Neben dem ebenfalls erst frisch ins Amt berufenen neuen CEO Ulrich Körner, hat die Credit Suisse nun auch die Nummer 2 im Vorstand neu besetzt: Ab 1. Oktober wird Dixit Joshi Chef über die Finanzen der Credit Suisse ernannt. Noch-CFO David Mathers hatte seinen Weggang bereits im Frühjahr angekündigt, wollte aber bleiben, bis eine Nachfolge gefunden wurde.
Joshi kennt die Traditionsbank gut, ist es doch das zweite Mal, dass er für die Credit Suisse arbeiten wird. Zwischen 1995 uns 2003 war er als Managing Director für die Bank in London und New York tätig
Dixit Joshi ist Experte für Restrukturierungen

Die vergangenen elf Jahre stand der Manager jedoch im Dienst der Deutschen Bank – die letzten fünf Jahre davon als Group Treasurer, wo er eine Schlüsselrolle bei der Restrukturierung der Bank und ihrer Bilanz spielte, wie sein neuer Arbeitgeber Credit Suisse betont. Bei der Deutschen Bank läuft nun die Nachfolgesuche, erklärt die Bank gegenüber FINANCE, zeigte sich aber angesichts ihres laut eigenen Angaben solide aufgestellten Treasuries entspannt.
Gerade Joshis Restrukturierungs-Know-how dürfte ein entscheidendes Einstellungskriterium bei der Credit Suisse gewesen sein, denn die Schweizer kommen aus finanziellen Schieflage nicht heraus.
Für das erste Halbjahr musste die Bank erneut einen überraschend hohen Milliardenverlust bekanntgeben: Vor Steuern lag das Minus bei 1,6 Milliarden Schweizer Franken (umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro). Auch bereinigt steht ein Verlust von 142 Millionen Franken zu Buche.
Als „enttäuschend, insbesondere in der Investment Bank“, hatte der damalige CEO Thomas Gottstein die Zahlen ungeschönt beschrieben. Im Investment Banking schrieb die Bank allein im zweiten Quartal einen Vorsteuerverlust von 1,2 Milliarden Franken.
Nun muss das neue Management zeigen was es kann. Körner sieht die Credit Suisse auf dem Weg „zu einer stärkeren, einfacheren und effizienteren Gruppe mit nachhaltigeren Erträgen“. Das verlangen auch die Aktionäre, und erhöhen den Druck auf neue Management. Allen voran US-Investor Harris Associates, der mit einer Beteiligung von rund 10 Prozent zu den Großaktionären der Bank zählt, fordert mehr Tatendrang.
Gegenüber „Bloomberg TV“ brachte der US-Investor kürzlich einen Verkauf des Investmentbankings in Spiel. Nachhaltige Erträge erwirtschaften sei zwar die bevorzugte Lösung für die Aktionäre, aber wenn dies nicht klappt, müsse die Bank einen Verkauf, eine Abspaltung oder eine Fusion prüfen, zitierte das „Handelsblatt“ Harris-Associates-Anlagechef David Herro.
Großer Vorstandsumbau bei der Credit Suisse
Joshi ist nicht die einzige Veränderung, mit der die Bank ihren Vorstand um Ulrich Körner stärken will. Francesca McDonagh wird zum 19. September als Gruppen-COO die Leitung des operativen Geschäfts übernehmen und Michael J. Rongetti ist ab sofort zum ad interim CEO der Asset-Management-Division ernannt. Alle drei Neuzugänge berichten an CEO Körner.
Außerdem übernimmt Francesco De Ferrari, CEO der Wealth Management Division, per sofort die Leitung für die Region Europe, Middle East and Africa (EMEA), nachdem er diese Rolle seit Januar 2022 interimistisch innehatte. Für diese Rolle sei eigentlich McDonagh vorgesehen gewesen, erklärt die Bank.
Sie soll nun aber als neue COO bei der „Steuerung und strategischen Entwicklung der Gruppe unterstützen, einschließlich der operativen und kostenbezogenen Transformationsprojekte“, wie es aus der Schweiz heißt. Zudem wird Michael Bonacker ab September als neuer Group Head of Transformation die Kostentransformation der Gruppe verantworten.
Alle Neuzugänge stießen „mit einer beeindruckenden Erfolgsbilanz an diesem wichtigen Zeitpunkt zur Credit Suisse“, betont Verwaltungsratspräsident Axel P. Lehmann. Auch der neue CEO Körner schätzt die „profunden Kenntnissen in der Finanzdienstleistungsbranche“.
Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.
