Erneuter Personalwechsel bei Corestate: Der angeschlagene Immobilienkonzern und sein ehemaliger CEO René Parmantier gehen getrennte Wege, wie Corestate auf FINANCE-Anfrage bestätigte. Über den Abgang hatte am heutigen Freitag zunächst die „Wirtschaftswoche“ unter Berufung auf mehrere Insider berichtet.
Damit endet Parmantiers Zeit bei dem Immobilienkonzern bereits nach rund eineinhalb Jahren. Der langjährige Chef des Brokerhauses Oddo Seydler hatte den CEO-Posten bei Corestate im Dezember 2020 überraschend angetreten, nachdem dort zuvor Personal-Wirwarr geherrscht hatte. Parmantier war auf Lars Schnidrig gefolgt, der wieder als CFO übernahm und den Konzern inzwischen ebenfalls verlassen hat. Aktueller Finanzchef ist seit August 2021 der Ex-Uniper-Manager Udo Giegerich, nachdem zuvor Parmantier den Posten interimistisch mitbetreut hatte.
Ex-CEO Parmantier leitete die Corestate Bank

Seine Zeit bei dem Immobilienkonzern verlief glücklos. Den CEO-Posten musste Parmantier bereits im März dieses Jahres abgeben. Neben den CEO-Aufgaben hatte er im Februar zusätzlich die Verantwortung für das Segment „Real Estate Debt“ und damit auch die Geschäftsführung der Corestate Bank übernommen.
Nach dem Einstieg der beiden Investoren Karl Ehlerding und Stavros Efremidis bei dem Immobilienkonzern im vergangenen Dezember hatte Parmantier den CEO-Posten zwar zunächst weiter besetzt, war im Frühjahr dann aber von Stavros Efremidis als CEO abgelöst worden und leitet seitdem nur noch Real Estate Debt und die Konzerntochter Corestate Bank – eine Degradierung die offensichtlich nicht von langer Dauer war.
Parmantiers Pläne zur Sanierung des angeschlagenen Immobilienkonzernes gingen nicht in allen Teilen auf. Zwar konnte Corestate im Jahr 2021 die Gewinnprognose von 90 bis 115 Millionen Euro ganz knapp erreichen, beim Thema Schuldenabbau wurden die selbstgesteckten Ziele jedoch verfehlt. Die Reduzierung der Verschuldung wird eine wichtige Aufgabe für den jetzigen CEO Efremidis.
Corestate rutscht tiefer in eine Bilanzkrise
Insgesamt sieht die Lage für den Immobilienfinanzierer derzeit alles andere als rosig aus, Corestate Capital rutscht immer tiefer in eine Bilanzkrise hinein. Im vergangenen Monat musste das Unternehmen „substanzielle Wertanpassungen“ im Segment Real Estate Debt sowie eine Risikovorsorge für ausstehende Performance-Gebühren und Brückenfinanzierungen der Tochter Helvetic Financial Services (HFS) in Höhe von 392 Millionen Euro vornehmen. Darüber hinaus mussten bei der Corestate Bank Firmenwerte um 61 Millionen Euro angepasst werden.
Der Konzern erklärt diese Schritte mit den gestiegenen Unsicherheiten im Immobiliensektor, der Zins- und Inflationsentwicklung sowie mit Rückgängen im Transaktionsgeschäft. Es ist bereits die zweite Abschreibung für das Unternehmen in diesem Jahr.
Die Geduld der Aktionäre am Kapitalmarkt ist inzwischen erschöpft, die Aktie liegt in dieser Woche auf einem neuen Tiefpunkt von knapp über 1 Euro und droht damit zum Pennystock zu werden. Nächste Baustelle für das Unternehmen wird die Refinanzierung von zwei Anleihen sein, die im November 2022 und April 2023 fällig werden – insgesamt 500 Millionen Euro.
thomas.holzamer[at]finance-magazin.de
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.
