Pfungstädter Brauerei muss restrukturieren
Die Pfungstädter Brauerei will sich über ein Schutzschirmverfahren sanieren. Damit soll eine drohende Zahlungsunfähigkeit durch Umsatzeinbrüche in der Coronakrise abgewendet werden. Eine Übernahme durch einen Investor war im Februar gescheitert. Gespräche mit Interessenten für die Brauerei und das Grundstück würden jedoch weiterhin geführt. „Unser Ziel ist es, die Brauerei zu sanieren und mit einem Investor möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten", erklärte Geschäftsführer Stefan Seibold.
Nach Anmeldung des Schutzschirmverfahrens haben sich dem Unternehmen zufolge weitere potentielle Investoren gemeldet. Der 1831 gegründete Familienbetrieb befindet sich derzeit im Besitz von 97 Erben. Annemarie Dhonau und Mirko Lehnert von der Kanzlei Schiebe und Collegen begleiten die Restrukturierung. Jan MarkusPlathner (Brinkmann & Partner) ist als vorläufiger Sachwalter eingesetzt. Die Brauerei war nach eigenen Angaben zuletzt nur noch zu etwa 40 Prozent ausgelastet.
VDA setzt auf Kooperation bei Restrukturierungen
In der Automobilindustrie sollen im Zuge der Coronakrise die Kooperationsmöglichkeiten erweitert werden. Dadurch will der Branchenverband VDA Unternehmen in Restrukturierungen helfen, schneller zu einer Lösung mit Kunden und Gläubigern zu kommen. Das Konzept sieht die Bildung von „Stakeholder-Gruppen“ vor, innerhalb derer dann über spezifische Beiträge zu einer Sanierung verhandelt werden könne.
Eine Verhandlung von Sanierungszugeständnissen auf individueller Basis sei in der wirtschaftlichen Krise oftmals zu langwierig, begründete der Verband den Vorstoß. Verschiedene Kunden eines Zulieferers würden in der Praxis häufig verschiedene Lösungen anbieten, so dass ein Lieferant immer wieder von Kunde zu Kunde gehen müsse, um die Vorschläge abzugleichen. Die Bildung der Gruppen soll das Verfahren beschleunigen. Das Bundeskartellamt legt kein Veto gegen die Pläne ein. Ein „koordiniertes Vorgehen in einer Branche“ könne in der aktuellen Situation gerechtfertigt sein, hieß es von dort.
1. FC Kaiserslautern meldet Eigenverwaltung an
Der Drittligist 1. FC Kaiserslautern hat eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Pfälzer sollen Medienberichten zufolge vor einem Schuldenberg von mehr als 24 Millionen Euro stehen. Rund 15 Millionen Euro müsste der Fußballklub demnach für die kommende Saison aufbringen.
Bereits seit Anfang Juni begleitet der Jurist Dirk Eichelbaum als Generalbevollmächtigter die Sanierungsbemühungen des FCK und ist in die Gespräche mit Gläubigern involviert. Eichelbaum war bis zum vergangenen Jahr bei Buchalik Brömmekamp und arbeitet jetzt in eigener Kanzlei in Stuttgart. Die Geschäftsführung wird von Frank Schäffler (Menold Bezler) beraten. Vorläufiger Sachwalter ist Andreas Kleinschmidt (White & Case).
Die Insolvenz in Eigenverwaltung ist offenbar Voraussetzung dafür, neue Investoren zu gewinnen: Um die Eigenkapitalbasis des Vereins zu stärken, habe man „noch vor wenigen Tagen eine konkrete Offerte in beträchtlichem Umfang diskutiert“, teilte der Verein mit. Diese stehe aber unter dem Vorbehalt, „das frische Geld in die Zukunft und nicht in Altverbindlichkeiten investieren zu können“.
