf den Transport von Automobilteilen, setzt laut Brinkmann & Partner derzeit seinen Geschäftsbetrieb fort. Der Sanierer Christian Sayn Wittgenstein ergänzt das Sanierungsteam. Eichenfels leitet den Investorenprozess.

Medigene stellt Insolvenzantrag wegen Überschuldung

Das Biotech-Unternehmen Medigene aus Martinsried bei München steht vor der Insolvenz. Der Vorstand und Aufsichtsrat haben angekündigt, kurzfristig einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht zu stellen. Diese Entscheidung folgte aufgrund einer Neubewertung der Vermögenswerte, die eine Überschuldung offenbart habe, heißt es vom Unternehmen. Es werde erwartet, dass der Biotechniker im Mai 2025 zahlungsunfähig ist. Medigene ist bekannt für die Erforschung immunzellbasierter Krebstherapien. Das Unternehmen, das 1994 gegründet wurde und seit 2000 börsennotiert ist, verzeichnete zuletzt einen Umsatz von 6 Millionen Euro und einen Verlust von 16 Millionen Euro.

Pfeiffersche Stiftungen richten sich neu aus

Die Pfeifferschen Stiftungen, einer der größten diakonischen Träger in Deutschland, haben ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestartet. Das Amtsgericht Magdeburg hat das Verfahren eröffnet, um die wirtschaftliche Neuausrichtung der Stiftungen mit rund 2.000 Mitarbeitenden zu unterstützen. Die Restrukturierung wird von Lucas Flöther und Dirk Becker (Flöther & Wissing) überwacht. Ziel sei es, die Stiftungen nachhaltig zu stabilisieren und strategische Partner zu gewinnen. Der Vorstand unter Lars Timm und Ulrike Petermann führt die Eigenverwaltung, unterstützt von Thomas Mulansky (Mulansky + Kollegen).

Brillenhersteller Menrad meldet Insolvenz an

Die traditionsreiche Unternehmensgruppe Menrad aus Schwäbisch Gmünd hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Aalen ordnete die vorläufige Insolvenzverwaltung an und bestellte Florian Zistler (Pluta) zum Verwalter. Der Geschäftsbetrieb mit den 115 Mitarbeitenden des Brillenherstellers läuft weiter. Zistler plant derweil die Sanierung und sucht im Rahmen eines strukturierten M&A-Prozesses Investoren. Grund für die Insolvenz sei ein zukünftig erwarteter Liquiditätsengpass durch rückläufige Aufträge. Menrad, geführt von den Brüdern Müller-Menrad, ist seit mehr als 125 Jahren im Brillengeschäft tätig.

Kodi-Restrukturierung: 80 Filialen sollen schließen

Die Restrukturierung der Kodi Diskontläden schreitet voran: Ein Konsortium um Gesellschafter Richard Nölle plant die Übernahme von 150 Filialen und 1.200 Beschäftigten. Der Gläubigerausschuss hat bereits zugestimmt, und ein Kaufvertrag wird in Kürze erwartet, heißt es vom Unternehmen. 80 Filialen müssen schließen. Das ziehe 520 Kündigungen nach sich. Die Restrukturierungsexperten Holger Rhode und Raul Taras (Görg) sowie Thomas Montag (Montag & Montag) verhandeln jedoch mit Investoren, um einige dieser Filialen und die dortigen Arbeitsplätze zu retten.

Berliner Immobilienentwickler kämpft mit Baukrise

Die Ziegert Group, ein Berliner Immobilien- und Projektentwickler, hat beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz beantragt. Die vorläufige Insolvenzverwaltung übernimmt Friedemann Schade (BRL). Ziegert sieht sich durch hohe Zinsen und steigende Baukosten in einem schwierigen Marktumfeld. Geopolitische Unsicherheiten verschärften die Lage, heißt es vom Unternehmen. Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter sollen der Geschäftsbetrieb fortgeführt und die Interessen der Gläubiger gewahrt werden.

Schlote-Tochterfirmen insolvent

Das Amtsgericht Hildesheim hat für vier Tochtergesellschaften des Autozulieferers Schlote Holding eigenständige Insolvenzantragsverfahren angeordnet. Es handelt sich um die Gesellschaften Schlote Brandenburg GmbH & Co. KG, Schlote Harzgerode GmbH, Schlote Technology GmbH sowie Getriebe- und Antriebstechnik Wernigerode GmbH.

Manuel Sack (Brinkmann & Partner) wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Er und sein Team arbeiten daran, die Produktion stabil zu halten und Lieferverpflichtungen zu erfüllen, teilte die Kanzlei mit. Erste Unterstützung von Kunden sei zugesagt worden. Dennoch soll parallel ein Investorenprozess anlaufen. Die Schlote-Gruppe beschäftigt rund 1.350 Mitarbeitende.

Im November hatte die Schlote Holding für sich sowie die Tochterfirmen Schlote GmbH & Co. KG und Schlote Saar GmbH bereits eine Restrukturierung angekündigt. Das Instrument der Wahl war das vorinsolvenzliche Starug-Verfahren.

Distressed M&A

Die Produktion von Felgen der Marke BBS startet neu. Klaus Wohlfarth, Inhaber der Markenrechte, und Insolvenzverwalter Dirk Pehl (Schultze & Braun) haben sich über den Erwerb wesentlicher Vermögenswerte der insolventen BBS Autotechnik geeinigt. Dazu gehören Werkzeuge, Anlagen und Warenbestände. Der Neustart markiert das Ende des fünften Insolvenzverfahrens eines BBS-Herstellers. Wohlfarth sieht großes Potential in der Marke und freut sich auf die neue Produktionsphase. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.

Die Sanierung von Odenwald-Chemie endet erfolgreich: Zum Juli übernimmt ECP Tactical Opportunities den Geschäftsbetrieb und sichert damit rund 300 Arbeitsplätze in Neckarsteinach und Tschechien. Das teilte der Insolvenzverwalter Marc Schmidt-Thieme (Hoefer Schmidt-Thieme) mit. Trotz der konjunkturellen Krise konnte das Unternehmen seit Februar 2024 ohne Einschränkungen fortgeführt werden, unterstützt von „loyalen Kunden aus der Automobilindustrie“, heißt es. Der erzielte Umsatz von über 70 Millionen Euro und die ausgehandelten Fortführungsvereinbarungen seien entscheidend für den erfolgreichen Abschluss des Investorenprozesses gewesen, so der Insolvenzverwalter.

Rainer Eckert ist neues Mitglied im Gravenbrucher Kreis

Der Gravenbrucher Kreis hat Rainer Eckert (Eckert Rechtsanwälte) als 20. Mitglied aufgenommen. Eckert, bekannt für seine Expertise im Insolvenz- und Sanierungsrecht, hat bedeutende Verfahren wie die von Abellio und Regiomed Kliniken begleitet. Seine Erfahrung in Krankenhaussanierungen und seine Rolle im Deutschen Anwalt Verein machten ihn zu einer wertvollen Ergänzung, kommentiert der Sprecher des Kreises, Stefan Denkhaus. Dieser wurde zudem als Sprecher für zwei weitere Jahre bestätigt.

Pluta wächst in Italien

Pluta Rechtsanwälte verstärkt seine italienische Niederlassung mit Armando Perna, einem erfahrenen Anwalt in den Bereichen Insolvenz, Restrukturierung und Distressed M&A. Gemeinsam mit Vittorio Cardano leitet er den Standort und soll das Geschäft in Italien vorantreiben. Perna bringt über 15 Jahre Erfahrung mit, um nationale und internationale Unternehmen zu unterstützen.

Info

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.