Maschinenbauer Stürtz ist insolvent
Stürtz, ein Hersteller von Maschinen für die Kunststoff-Fensterproduktion, hat kürzlich Insolvenz angemeldet. Die finanziellen Schwierigkeiten sind demnach durch Weiterverkäufe im Private-Equity-Bereich verursacht worden. Details gibt das Unternehmen nicht preis. Jedoch: Infolgedessen war der jetzige Gesellschafter nicht mehr bereit, Stürtz weiteres Kapital zur Verfügung zu stellen, um es zu finanzieren. Das haben die vorläufigen Insolvenzverwalter Jens Lieser und Alexander Jüchser (Lieser Rechtsanwälte) in einer Mitteilung bekanntgegeben. Dennoch bleibe der Geschäftsbetrieb stabil, da die Auftragsbücher bis Mitte 2026 voll seien, so die Insolvenzverwalter. Sie arbeiten nun mit der Geschäftsführung zusammen, um Sanierungsoptionen zu prüfen und Investorenlösungen zu finden.
Das Unternehmen ist international präsent und bietet Maschinen sowie Automatisierungslösungen für die Fensterproduktion an. Die Auslandstöchter sind von der Insolvenz nicht betroffen, und die Produktion läuft regulär weiter. Die Geschäftsführung plant, einen M&A-Prozess zu initiieren, um einen strategischen Investor zu gewinnen und eine wirtschaftlich tragfähige Lösung zu erarbeiten.
Stürtz setzt auf die Expertise und das Engagement seiner Belegschaft, um den Neustart zu meistern. Die Mitarbeitenden seien ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs und sollen auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, so Stürtz. Das Unternehmen hofft, durch die Restrukturierung seine Position als Anbieter von Maschinenlösungen zu festigen und langfristig zu sichern.
Monsoon-Gläubiger erhalten 89-Prozent-Quote
Im Insolvenzverfahren des Modeschmuckhändlers Monsoon Accessorize Germany kann der Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt (Pluta) eine bemerkenswert hohe Insolvenzquote von 89 Prozent vermelden. Eine siebenstellige Summe konnte demnach an die Gläubiger ausgezahlt werden. Diese hohe Quote ist in der Mode- und Einzelhandelsbranche selten. Das Team um Willrodt und Marlene Scheinert (Pluta) führte den Geschäftsbetrieb sechs Monate weiter, konnte jedoch keinen Investor für die deutsche Gesellschaft gewinnen, da eine Lizenz für die Markenrechte, die der Muttergesellschaft in Großbritannien gehörten, nicht angeboten werden konnte. Stattdessen konzentrierten sie sich auf den zügigen Verkauf der Warenbestände in den Filialen.
Neben dem erfolgreichen Warenverkauf führten die Sanierungsexperten intensive Verhandlungen mit Vermietern, um Vermieterpfandrechte zu klären, und setzten rechtliche Ansprüche gegenüber ausländischen verbundenen Unternehmen durch. Diese strategischen Maßnahmen ermöglichten es, nahezu den gesamten Warenbestand ohne erhebliche Preissenkungen zu verkaufen und mehrere insolvenzrechtliche Ansprüche durchzusetzen. Das Verfahren ist nun abgeschlossen.
Luxshare besitzt nun 50,1 Prozent an Leoni
Seit Anfang Juli ist der Verkauf der Mehrheitsanteile von Leoni an die chinesische Luxshare abgeschlossen. Die Wirtschaftskanzlei Dentons beriet die Schuldscheingläubiger von Leoni bei der Rückführung ihrer Darlehen. Luxshare erwarb 50,1 Prozent der Anteile und die Kabelsparte von Leoni, was die finanzielle Restrukturierung des Automobilzulieferers abschließt, heißt es in der Mitteilung. Seit 2022 unterstützte ein Team um Andreas Ziegenhagen (Dentons) die Gläubiger im Starug-Verfahren. Leoni, mit Sitz in Nürnberg, beschäftigt 87.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit und bietet Lösungen für das Energie- und Datenmanagement in der Automobilindustrie.
Leoni
Cash-Drain, CFO-Wechsel, verpatzte Projekte und kassierte Prognosen: Der Automobilzulieferer Leoni braucht frisches Geld und will sich aufspalten. Nicht nur Börsianer, auch die Kreditgeber sind alarmiert.
Baywa erhält erste Restrukturierungskapitalerhöhung
Der kriselnde Agrarkonzern Baywa hat die erste Tranche einer Restrukturierungskapitalerhöhung von der Baader Bank erhalten. Das teilte die Kanzlei Ashurst mit, welche die Baader Bank beraten hat. Diese Transaktion ist die erste ihrer Art, bei der im Rahmen eines Starug-Verfahrens eine Kapitalerhöhung zur Restrukturierung unter Beibehaltung der Börsennotierung durchgeführt wird. Die erste Tranche, die den Baywa-Ankeraktionären vorbehalten war, wurde mit einem Volumen von 125 Millionen Euro abgeschlossen. Die zweite Tranche, die im Oktober 2025 startet, soll allen Aktionären den Bezug neuer Aktien ermöglichen.