Zu den größten Gläubigern des Klubs zählen die Stuttgarter Firma Quattrex, der Sportvermarkter Lagardère und der Luxemburger Unternehmer Flavio Becca. Die Stadt Kaiserslautern hatte dem FCK zuletzt eine reduzierte Pacht von 625.000 Euro für das Stadion genehmigt, im Falle einer Insolvenz würde die volle Pacht über 3,2 Millionen Euro greifen und zur Insolvenztabelle angemeldet werden, berichtet der SWR. Zudem hatte der FCK rund 3 Millionen Euro über Fan-Anleihen eingeworben.
In der Tabelle zumindest bliebe eine Insolvenz ohne direkte Folgen. Der sonst bei einem Insolvenzverfahren drohende Abzug von neun Punkten ist derzeit aufgrund der Coronakrise ausgesetzt, in der kommenden Saison sollen Klubs drei Punkte abgezogen werden.
Bonita-Schutzschirm löst Holding-Insolvenz aus
Tom Tailor
Das Modeunternehmen Bonita musste wegen drohender Zahlungsunfähigkeit ein Schutzschirmverfahren beantragen. Das zum Konzern Tom Tailor gehörende Unternehmen, das bereits vor der Coronakrise angeschlagen war, hatte sich vergeblich um eine Bund-Länder-Bürgschaft bemüht. Thorsten Bieg und Gerrit Hölzle (beide Görg) sowie Detlef Specovius (Schultze & Braun) treten als Sanierungsgeschäftsführer in die Bonita-Geschäftsführung ein. Specovius ist auch im Sanierungsverfahren von Esprit engagiert.
Zum vorläufigen Sachwalter von Bonita wurde Sven-Holger Undritz (White & Case) bestellt. Alle Geschäftsprozesse und Kostenstrukturen, auch das Filialnetz, stünden nun auf dem Prüfstand, teilten die Sanierer mit. Der Antrag von Bonita löst wegen interner Verflechtungen zwischen den Unternehmen auch eine Insolvenz der Tom-Tailor-Holding aus. Insolvenzverwalter der Holding ist dem Fachportal „Juve“ zufolge Nils Krause von der Kanzlei Ecovis.
Das operative Geschäft der Marke, das in der Tom Tailor GmbH gebündelt ist, kann dagegen weiterlaufen: Diese erhielt eine Bürgschaft für einen Betriebsmittelkredit über 100 Millionen Euro, zudem wollen Banken und Mehrheitsaktionär Fosun Kreditlinien verlängern.
MS Deutschland: Scope soll Schadensersatz zahlen
Die Ratingagentur Scope soll Anlegern, die 2012 die Mittelstandsanleihe der MS Deutschland gezeichnet haben, Schadensersatz leisten, urteilte das Landgericht Berlin. Die mit dem Schiff besicherte Anleihe hatte ein Rating von A, während Scope die Emittentin nur mit CCC+ bewertete. Am Ende betrug der Wert des Schiffes jedoch nur etwa ein Viertel dessen, was Scope angenommen hatte, teilte die Kanzlei Schirp & Partner mit, die das Urteil für eine Privatanlegerin erstritten hat.
Das Gericht monierte, die Ratingagentur habe „völlig unkritisch“ den Schiffswert aus einem von der Emittentin beauftragten Kurzgutachten übernommen. Den geschädigten Anlegern, die sich auf das positive Rating verlassen hatten, müsse Scope daher Schadensersatz leisten. Laut Gericht greife die sogenannte Expertenhaftung, wie sie auch für Treuhänder und Wirtschaftsprüfer gilt. Scope hält die Schadensersatzklage für unbegründet und kann noch die nächsthöhere Instanz anrufen. Die 10. Zivilkammer des Landgerichts Berlin hatte in einem ähnlichen Fall bereits einmal zugunsten der Ratingagentur geurteilt und eine Anlegerklage abgewiesen.
Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Die Sächsische Dampfschiffahrt (SDS) hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Unternehmen durchläuft bereits seit 2019 eine Restrukturierung. Dadurch sei eine Gewährung von Corona-Soforthilfen durch Bund und Land ausgeschlossen gewesen, teilte SDS mit. Als vorläufiger Sachwalter ist Frank-Rüdiger Scheffler von der Kanzlei Tiefenbacher Rechtsanwälte eingesetzt. Burkhard Jung vom Beratungshaus „Restrukturierungspartner“ ist als CRO in die Geschäftsführung eingetreten. Das Unternehmen sucht nun nach einem Investor.
