NEUZur Serie: Top-Dealmaker

Newsletter

Abonnements

Credit Suisse will das Investmentbanking stutzen

Der Aktienkurs der Credit Suisse verlor über 30 Prozent. Die Bank braucht wohl Staatshilfe. Foto: Credit Suisse
Der Aktienkurs der Credit Suisse verlor über 30 Prozent. Die Bank braucht wohl Staatshilfe. Foto: Credit Suisse

Die Credit Suisse kommt nicht aus der Krise heraus. Nun muss die Bank erneut einen Milliardenverlust bekanntgeben, der noch höher ausfiel, als vom Markt erwartet: Vor Steuern lag das Minus im ersten Halbjahr 2022 bei 1,6 Milliarden Franken. Auch bereinigt steht ein Verlust von 142 Millionen Franken zu Buche. Vor allem das zweite Quartal schlug ein: Der Vorsteuerverlust lag bei rund 1,2 Milliarden Franken. „Unsere Ergebnisse für das zweite Quartal 2022 sind enttäuschend, insbesondere in der Investment Bank“, fasst Thomas Gottstein, Noch-CEO der Bank zusammen.

Die Bank fuhr im Investmentbanking im zweiten Quartal einen erheblichen Vorsteuerverlust von 1,2 Milliarden US-Dollar ein. Der bereinigte Verlust lag bei 860 Millionen US-Dollar, im Vorjahr bilanzierte das Investmentbanking noch einen Gewinn von 663 Millionen Dollar. Der Nettoertrag ging um 43 Prozent zurück.

In der Folge kündigt das Schweizer Bankhaus an, die Strategie erneut anzupassen. Man habe bereits eine umfassende Überprüfung eingeleitet, um die Ausrichtung auf das Geschäft im Wealth Management, in der Swiss Bank, wo die Bank Finanzlösungen für Privat-​, Firmen-​ und institutionelle Kunden anbietet, die hauptsächlich in der Schweiz ansässig sind, und im Asset Management zu verstärken. „Dies wird durch eine grundlegende Transformation unserer Investment Bank gestützt“, so Gottstein.

Konkret heißt das: Die Investmentbank soll in ein „kapitalschonendes, beratungsorientiertes Bankgeschäft und ein stärker fokussiertes Marktgeschäft“ gewandelt werden. Wie stark die Einsparungen in dem Segment genau ausfallen sollen, und wie viele Jobs in der Sparte dies kosten könnte, ist noch nicht bekannt. Insgesamt will die Bank den Rotstift aber stark ansetzen: Die Kosten der Bank insgesamt sollen „mittelfristig“ auf unter 15,5 Milliarden Franken gesenkt werden.

Personaländerungen im Investmentbanking

Die Credit Suisse erklärt die Verluste im Investmentbanking durch deutlich geringere Emissionstätigkeiten an den Kapitalmärkten und den Rückgang der Kundenaktivität. Der Ertrag im Kapitalmarktgeschäft ist im Vergleich zum Vorjahresquartal um 96 Prozent eingebrochen. Hier schlägt vor allem ein Einbruch der für die Bank wichtigen Leveraged-Finance-Aktivitäten zu Buche. Auch der Anleihe- und Aktienhandel ging zurück.

Ein höherer Ertrag in der Beratung von Fusionen und Übernahmen habe den Rückgang nicht ausgleichen können. „Das Geschäft der IB war nicht positioniert, um von den volatilen Marktbedingungen zu profitieren, und Bereiche wie das Kapitalmarktgeschäft, in denen wir besonders stark sind, wurden erheblich beeinträchtigt“, fasst die Bank zusammen.

Alles zum Thema

Firmenkundengeschäft

Margendruck, Restrukturierungen, angriffslustige Auslandsbanken: Alles Wichtige zum harten Kampf im deutschen Firmenkundengeschäft.

Die Entwicklung hat auch Folgen für die personelle Führung der Investment Bank: Die Credit Suisse beruft zwei neue Co-Leiter für die Bereiche Banking und Markets. Die Positionen besetzen künftig David Miller und Michael Ebert. Der Investmentbanking-Chef Christian Meissner soll sich auf die strategische Transformation fokussieren. Bei dem Umbau der Investmentbank schaut ihnen zudem ein vom Verwaltungsrat geleiteter Ad-hoc-Ausschuss auf die Finger: das Investment Bank Strategy Committee.

Ulrich Körner wird Chef der Credit Suisse

Auch an der Spitze der gesamten Bank schlägt die Credit Suisse ein neues Kapitel auf. Der bisherige Chef Thomas Gottstein geht, für ihn kommt Ulrich Körner. Dieser ist bislang Chef des Asset Managements bei den Schweizern und soll den Posten ab dem 1. August übernehmen. Die Neuerung an der Spitze war bereits an die Medien durchgesickert und wurde von der Bank am heutigen Mittwoch bestätigt.

Körner wird auch das angeschlagene Image der Schweizer reparieren müssen, welches durch den Suisse-Secrets-Skandal angekratzt ist. Der Vorwurf, die Bank habe Kriminelle als Kunden akzeptiert, erschütterte das Geldhaus im Februar.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.