Segula Technologies beantragt Eigenverwaltung
Segula Technologies, ein Anbieter von Ingenieur- und Testdienstleistungen für die Automobilindustrie, ist in die Insolvenz in Eigenverwaltung gegangen. Das geht aus einer Meldung des Generalbevollmächtigten Daniel Schwartz (White & Case) hervor. Jürgen Erbe (Schultze & Braun) wurde als vorläufiger Sachwalter bestellt. Das zur französischen Segula-Gruppe gehörende Unternehmen mit Sitz in Rüsselsheim beschäftigt rund 350 Mitarbeiter und betreibt Testzentren sowie eine Testrecke in Rüsselsheim und Rodgau-Dudenhofen.
Marke „Mein Foto“ wächst mit Orwo
Der insolvente Fotodienstleister Orwo Net aus Bitterfeld-Wolfen hat mit Picanova aus Köln, Teil der The Customization Group (TCG), einen neuen Eigentümer gefunden. Die Übernahme sichert den Produktionsstandort und die Mehrheit der Arbeitsplätze. Orwo hatte im März aufgrund rückläufiger Printvolumina, der anhaltenden Digitalisierung, volatilen Papierpreisen und steigenden Energie- und Logistikkosten Insolvenz angemeldet. Mit der Akquisition stärkt TCG, bekannt durch Marken wie „Mein Foto“, seine Produktionskapazitäten im Fotodruckmarkt. Die Beratung erfolgte durch ein Team um Marcus Richter und Michael Schaumann (Görg), als Insolvenzverwalter war Christian Heintze (BBL) aktiv. Enomyc hat das Insolvenzverfahren kaufmännisch begleitet.
Distressed M&A
Der Markt für Distressed-M&A-Deals boomt. Die wichtigsten Besonderheiten bei den Transaktionen und aktuelle Fälle gibt es hier im Überblick.
Das können Geschäftsführer vom Fall Schuhbeck lernen
Der Fall Alfons Schuhbeck zeigt eindrücklich, wie schnell finanzielle Fehlentscheidungen zu gravierenden Konsequenzen führen können. Der bekannte Star-Koch wurde wegen Insolvenzverschleppung zu einer Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt, da er die Insolvenzantragspflicht missachtete und damit Lieferanten und Gläubiger in finanzielle Schwierigkeiten brachte.
Elske Fehl-Weileder (Schultze & Braun) erklärt, dass Insolvenzverschleppung auftritt, wenn ein Geschäftsleiter trotz Zahlungsunfähigkeit keinen Insolvenzantrag stellt. „Wichtig ist: Bei bestimmten Gesellschaftsformen von Unternehmen – etwa den weit verbreiteten Gesellschaften mit beschränkter Haftung, den GmbHs und UGs, und auch bei Aktiengesellschaften, AGs – ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass die handelnden Personen einen Insolvenzantrag stellen müssen, wenn das Unternehmen insolvenzreif ist“, sagt Fehl-Weileder.
„Jede Insolvenzakte geht automatisch auch an die zuständige Staatsanwaltschaft.“
Dies könne zu erheblichen Haftungsrisiken führen. Bei der Insolvenzverschleppung hafte der Geschäftsleiter mit seinem Privatvermögen für Beträge, die aus dem Unternehmen abgeflossen sind, nachdem es eigentlich bereits insolvent war – etwa durch Zahlungen an Banken, Dienstleister oder Lieferanten. Dass Geschäftsleiter sich in Insolvenzverfahren mit zivil- und strafrechtlichen Konsequenzen konfrontiert sehen, komme jedoch immer wieder vor. „Jede Insolvenzakte geht automatisch auch an die zuständige Staatsanwaltschaft, die das Verfahren dann auf strafrechtlich relevante Tatbestände prüft“, sagt Fehl-Weileder.
In der Praxis werden Insolvenzanträge oft zu spät gestellt, da Geschäftsleiter die Hoffnung auf eine Rettung des Unternehmens nicht aufgeben wollen oder frühe Krisenanzeichen übersehen. Das kann jedoch die Chancen auf eine erfolgreiche Restrukturierung erheblich mindern. Fehl-Weileder betont, dass ein frühzeitiger Insolvenzantrag die Möglichkeit biete, das Unternehmen zu sanieren und die Haftungsrisiken zu minimieren. Ein prominentes Beispiel wie Schuhbeck verdeutlicht, dass ein rechtzeitiges Eingreifen entscheidend sein kann, um das Lebenswerk zu bewahren.
Von Saenger leitet künftig das Sanierungsarbeitsrecht

Die auf Sanierungsarbeitsrecht spezialisierte Abteilung von Schultze & Braun steht seit Juli unter neuer Leitung. Joachim Zobel, der die Abteilung seit 2001 aufgebaut hat, übergab die Führung an Alexander von Saenger, bleibt jedoch weiterhin als Berater aktiv. Von Saenger ist seit 2004 bei Schultze & Braun und hat in zahlreichen großen Insolvenzverfahren, wie bei Condor und Esprit, die arbeitsrechtlichen Belange betreut. Er sieht vor allem in der Digitalisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz zentrale Themen für die Zukunft. Die Abteilung, die bundesweit tätig ist, berät Unternehmen in arbeitsrechtlichen Fragen während Restrukturierungen und Insolvenzverfahren.
Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