Das Unternehmen für Zeitschalttechnik Grässlin hat Insolvenzantrag gestellt. Die Corona-Pandemie habe zu „erheblichen Umsatzrückgängen“ geführt, hieß es zur Begründung. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Stefano Buck von der Kanzlei Schultze & Braun eingesetzt.
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Das Handelsunternehmen Dielmann will die Gruppenunternehmen Schuhhaus Dielmann sowie Sporthaus Robert Hübner über Schutzschirmverfahren sanieren. Zuvor war ein Kreditantrag für eine Überbrückungsfinanzierung durch die KfW abgelehnt worden. Der auf Handelsunternehmen spezialisierte Restrukturierer Michael Specht wird als CRO in die Geschäftsführung des Schuhhaus Dielmann eintreten und das Unternehmen mit Georg Bernsau von der Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff führen. Die Geschäftsführung des Sporthaus Robert Hübner übernehmen Steffen Schneider von der Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff sowie Interim-Manager Kristian Schneider. Steffen Rauschenbusch (Ernestus Rechtsanwälte) ist zum vorläufigen Sachwalter bei Schuhhaus Dielmann bestellt worden, beim Sporthaus übernimmt diese Aufgabe Markus Ernestus.
Der Vorarlberger Wäschehersteller Huber hat für vier Gesellschaften einen Antrag auf Sanierung in Eigenverwaltung gestellt. Betroffen sind die Einheiten Huber Holding, Arula, Huber Shop sowie Huber Tricot. Durch die Covid-19-Maßnahmen sei es zu Umsatzeinbußen von 20 Millionen Euro gekommen, sagte ein Sprecher gegenüber der Agentur APA. Nach Angaben der „Vorarlberger Nachrichten“ soll sich zuletzt eine der Hausbanken gegen eine Finanzspritze gestellt haben.
Die Personalberatung Fair Personal + Qualifizierung hat Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Zur Begründung hieß es, die Nachfrage nach Personalvermittlung sei infolge der Coronakrise stark eingebrochen. Eric Coordes (Wirtschaftskanzlei Mönig) unterstützt das Unternehmen in der Restrukturierung. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter. Vorläufiger Sachwalter ist Stefan Meyer (Pluta).
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Der börsennotierte Autozulieferer Aumann will den Geschäftsbetrieb der Aumann Berlin in Hennigsdorf einstellen. Als kleinste Produktionseinheit der Aumann Gruppe habe der Standort zuletzt einen Umsatz von rund 11 Millionen Euro erzielt und das Konzernergebnis „deutlich belastet“, teilte das Unternehmen mit. Derzeit laufende Kundenprojekte würden bis zum Jahresende abgeschlossen. Die Standortschließung betrifft alle dort angesiedelten 65 Arbeitsplätze. Sie ist Teil eines umfassenderen Pakets zur Anpassung der Kostenstruktur.
Das westfälische Unternehmen Griebsch & Rochol Druck aus Hamm hat Insolvenz beantragt. Andreas Grund von Andres Partner ist als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Er sucht nun nach einem neuen Investor. Griebsch & Rochol Druck befindet sich bereits seit einiger Zeit in einem Restrukturierungsprozess. Aufgrund der Coronakrise war der Umsatz des Druckereiunternehmens zu über 50 Prozent weggebrochen.
Distressed M&A-Deals
Die Berliner Handelskette für E-Zigaretten Hello Vape ist aus dem im Februar 2020 beantragten Insolvenzverfahren heraus verkauft worden. Als vorläufiger Insolvenzverwalter war Sebastian Laboga (Pluta) bestellt worden, das Beratungshaus Centuros hatte den M&A-Prozess begleitet. Der namentlich nicht genannte Käufer übernimmt 16 der im Februar noch 18 Shops sowie zwei Online-Geschäfte. Laboga zufolge gab es mehrere bindende Angebote, die nun erzielte Vereinbarung bringe für die Gläubiger das beste Ergebnis. Finanzielle Details nannte er nicht.
Für den Medizinprodukte-Hersteller Curasan gibt es laut Insolvenzverwalter Frank Schmitt von Schultze & Braun mehrere Interessenten: Eine Handvoll Investoren hätten im Rahmen des mit dem Beratungshaus Saxenhammer umgesetzten Investorenprozesses bislang indikative Angebote abgegeben. Das Insolvenzverfahren wurde am 1. Juni eröffnet. Das Unternehmen soll über einen Insolvenzplan saniert werden, der den Einstieg eines Investors vorsieht.
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Der Investor Deutsche Mittelstandsholding will den Dentalhändler Pluradent übernehmen, der im Februar eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt hatte. Die Gläubigerausschüsse stimmten dem Angebot sowie den Insolvenzplänen für Pluradent und der zur Pluradent-Gruppe gehörenden GLS Logistik zu. Zuletzt seien zwei „nahe beieinanderliegende Angebote von Investoren“ in der Endauswahl gewesen, teilte das Unternehmen mit. Das Beratungshaus GT Restructuring hat die Erstellung des Sanierungskonzepts begleitet.
Die Droege Group übernimmt den E-Commerce-Händler für Kleinkindbedarf Tausendkind aus der Insolvenz. Die Geschäfte der Weltbild-Marke Kidoh werden mit Tausendkind zusammengeführt, kündigte Droege an. Als Insolvenzverwalter von Tausendkind war Jesko Stark (Greenberg Traurig) eingesetzt, GT Restructuring und Centuros haben die Investorensuche begleitet. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen.
Der Edelmetallverarbeiter Saxonia übernimmt zum 30. Juni die Doduco Gruppe aus Pforzheim. An Doduco war gut zehn Jahre lang der US-Investor Tinicum Capital Partners beteiligt. Das Unternehmen hatte zuletzt eine Restrukturierung durchlaufen, in deren Rahmen ein Sozialplan mit Interessensausgleich abgeschlossen wurde. Diese Restrukturierung habe eine Verlängerung der Bankfinanzierung der Doduco Gruppe ermöglicht, heißt es in einer Mitteilung. Die neue Finanzierungsstruktur und die Fortschritte bei der Restrukturierung waren Saxonia-Geschäftsführer Stefan Wolff zufolge eine Voraussetzung für den Kauf. Über den Kaufpreis und Details der Transaktion wurde Stillschweigen vereinbart.
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Die Asia-Imbiss-Kette Coa könnte weitgehend vom Markt verschwinden, berichtet das Fachportal „Food-Service“. Coa mit insgesamt 17 Standorten hatte im vergangenen Oktober eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Ein Komplettverkauf der Kette glückte seitdem nicht, nun werden Einzelstandorte verkauft. Die Restaurants in Köln und Stuttgart wechseln „Food-Service“ zufolge nun im Sommer an die Peter Pane Burgerkette, dem Großteil der weiteren Standorte droht dem Bericht zufolge die Schließung. An Coa war seit 2015 die Beteiligungsgruppe Co-Investor beteiligt.
Die insolvente Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) spricht mit einem potentiellen Investor: Wie das Unternehmen am vergangenen Donnerstag mitteilte, befinde man sich mit der Pella Sietas Gruppe in Verhandlungen über eine mögliche Übernahme. Die Gespräche seien noch nicht abgeschlossen. Wie viele der aktuell rund 650 Arbeitsplätze im Fall einer Übernahme erhalten blieben, sei noch unklar. Pella Sietas gehört zur russischen Werftengruppe Pella mit Sitz in St. Petersburg. Die Hamburger Sietas-Werft kam 2014 ebenfalls als Kauf aus einer Insolvenz zur Gruppe.
Beendete Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Der Feinblech- und Kunststoffunternehmen Procontur hat die Mitte November 2019 beantragte Eigenverwaltung im Schutzschirmverfahren beendet. Den mit der Kanzlei Buchalik Brömmekamp erarbeiteten Restrukturierungsplan haben die Gläubiger einstimmig angenommen. Das Unternehmen ist nun von Altlasten befreit und verfügt nach eigener Aussage über mehr Liquidität als zu Beginn des Verfahrens. Die Volksbank Raiffeisenbank Wittlich als Finanzierer habe den Prozess unterstützt und der Restrukturierung von Verbindlichkeiten zugestimmt. Sachwalter war Jens Lieser (Lieser Rechtsanwälte).
Die Metzgerdruck-Tochter abcdruck hat einen neuen Eigentümer gefunden. Metzgerdruck-Insolvenzverwalter Patric Naumann (Kanzlei Pabst, Lorenz + Partner) übertrug sie zu einem nicht genannten Preis an Printec Solutions und den Unternehmer Marcus Kalle. Die M&A-Berater von Allert & Co. haben den M&A-Prozess begleitet. Abcdruck war von der Insolvenz der Mutter nicht betroffen. Metzgerdruck hatte Anfang April eine Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und wird in dem Prozess von Dirk Adam und Henrik Schmoll (Kanzlei Wellensiek) begleitet. Im Juni wurde das Verfahren eröffnet. Eine Lösung für Metzgerdruck steht noch aus.
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Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung des Automobilzulieferers A. Maier Präzision aus Villingen-Schwenningen ist Ende Mai aufgehoben worden. Zuvor hatte die Gläubigerversammlung den Insolvenzplan angenommen. Als Sachwalter war Dirk Pehl (Schultze & Braun) bestellt worden. Die erste Quotenzahlung an die Gläubiger sowie der Sozialplan an die Arbeitnehmer seien inzwischen ausbezahlt worden, teilte die Kanzlei Nickert mit, die das Unternehmen beraten hat. Weitere Zahlungen an die Gläubiger sind jeweils für Mai 2021 und 2022 terminiert.
Das Amtsgericht Mönchengladbach hat das Schutzschirmverfahren der SPT Production aufgehoben, das Unternehmen gilt damit als entschuldet. Die Gläubiger des Produzenten von Dichtungen für die Automobil- und Bauindustrie hatten den Insolvenzplan Ende April angenommen. Buchalik Brömmekamp hat SPT bei der Erstellung eines Sanierungskonzepts begleitet. Binar Bähr (White & Case) war als Sachwalter eingesetzt.
Weitere Restrukturierungen und Branchennews
Die Gläubiger von Gerry Weber stunden bis Ende 2023 35 Prozent ihrer Forderungen. Die Eigentümer Robus, Whitebox und J.P. Morgan steuern nach FINANCE-Informationen ebenfalls Stundungen sowie in kleinerem Umfang frisches Kapital bei. Eine besondere Herausforderung habe darin bestanden, den Insolvenzplan außerinsolvenzlich noch einmal aufzuschnüren, erklärte CRO Florian Franknach der Einigung gegenüber FINANCE. Im Geschäftsbericht wies Gerry Weber Ende 2019 kurzfristige Verbindlichkeiten gegenüber Insolvenzgläubigern von rund 74 Millionen Euro und langfristige Verbindlichkeiten über 39 Millionen Euro aus. Ein Darlehen der Insolvenzplansponsoren war mit rund 34 Millionen Euro erfasst. Ein Team der Kanzlei Gleiss Lutz unter Federführung von Kai-Arne Birke und Matthias Tresselt hat Robus und Whitebox bei der Einigung über das Konzept beraten.
Odenwald-Chemie verlagert im Rahmen seiner Restrukturierung Produktionsprozesse ins Ausland. Wie das Unternehmen ankündigte, soll die derzeit in Neckarsteinach angesiedelte PE-Schaumstoffverarbeitung bis Ende November 2020 nahezu vollständig zur einer Tochtergesellschaft nach Tschechien verlagert werden. In Deutschland sei der Betrieb „nicht mehr wirtschaftlich“, begründete das Management den Schritt. In Produktion und Verwaltung sowie Vertrieb will Odenwald-Chemie bis Ende 2022 zudem 90 der rund 300 Arbeitsplätze abbauen.
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Der kriselnde Windanlagenhersteller Enercon aus Aurich hat im Zuge der Restrukturierung ein finanzielles Zwischenziel erreicht: Wie die F.A.Z. unter Berufung auf das Management berichtet, hat das Unternehmen sich mit einer Gruppe aus zehn Banken auf eine neue Finanzierung über 1,15 Milliarden Euro geeinigt. 550 Millionen Euro entfallen auf eine Verlängerung bestehender Darlehen, der Rest entfällt auf eine neue Garantielinie. Einzelne Standorte will Enercon im Zuge der Neuausrichtung an externe Investoren abtreten. Dennoch soll es einen weiteren Stellenabbau geben. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Konzern die Streichung von 3.000 Arbeitsplätzen angekündigt, insgesamt arbeiten in den Gruppenunternehmen 18.000 Mitarbeiter.
Im Rahmen des im April eröffneten Insolvenzverfahrens der Schweizer Group Global hat Insolvenzverwalter Marcus Winkler (Kanzlei Winkler Gossak) eine Fortführungsvereinbarung mit zwei wichtigen Kunden des Herstellers von Aluminiumdruckgusskomponenten geschlossen. Dies sei eine Voraussetzung für die laufende Suche nach einem Investor. Winkler zufolge fänden „nahezu täglich Gespräche mit den Interessenten sowie den Kunden“ statt, um abzuklären, welche Investorenlösung umsetzbar sei. Allerdings seien aufgrund der Coronakrise die Produktionsaufträge der Hauptkunden „größtenteils weggebrochen“.
Die Zahl der Großinsolvenzen in Deutschland ist im ersten Quartal auf ein Acht-Jahres-Hoch gestiegen. Zwischen Januar und März haben in Deutschland 45 Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 20 Millionen Euro Insolvenz beantragt, das sind zehn Unternehmen mehr als im vierten Quartal 2019 und 16 mehr als im Vorjahreszeitraum. 20 der 45 Insolvenzanträge wurden im März gestellt. Das größte Verfahren ist jenes des Modehauses Esprit, das sich über ein Schutzschirmverfahren sanieren will, zeigt der FINANCE-Insolvenz-Report, den die Restrukturierungsberatung Falkensteg exklusiv für FINANCE erstellt.
Personalien aus der Branche
Der Restrukturierer Michael Keppel wird CRO bei Douglas. Er wird das Management Board vom 1. Juli an ergänzen. Zu diesem Zeitpunkt kehrt auch die zuletzt erkrankte CEO Tina Müller zurück. Keppel soll ein Konzept zur Repositionierung entwickeln, mit dem Douglas auf veränderte Marktbedingungen und die Folgen der Coronavirus-Pandemie reagieren möchte. Unter anderem möchte die Kosmetikkette den E-Commerce ausbauen und arbeitet an einem Konzept für die europäischen Ladengeschäfte. Keppel ist seit mehr als 25 Jahren als Restrukturierer aktiv. Im Retail-Sektor begleitete er unter anderem 2005 die Sanierung der Drogeriemarktkette „Ihr Platz“, die später bis zur Insolvenz zu Schlecker gehörte. 2011 gründete er das Beratungshaus Keppel Managementpartners. Zu seinen weiteren Stationen zählen Alvarez & Marsal sowie Alix Partners.
Der auf Sanierungs- und Insolvenzrecht spezialisierte Jurist Clemens Jaufer hat eine Rechts- und Strategieberatung für Unternehmen in Krisensituationen gegründet. Teil der Kanzlei Jaufer Rechtsanwälte wird auch Mario Leistentritt, der als Partner einsteigt. Die Kanzlei eröffnet mit Standorten in Graz und Wien. Jaufer war mehr als 13 Jahre Partner bei Scherbaum Seebacher, zu seinen weiteren Stationen zählen KPMG und FWP. Auch Leistentritt arbeitete von 2010 bei Scherbaum Seebacher. Neben den beiden Partnern arbeiten zum Start drei weitere Juristen in der Kanzlei.
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